Peking. Der traurige Absturz der 15-jährigen Eiskunstläuferin Kamila Walijewa in der Olympia-Kür entsetzt Funktionäre und Athleten.
Das verstörende Eiskunstlauf-Drama um die 15 Jahre alte Kamila Walijewa hat Rufe nach harten Strafen für ihr gefühlskaltes Umfeld und einem Mindestalter für Olympia-Starter befeuert. „Als ich gesehen habe, wie sie von ihrem Umfeld empfangen wurde, mit etwas, was mir wie eine enorme Kälte vorkam - mir lief es kalt über den Rücken, zu sehen, was da geschah“, sagte IOC-Präsident Thomas Bach am Freitag in Peking zu den verstörenden Szenen bei der Kür der Damen. „Statt sie zu trösten, statt ihr zu helfen, nachdem was geschehen war, konnte man spüren, wie eiskalt die Atmosphäre war“, kritisierte der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees.
In der Tragödie um das schutzlos wirkende Schlittschuh-Wunderkind steht aber auch das IOC in der Kritik, das nach Ansicht des Vereins Athleten Deutschland den Schutz von Walijewa hätte gewährleisten müssen. „Es hätte geprüft werden müssen, ob sie in der Verfassung für eine Teilnahme am Wettbewerb war“, sagte Maximilian Klein, Sprecher für internationale Angelegenheiten. Stattdessen hätten alle Beteiligten „organisierte Verantwortungslosigkeit walten und die Athletin sehenden Auges in diese Situation schlittern lassen“.
DOSB-Chef Weikert schmerzt fehlende Fürsorge
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Das internationale Sportsystem dürfe nicht länger Anreize bieten, Athletinnen und Athleten für sportlichen Erfolg auszubeuten und dabei ihre Menschen- und Kinderrechte zu verletzen. „Sie haben ein Recht auf bestmöglichen Schutz und einen humanen Spitzensport“, betonte Klein.
Auch DOSB-Chef Thomas Weikert schmerzte die fehlende Fürsorge für die 15 Jahre alte Sportlerin. „Hier muss das Wohl der Athletin an oberster Stelle stehen“, sagte der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes. Für ihn sei es sehr verstörend, die Bilder von ihr zu sehen, „insbesondere die unempathische Reaktion ihrer Trainerin“.
Eislauf-Olympiasiegerin Savchenko bietet Hilfe an
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Getröstet wurde die junge Europameisterin von der früheren russischen Eiskunstläuferin Jewgenia Medwedewa. „Ich bin so glücklich, dass diese Hölle für dich vorbei ist“, postete die Olympia-Zweite von 2018 auf Instagram. „Ich gratuliere dir zum Ende der Winterspiele und hoffe, dass du ruhig leben und atmen kannst.“ Auch aus Deutschland bekam Walijewa Zuspruch. „Meine liebe süße Kamila! Ich bin mir sicher, dass alles, was du durchgemacht hast, dich nur noch stärker machen wird!“, schrieb Paarlauf-Olympiasiegerin Aljona Savchenko ebenfalls auf Instagram. „Du bist die Geisel der Situation.“
Katarina Witt war im ARD-Studio in Tränen ausgebrochen, als sie das Drama um Walijewa live kommentierte. „Was jetzt passiert ist, ist das Allerschlimmste, sie ist daran zerbrochen“, sagte die zweimalige Olympiasiegerin: „Man hat sie der Welt zum Fraß vorgeworfen, und alle haben zugesehen.“
„Jetzt ist ihre Karriere ein Sprung ins Ungewisse“, schrieb die italienische Zeitung La Repubblica zum Ende „eines der traurigsten Kapitels der Olympische Spiele“. Für die Washington Post ist die Qual von Walijewa „das traurige Vermächtnis der Peking-Spiele“. (fs/dpa/sid)