Budapest/München. Javi Martinez beschert dem FC Bayern den Supercup. Doch es gibt auch Ärger: Fans hatten sich nicht an die Corona-Regeln gehalten.
Javier Martínez stand bei der Siegehrung beinahe verlegen am Rand und in der letzten Reihe des Podiums. Bayern Münchens Baske lächelte zwar vergnügt, aber das Jubel-Ritual mit dem Pokal überließ er zurückhaltend den Kollegen. Erst später, als die Münchener Mannschaft Richtung Fankurve gegangen war, reckte auch Martínez den Uefa-Supercup in die Höhe, zu dessen Gewinn er am späten Donnerstagabend in Budapest den entscheidenden Beitrag geleistet hatte.
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Sein Kopfball in der Verlängerung (104.) zum 2:1-Sieg gegen den Europa-League-Gewinner FC Sevilla nach dem Rückstand durch Lucas Ocampos (13./Foulelfmeter) und Leon Goretzkas Ausgleich (34.) hatte dem FC Bayern den vierten Titel des Jahres nach Meisterschaft, DFB-Pokal und Champions League beschert – und Hansi Flick ein Novum. Als erster Trainer einer deutschen Mannschaft gewann er diese vier Titel in Serie.
Noch ist offen, ob Martinez mit nach Hoffenheim reist
Doch Flicks Erfolg rückte nun in den Hintergrund wegen der fast schon kitschigen Pointe von Martínez, weil der 32 Jahre alte Abräumer nach acht Saisons in München kurz vor seiner Rückkehr zu seinem Heimatverein Athletic Bilbao steht.
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„Das ist ein unvergesslicher Abend. Es war vielleicht mein letztes Spiel für Bayern. Ich weiß es noch nicht, aber mich so zu verabschieden, wäre ein Traum“, sagte Martínez dem spanischen TV-Sender Movistar. Ob Martínez zum Bundesligaspiel am Sonntag (15.30 Uhr/Sky) bei der TSG Hoffenheim mitreist, hängt an der Frage, wann sein längst geplanter Abschied finalisiert wird.
Viele Fans hatten Supercup-Tickets storniert
Mit dem von Thomas Müller verliehenen Ehrentitel „Mr. Supercup“ wird Martínez bei den Bayern in Erinnerung bleiben. Dessen Tor sei „die Kirsche auf der Sahne“ gewesen, befand Müller, ehe er übergeordnet resümierte: „Er hat dem Verein sehr viel gegeben!“
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Weniger Begeisterung gab es über das Spiel im Corona-Hotspot, zumal vor Zuschauern, wie es Ungarns rechtsnationaler Ministerpräsident Viktor Orban und die Uefa durchgedrückt hatten. Dass die erlaubte Zahl von 20.000 Zuschauern mit 15.180 unterschritten wurde, lag an den Stornierungen vieler Fans. Flick hatte seine Bedenken zum höchst umstrittenen „Testballon“ (Uefa-Präsident Aleksander Ceferin) schon früh geäußert. Als Fan, sagte Flick, wäre er nicht hingefahren. Er relativierte seine Kritik aber nach dem Abpfiff: „Es hat gut getan, dass Fans wieder im Stadion waren. Wir sind froh, dass wir das wieder hatten.“ Sportvorstand Hasan Salihamidzic befand zur Austragung im Risikogebiet mit Zuschauern: „Ob das richtig ist oder nicht, werden wir in den nächsten Tagen sagen können.“ Also je nach Corona-Zahlen.
„Das ist ein falsches Signal“
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Sicherheitsabstände sollen im Publikum und vor den Eingängen teils nicht eingehalten worden sein, das war auch auf Bildern zu sehen, die feiernde Fans nach dem Sieg zeigten. „Der Fußball scheint offenbar Narrenfreiheit zu genießen. Das ist kontraproduktiv und ein falsches Signal“, sagte Frank Montgomery, der Vorstandsvorsitzende des Weltärztebundes, der „Passauer Neuen Presse“ und sprach von einem „verheerenden Zeichen“ für die Bürger.
Bayern will Ajax-Talent Dest holen
Karl-Heinz Rummenigge sah es weniger kritisch: „Es war ein herrliches Gefühl, diesen Titel wieder mit unseren Fans zu feiern“, sagte Bayerns Vorstandschef. Die Uefa will in Kürze entscheiden, ob Zuschauer in der Champions League und bei Länderspielen unter ihrer Regie zugelassen werden.
Nebenbei lieferte das kräftezehrende und enge Spiel gegen Sevilla Flick weitere Argumente für seine Forderungen nach Verstärkungen. Die Verantwortlichen bemühen sich um Zugänge wie Ajax Amsterdams 19-jährigen Rechtsverteidiger Sergiño Dest. Dabei helfen, die Transferpläne umzusetzen, soll die Ablöse für Martínez. Eingebracht hat er den Bayern mit seiner Pointe vor dem Abschied schon einmal die Supercup-Siegprämie in Höhe von einer Million Euro.