Bochum. Das Warten auf eine Entscheidung über eine allseits erwartete Trennung von Trainer Marcel Koller ging beim VfL Bochum am Sonntagvormittag weiter. Koller leitete am Vormittag das Training. Der Vorstand, hieß es, werde sich noch an diesem Sonntag äußern, aber nicht vor 15 Uhr.
Koller leitete am Sonntagvormittag nach einer Besprechung mit der Mannschaft ab 10.30 Uhr noch das Training, während sich ein paar Meter entfernt in der Vorstandsetage der VfL-Vorstand Thomas Ernst und Ansgar Schwenken beriet. Der Aufsichtsrat, so hieß es, führte zeitgleich an einem anderen Ort Gespräche und soll in telefonischem Kontakt mit dem Vorstand stehen. Vor 15 Uhr aber soll es keine offizielle Erklärung des Vereins geben, sagte Pressesprecher Christian Schönhals am Mittag den zahlreichen Medienvertretern.
Neben rund 50 - friedlichen - Fans, darunter auch Kinder, waren so viele Journalisten beim VfL-Training wie selten zuvor. Als um 10.26 Uhr die Tür vor dem Kabinentrakt aufging, stürmte der Kameratross los – doch es erschien lediglich Christian Schönhals: Koller werde das Training leiten, teilte er mit - dies aber „nicht-öffentlich im Stadion”. Das gab es selten in Bochum. Die Fans murrten.
Während vor verschlossenen Stadiongittern einige Fotografen tatsächlich – auf die Ballustrade kletternd – versuchten, Koller zu „erwischen”, kamen peu a peu die Spieler aus der Umkleidekabine. Sie verrieten natürlich nicht, was Koller ihnen am Morgen nach dem bitteren 2:3 gegen Mainz und nach den extremen Fan-Protesten gesagt hatte. „Nichts” habe Koller gesagt, schwindelte etwa der verletzte Stürmer Stanislav Sestak pflichtbewusst. Nur: „Er war sehr traurig.”
Sportvorstand Thomas Ernst hatte bereits am Samstagabend nach dem Spiel eigentlich unmissverständlich zur Frage nach Marcel Koller erklärt: „Stand jetzt ist er unser Trainer. Grundsätzlich muss man aber auch sagen, es baut sich eine Wand auf. Die Stimmung ist katastrophal. Wir laufen Gefahr, die Leute emotional zu verlieren. Wir hatten heute in einem ganz wichtigen Spiel für uns gerade mal gut 16 000 Zuschauer, und deswegen sind Dinge intern zu besprechen und zu analysieren.”
Wie der Verein um 12 Uhr mitteilte, werde sich der Vorstand noch an diesem Sonntag zur Situation äußern. Wann genau, ist derzeit noch offen – jedenfalls nicht vor 15 Uhr.