Thomas Tuschel stürzt Bochum mit Mainz noch tiefer in die Krise, BVB tritt auf der Stelle und Bayerns Manager punktet mit bewegenden Worten. Der Bundesliga-Kommentar.

Schon vergessen? Den ersten Trainerwechsel der Saison erlebten wir bereits vor dem Startschuss. Von Jörn Andersons spektakulären Rauswurf in Mainz profitierte Thomas Tuschel. Am sechsten Spieltag dürfte der 35-Jährige Trainer-Novize kurioserweise die zweite Trainerentlassung unfreiwillig in die Wege geleitet haben. Denn dass Bochums Coach Marcel Koller die 2:3-Heimpleite gegen forschen Neuling unbeschadet übersteht, gilt als höchst unwahrscheinlich. Zu stark hatte der Schweizer schon vor der Partie nach dem neuerlichen VfL-Fehlstart in der Kritik gestanden..

Der zweite Coach, der neben Koller nach fünf Runden am stärksten gefährdet schien, hat dagegen den Befreiungsschlag geschafft: Zvonimir Soldo feierte mit dem 1. FC Köln seinen ersten Bundesligasieg (2:0) als Trainer und stürzte gleichzeitig den VfB Stuttgart in die Krise. So schnell kann das im Fußball gehen: Plötzlich ist es der in der letzten Rückrunde noch gefeierte Veh-Nachfolger Markus Babbel, dem nach nur fünf Punkten aus sechs Spielen und einem enttäuschenden Start in der Champions League plötzlich der Wind ins Gesicht bläst.

Hoeneß kann auch anders

Weniger sensationell, dafür aber umso spektakulärer der 4:2-Auswärtsssieg von 1899 Hoffenheim in Mönchengladbach, mit dem sich der letztjährige Höhenflieger in der Spitzengruppe der Liga zurückgemeldet hat. Für die Borussen-Anhänger, die nach der schnellen 2:0-Führung schon von einer zitterfreien Saison (wenn nicht mehr!) träumten, wurden die letzten sechs Minuten zum Albtraum. Ralf Rangnick dagegen dürfte wieder Blut geleckt haben und könnte seine Mannschaft – mit der Erfahrung des ersten Bundesligajahres – diesmal tatsächlich auf einen Europacup-Platz führen.

Davon ist Borussia Dortmund vorerst weit entfernt, nachdem auch Hannover (1:1) nicht zum viel beschworenen Wendepunkt wurde. Bezeichnend für die enttäuschten Erwartungen beim BVB, dass Welttorjäger Barrios erst spät eingewechselt wurde, ohne auch diesmal etwas bewegen zu können. Vor der komplizierten Pokal-Hürde beim wiedererstarkten Karlsruher SC und dem folgenden Derby-Heimspiel gegen Felix Magaths Schalker, die beim unglücklichen 1:2 gegen Wolfsburg immerhin die Fans auf ihre Seite zogen, ist jedenfalls der Druck auf Jürgen Klopp nicht geringer geworden.

Bayern München hat unterdessen den holprigen Start fast schon vergessen gemacht und bleibt nach dem zwar erst kurz vor Schluss sichergestellten, aber verdienten 2:1-Sieg über den 1. FC Nürnberg in der Spur. Gepunktet hatten die Münchener im Übrigen schon vor dem Anpfiff, als Manager Uli Hoeneß die Gedenkminute für den Münchener Bürger Dominik Brunner, der seine Zivilcourage an einem S-Bahnhof mit dem Leben bezahlt hatte, mit bewegenden Worten begründete. Womit er wieder einmal bewies: Ohne seine Vereinsbrille hat der 57-Jährige sehr wohl den Blick fürs Wesentliche. Der selbst ernannte Leiter der „Abteilung Attacke“ kann eben auch anders ...