Bochum. Nach der 2:3-Niederlage gegen den 1. FSV Mainz 05, nach einem zweitligareifen Auftritt gegen den Aufsteiger und 14 Gegentoren in nur sechs Spielen stehen die Zeichen auf Sturm beim VfL Bochum. Und Trainer Marcel Koller scheint nicht mehr zu halten zu sein.
Mit fünf personellen Veränderungen und einem neuen System im Vergleich zur Partie in Hoffenheim wartete Marcel Koller zu Beginn der Woche der Wahrheit auf. Größte Überraschung: Nicht Marc Pfertzel und auch nicht Matias Concha verteidigten auf der rechten Seite, sondern Kapitän Marcel Maltritz. Platz fanden in dem neuen 4-2-3-1-System auch Christian Fuchs, Mimoun Azaouagh und Diego Klimowicz als einzige Spitze. Im Tor vertrat, wie erwartet, Daniel Fernandes, den verletzten Philipp Heerwagen.
Frühe Führung durch Azaouagh
Während die Bochumer Mannschaft, angetrieben von dem spielfreudigen Azaouagh, einen schwungvollen Start hinlegte, machten auf den nur spärlich besetzten Rängen die Fans deutlich, was sie derzeit von der Vereinsführung halten. "Nur für Ata sind wir heute hier", war da zu lesen, und gemeint war das neue Ehrenmitglied Michael Lameck, der gerade seinen 60. Geburtstag gefeiert hatte. Ein breites Spruchband ("Andere Trophäen, wir haben nur Euch") zielte auf Werner Altegoer, Marcel Koller und Thomas Ernst, später wurde der Aufsichtsratsvorsitzende, der in der Loge geblieben war, lautstark zum Rückzug ("Altegoer raus") aufgefordert.
Das geschah, obwohl Azaouagh den VfL mit seinem dritten Saisontreffer früh in Führung geschossen hatte. Der ehemalige Mainzer reagierte am schnellsten, nachdem FSV-Torhüter Christian Wettklo einen Freistoß von Anthar Yahia nur nach vorne hatte abwehren können.
Als Azaouagh seine Raketen abgefeuert hatte, entwickelte sich auf beiden Seiten ein Fehlerspiel, das mehr an die Zweite als an die Erste Bundesliga erinnerte. Die Gastgeber konnten den Druck nicht aufrechterhalten, Mainz war spielerisch zu schwach, um für ernsthafte Gefahr vor dem VfL-Tor zu sorgen. Und doch gelang den Gästen gegen die nun immer mehr den Faden verlierenden Bochumer der Ausgleich. Andreas Ivanschitz konnte sich nach Florian Hellers Flanke per Kopf die Ecke aussuchen. Eine glückliche Fügung sorgte allerdings praktisch im Gegenzug und wenige Sekunden vor dem Pausenpfiff für die erneute Führung. Nicolce Noveski und Bo Svensson behinderten sich gegenseitig, Diego Klimowicz war der Nutznießer.
Doch von Souveränität und ruhiger Spielführung war bei den Gastgebern auch nach diesem Treffer nichts zu spüren. Im Gegenteil. Ivanschitz' Pass in die Tiefe riss die erneut um Gegentore bettelnde VfL-Abwehr auf, der 18-jährige Andre Schürrle schloss clever wie ein Alter zum 2:2 ab. Wie abgezockt der U19-Nationalspieler bereits ist, zeigte er noch einmal. Wieder war Ivanschitz, der wunderbar mit der Brust ablegte, der Ausgangspunkt. Und Schürrle verwandelte, nachdem die desolate VfL-Abwehr mehrere Gelegenheiten, den Ball aus der Gefahrenzone zu befördern, verpasst hatte, zum 3:2 für den Aufsteiger.
Und während die Fans "die Schnauze voll" hatten, entwickelte sich der nun beginnende Verzweiflungs-Sturmlauf der Bochumer zu einer Folge von "Pleiten, Pech und Pannen". Erst übersah Klimowicz den frei stehenden Dennis Grote, dann kratzte Zsolt Löw Klimowicz' Kopfball von der Torlinie, wenig später tat Bance nach Mergim Mavrajs Versuch das Gleiche, und schließlich traf Klimowicz den Ball nicht richtig. "So spielt ein Absteiger", skandierte ein Teil der nur 16225 Zuschauer. Die Trennung von Marcel Koller scheint angesichts der anhaltenden Talfahrt nur noch eine Frage von Stunden zu sein.