Leipzig. Nach dem 1:0 über Tschechien stehen für Joachim Löw die Stars im Fokus. Gegen die Ukraine sollen sich die Stammkräfte für die EM einspielen.

Am Tag nach dem 1:0-Länderspielsieg der deutschen FußballNationalmannschaft gegen Tschechien ging es im deutschen Teamhotel The Westin ein wenig wie auf dem 400 Meter entfernt liegenden Leipziger Hauptbahnhof zu. Es war ein Kommen und Gehen. Toni Kroos schlenderte lässig im Camouflage-Pullover durch die Drehtür, Leroy Sané zog mit seiner knallgelben Schlabberhose die Blicke auf sich, und Niklas Süle kam mit einem trendigen Rucksack. Mit der Ankunft seiner modebewussten Stars und dem fliegenden Wechsel im Teamhotel rief Joachim Löw das Ende der Experimente aus.

Acht Neue, fünf Spieler sind abgereist

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„Die nächsten beiden Spiele und die im März müssen wir unbedingt nutzen, um uns zu finden und uns einzuspielen“, sagte Löw vor den beiden Partien in der Nations League gegen die Ukraine (Samstag, 20.45 Uhr) und in Spanien (Dienstag, 20.45 Uhr/beide ZDF). Und noch unter dem Eindruck des Erfolgs seiner B-Elf über die Tschechen betonte der 60-Jährige mit Nachdruck: „Einspielen ist jetzt ein wichtiges Thema.“ Die Zeit bis zur Europameisterschaft wird knapp. Daher hakte Löw den Erfolg in Leipzig durch das Tor von Luca Waldschmidt (13.) auch schnell ab, obwohl er „jedem Spieler ein großes Lob für Einsatz, Motivation und Laufbereitschaft“ aussprach. Gleichwohl sagte Deutschlands oberster Fußball-Lehrer: „Wir werden in dieser Konstellation wohl nie wieder zusammen spielen.“

An- und Abreisen bei der Nationalmannschaft

Denn am Donnerstag checkten die bisher geschonten Manuel Neuer, Serge Gnabry, Leon Goretzka, Leroy Sané, Niklas Süle (alle Bayern), Toni Kroos (Real Madrid), Timo Werner (Chelsea) und Matthias Ginter (Mönchengladbach) im Laufe des Tages im DFB-Hotel ein, dafür reisten nach Torhüter Oliver Baumann (wegen der undurchsichtigen Corona-Situation bei seinem Klub TSG Hoffenheim) auch die angeschlagenen Jonas Hofmann (fällt mit einem Muskelbündelriss im Oberschenkel länger aus) und Robin Gosens (Muskelprobleme) frühzeitig ab. Zudem sind der Wolfsburger Debütant Ridle Baku (zurück zur U21) und Nico Schulz vom BVB nicht mehr dabei.

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Es kommt nun auf die Feinabstimmung der Stammkräfte an. Tatsächlich bleiben der Nationalmannschaft nach zuletzt neun Spielen (inklusive der Partien gegen die Ukraine und Spanien) in gut zehn Wochen im kommenden Jahr nur noch zwei Partien im März, bevor Löw sein offizielles EM-Aufgebot nominieren muss. Die Qual der Wahl wird auch deswegen nicht unbedingt einfacher, weil sich im Test gegen Tschechien gleich eine ganze Reihe von Frischlingen für den EM-Sommer 2021 empfehlen konnte: Neben dem Debütanten Philipp Max (Löw: „sehr, sehr gut“) wussten auch Leeds-United-Innenverteidiger Robin Koch („solide und klar“) und Mönchengladbachs Florian Neuhaus („Ich war von seiner Leistung angetan“) zu gefallen. Keine Pluspunkte sammelte hingegen Julian Brandt. Der Dortmunder versuchte viel, es gelang ihm indes herzlich wenig. „Ich hoffe und erwarte den nächsten Schritt von ihm. Er hat sehr viel Können, ist aber ein bisschen schwankend in der Leistung“, monierte Löw.

Immerhin die Statistik stimmt

Einen Nutzen wollte Löw dem Tschechen-Test aber nicht absprechen, auch wenn im Spiel am Samstag eine komplett veränderte Startelf auflaufen wird: „Jedes Spiel, das man gewinnt, ist hilfreich und gibt einem ein gutes Gefühl. Wir haben durchgeatmet.“ Trotz runderneuerten Personals darf sich die DFB-Auswahl eines gerne genauso erhalten: die Statistik. Elf Spiele (sechs Siege) ist deutsche Mannschaft nun schon ungeschlagen, von den vergangenen 18 Begegnungen ging sogar nur eine verloren. Das, so Löw, darf gerne so bleiben.