Essen. Was macht ein Sportdirektor, wenn der Erfolg ausbleibt? Er feuert den Trainer. Felix Magath treibt das System auf die Spitze. Eine Kolumne.
Wintertrainingslager des FC Schalke 04 im türkischen Belek, Januar 2011. Die Temperaturen waren angenehm, der Rasen war gepflegt, die Stimmung unter den Profis hätte bestens sein können. Zum Trainingsbeginn spielten sie in mehreren Gruppen „Fünf gegen Zwei“. Von der Bundesliga bis zur Kreisliga ein beliebtes Warmmachspielchen, bei dem es gerne auch laut zugeht. Weil getrickst und getunnelt wird, weil sich keiner gerne in der Mitte aufhält, um vorgeführt zu werden.
Unter den Schalkern aber war es damals ruhiger als nachts in der Bibliothek. Der Grund für die Stille: Am Rand stand ein General, der keinen Spaß verstand. Felix Magath, Trainer und Sportvorstand in Personalunion, zog seinen Plan durch, mit dem er Schalke in der Zeit seines Vierjahresvertrages zum Deutschen Meister machen sollte. Freude bei der Arbeit war in diesem Plan nicht vorgesehen.
Nur zwei Tage nach der Trennung auf Schalke war Magath zurück in Wolfsburg
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Zwei Monate nach dem Trainingslager wurde Magath, der das Team in seiner ersten Saison immerhin zur Vizemeisterschaft geführt hatte, auf Schalke entlassen. Er hatte die Alleinherrschaft beansprucht und den ganzen Verein in Aufruhr gebracht. Seine Maßnahmen waren genauso umstritten wie seine Menschenführung. Wie im Kaufrausch besorgte er neue Spieler und ging dabei nach dem schlichten Prinzip Versuch und Irrtum vor. Das Aufgebot war am Schluss dermaßen aufgeblasen, „dass wir schon überlegt haben, uns für die Auswärtsfahrten einen Knickbus anzuschaffen“, wie es der damalige Aufsichtsratschef Clemens Tönnies formulierte. Nur zwei Tage nach der Trennung hatte Magath schon einen neuen Job: beim VfL Wolfsburg, wieder als Trainer und Sportchef. Macht war ihm immer wichtig.
Seit Jahresbeginn ist der mittlerweile 67-Jährige als „Global Sports Director“ bei der Würzburger Online-Druck-Firma Flyeralarm tätig. In dieser Funktion verantwortet er zwei ambitionierte Fußball-Klubs: Flyeralarm ist Investor beim Zweitligisten Würzburger Kickers und sogar Namensgeber beim österreichischen Bundesligisten FC Flyeralarm Admira Wacker Mödling. Klingt nach großem Auftritt, nach der Masche Red Bull. Klappt nur nicht so ganz.
Zynischer Kommentar nach der Trainer-Entlassung in Würzburg
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Mödling und Würzburg stehen in ihren Ligen auf dem letzten Platz. Magaths Lösung? Er feuert Trainer. In Österreich hatte es schon zwei erwischt, in Würzburg wurde zum Wochenbeginn Bernhard Trares Nachfolger von Marco Antwerpen, der nach nur zwei Spieltagen Aufstiegstrainer Michael Schiele abgelöst hatte. Erst am Freitag vor einer Woche hatte Magath versichert, Antwerpen könne „in Ruhe weiterarbeiten“. Nach der Trennung am Montag kommentierte er zynisch: „Der Trainer kann in Ruhe weiterarbeiten – halt woanders. Wo ist das Problem?“
Hm. Mal überlegen. Wenn ein Verein nach sieben Spieltagen schon den dritten Trainer beschäftigt: Könnte das Problem dann vielleicht einen Namen haben?