Leipzig. Im Testspiel gegen Tschechien siegt das DFB-Team mit 1:0. Luca Waldschmidt trifft. Einziger Wermutstropfen: Jonas Hofmann verletzt sich.
Großes Getöse gab es nicht, als Andris Treimanis nach 92 Minuten ein letztes Mal pfiff. 1:0 hatte Deutschland in Leipzig gegen Tschechien gewonnen. Es war ein Sieg der Kategorie: Langweilig. Die B-Mannschaft von Joachim Löw hatte sich ordentlich verkauft, wirklich Aufregendes sollte in diesen 90 Testspielminuten von Leipzig aber nicht entstehen.
Echte Aufregung hatte es dagegen am Nachmittag im Quartier der Nationalmannschaft nur zehn Busminuten von der Red Bull Arena entfernt gegeben. Ausgerechnet Torhüter Oliver Baumann, der erstmals beim DFB-Team dabei sein sollte, hatte das Westin Hotel auf Anordnung des Gesundheitsamtes verlassen und sich unmittelbar in Quarantäne begeben müssen. Erstaunlich: Der 30-Jährige war zuvor zweimal von den DFB-Medizinern negativ getestet worden. „Hierbei handelt es sich mit Blick auf bekannt gewordene Corona-Fälle in Hoffenheim, deren gesamte Mannschaft sich inzwischen in Quarantäne begeben hat, um eine Vorsichtsmaßnahme“, hatte der Verband wenige Stunden vor dem Anpfiff auf seiner Homepage klar gestellt.
DFB-Team: Joachim Löw startete mit zwei Debütanten
Baumann war aber natürlich nicht der einzige Nationalspieler, der sich den Test gegen Tschechien gemütlich von der heimischen Couch aus anschauen durfte. Mit Manuel Neuer, Serge Gnabry, Leon Goretzka, Leroy Sané (alle Bayern), Toni Kroos (Real Madrid), Timo Werner (Chelsea) und Matthias Ginter (Mönchengladbach) stoßen verabredungsgemäß die ersten Geiger des Löw-Orchesters erst im Laufe dieses Donnerstags zum DFB-Ensemble dazu.
Ob sich aber Neuer, Gnabry, Sané und Co. die Augen verblüfft gerieben haben, als sie mit Ridle Baku (rechts) und Philipp Max (links) gleich zwei Frischlinge auf den Flügeln auf ihren Flachbildschirmen entdeckten, ließ sich nicht seriös nachrecherchieren.
Ohne eine weiterführende Intensivrecherche darf man aber wohl davon ausgehen, dass Deutschlands Alphatieren gefallen haben dürfte, was ihnen die Debütanten im fernen Leipzig boten. Besonders Wolfsburgs Baku hatte angesichts der Frösteltemperaturen offenbar große Lust, die rechte Seite unermüdlich hoch und runter zu laufen. Aber auch der fliegende Holländer Max, der seit dieser Saison sein Geld beim PSV Eindhoven verdient, zeigte keinerlei Nervosität. „Beide haben gute Fähigkeiten nach vorne“, hatte Bundestrainer Löw weise vor dem Spiel bei RTL angekündigt. Baku sei dynamisch und habe eine gute Technik, Max sei ein echter Torbutler.
Gladbachs Jonas Hofmann muss schon früh ausgewechselt werden
Und weil man seinem Chef nicht widerspricht, schon gar nicht in der Probezeit, dauerte der erste echte Leistungsnachweis von Löws Neulingen nicht einmal ein Viertelstündchen. So war es zunächst Baku, der über rechts Florian Neuhaus bediente. Weil Bremens Jiri Pavlenka dessen Schuss aber parieren konnte, war es Sekunden später Max, der von der linken Seite Luca Waldschmidt in Szene setzte. Der Neuzugang von Benfica Lissabon, der bereits viermal in dieser erst kurzen Saison für seinen neuen Club treffen konnte, reagierte blitzschnell und traf aus fünf Metern zum 1:0 (13. Minute).
Die frühe Führung sollte der bunt zusammengewürfelten Mannschaft, die in dieser Konstellation sicher kein zweites Mal zusammenkommen wird, das benötigte Selbstvertrauen geben. Obwohl Löw bereits nach 20 Minuten den angeschlagenen Jonas Hofmann, der sich immer wieder an den hinteren Oberschenkel griff, gegen Nadiem Amiri austauschen musste, hatte sein Team das Spiel nun ohne Wenn und Aber im Griff. Lediglich die Chancenverwertung ließ zu wünschen übrig. Ilkay Gündogan (28.), der Deutschland als Kapitän anführen dürfte, Julian Brandt (32.) und vor allem der eingewechselte Amiri mit einer Doppelchance (43.) hätten ihrem Vorgesetzten einen sehr viel entspannteren Abend bereiten können. Selbst Michael Ballack, RTLs neuer Chefkritiker, hatte in der Halbzeit nur lobende Worte übrig. „Es hätte gut und gerne 2:0, 3:0 stehen können“, sagte der frühere DFB-Kapitän, der die ersten 45 Minuten als eine „gute erste Halbzeit mit viel Ballbesitz“ zusammenfasste.
DFB-Team in der Defensive ohne große Probleme
Das Blöde an so einem Fußballspiel: meistens hat es ja zwei Halbzeiten. Und ohne den verabredungsgemäß in der Pause ausgewechselten Taktgeber Gündogan, für den Mahmoud Dahoud rein durfte, tat sich die deutsche Mannschaft im zweiten Durchgang zunächst schwer. Erst nach ziemlich genau einer Stunde war es eben jener Dahoud, der sich die erste Halbchance der zweiten Halbzeit erarbeitete. Immerhin: Die Niklas-Süle-lose Abwehr stand sicher.
Doch das Spiel ohne Leistungsträger, ohne Publikum und auch ohne einen wirklichen Wert wurde im zweiten Durchgang zunehmend zu einem Spiel ohne weitere Höhepunkte. Lediglich ein Pfostenschuss riss die imaginären Zuschauer in der Red Bull Arena einmal vom Hocker (77.). Um es kurz zu machen: Die Kritik an derlei Testspielen, die Deutschlands Fußballnation kaum zu spontanen Polonäsen im eigenen Wohnzimmer animieren dürfen, wird auch nach diesen 92 Minuten gegen Tschechien nicht verstummen. Die gute Nachricht: Am Sonnabend gegen die Ukraine geht es dann wieder um was. Aber um was eigentlich? Um Punkte in der Nations League. Na dann, viel Spaß!