Leipzig. Der England-Legionär hatte lange mit den Folgen der Krankheit zu kämpfen. Ein Anruf seines Opas brachte ihn zum Nachdenken.

Am Dienstag blieb es ruhig. Keine Aufmärsche, keine Protestler und auch keine Polizeisirenen. Die Nachwirkungen der aus dem Ruder gelaufenen „Querdenker“-Demonstration vom Wochenende, die auch am Montagabend nur unweit des Nationalmannschaftshotels „The Westin“ am Augustenplatz für erneute Tumulte sorgten, klangen am Vortag des Spiels gegen Tschechien endgültig ab. „Wir haben in Deutschland ja Meinungsfreiheit. Ich kann aber nur sagen, dass jeder mit einem guten Beispiel vorangehen sollte“, sagte RB-Profi Benjamin Henrichs, der am Sonnabend von den Protesten in Leipzigs Innenstadt komplett überrascht wurde.

Ikay Gündogan gewährt einen emotionalen Einblick

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Mit sehr gutem Beispiel voran ging am Dienstag Henrichs Nationalmannschaftskollege Ilkay Gündogan, der nach seiner überstandenen Corona-Erkrankung einen Blick in sein Seelenleben gewährte. Obwohl er Profisportler sei, berichtete der 30-Jährige, habe ihn die Krankheit so richtig erwischt. Er habe starke Symptome gehabt, sagte der Manchester-City-Legionär, der auch nach dem Überstehen der Krankheit noch lange nicht gesund war. „Der Virus war noch in mir drin, hat mir das Training schwer gemacht. Die ersten zwei Wochen nach meinem Wiedereinstieg waren schwierig“, so Gündogan. Und weiter: „Es macht nicht nur körperlich, sondern auch psychisch etwas mit einem.“

Besonders ein Telefonat mit seinem türkischen Opa habe er sich zu Herzen genommen: „Mein Großvater hat mich aus der Türkei angerufen und hat von Anfang bis Ende geweint. Er wusste nicht, wie er mit der ganzen Geschichte umgehen soll“, berichtete Gündogan. „Das Telefongespräch mit meinem Opa werde ich nie vergessen.“

Kevin Trapp: „Irgendwann hat man gemerkt: Es ist nicht mehr so weit weg."

Gündogans deutliche Worte schienen auch im Mannschaftskreis Eindruck gemacht zu machen. „Man hat lange Zeit das Gefühl gehabt, dass es sehr weit weg ist“, sagte beispielsweise Frankfurts Torhüter Kevin Trapp, der für die Partie gegen Tschechien von Löw eine Einsatzgarantie bekam. „Irgendwann hat man gemerkt: Es ist nicht mehr so weit weg. Da macht man sich natürlich seine Gedanken…“

Viele Corona-Hiobsbotschaften von Nationalteams

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Gedanken machte sich am Dienstag auch die medizinische Abteilung des DFB, nachdem bekannt wurde, dass es erneut einen positiven Corona-Fall bei der tschechischen Nationalmannschaft gegen hatte. Bereits beim vergangenen Länderspiellehrgang im Oktober hatte es drei Tschechen erwischt. Noch krasser waren am Dienstag die Nachrichten aus vielen anderen Nationalmannschaften: So muss Dänemark vorerst auf neun Spieler und den Trainer verzichten, nachdem Hoffenheims Robert Skov positiv getestet wurde. In Österreich waren sogar sechs Salzburg-Profis zunächst positiv getestet worden – später aber negativ. Davon kann auch Gündogans Kollege Niklas Süle ein Lied singen, der nach seinem positiven Test ebenfalls mehrfach negativ getestet wurde und gegebenenfalls nachnominiert werden soll. Fortsetzung folgt. (ks)​