Bochum. Dem internationalen Fußball droht offenbar ein neuer Wettskandal größerer Dimension. Die Staatsanwaltschaft Bochum ermittelt gegen rund 100 mutmaßliche Wettbetrüger. Die Drahtzieher des Hoyzer-Skandals wurden bereits festgenommen. Laut Uefa sind auch Spiele in Deutschland betroffen.

Die Fußballwelt wird offenbar von einem neuen Wettskandal größeren Ausmaßes erschüttert. Bei Durchsuchungen in Deutschland wie im Ausland sind am Donnerstag eine Reihe mutmaßlicher Wettbetrüger festgenommen worden, wie die Bochumer Staatsanwaltschaft mitteilte. Die Mitglieder einer international agierenden Bande sollen Spieler, Trainer, Schiedsrichter und Offizielle aus hochrangigen europäischen Fußball-Ligen bestochen haben, um den Ausgang von Spielen zu manipulieren. Betroffen sind laut UEFA mindestens neun Länder, darunter auch Deutschland.

Nach Recherchen von "Spiegel TV" handelt es sich bei den Beschuldigten hauptsächlich um Kosovaren. Unter ihnen sollen sich auch die wegen Wettbetrugs vorbestraften Brüder Milan und Ante Sapina aus Berlin befinden, die bereits 2005 in den Fußball-Wettskandal um den Schiedsrichter Robert Hoyzer involviert waren. Die beiden Kroaten hatten 2004 mehrere Spieler und Schiedsrichter, so auch Hoyzer, bestochen, damit diese Spiele zu ihren Gunsten manipulieren.

DFB hatte keine Erkenntnisse

Wie die Online-Ausgabe der "Berliner Morgenpost" aus Sicherheitskreisen erfuhr, werde in dem Verfahren gegen insgesamt 100 Tatverdächtige ermittelt. Die Drahtzieher sollen die Spiele von Deutschland aus manipuliert haben.

Die Bochumer Staatsanwaltschaft ermittelt bereits seit Anfang des Jahres mit Unterstützung der UEFA gegen die mutmaßliche Bande von Wettbetrügern. Die Justizbehörde will am Freitag Details zu den Vorgängen und Festnahmen bekanntgeben. Neben Deutschland sind laut UEFA auch Österreich, Belgien, Bosnien, Kroatien, Ungarn, Slowenien, Schweiz und die Türkei von den Manipulationen betroffen. Näheres wollte ein Sprecher des europäischen Fußballverbands mit Blick auf die laufenden Ermittlungen allerdings nicht sagen.

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) erklärte auf Anfrage der Nachrichtenagentur AP, die UEFA- und DFB-Frühwarnsysteme für die Überwachung des Wettmarktes hätten keinerlei Erkenntnisse über Spielmanipulationen in Deutschland geliefert. Die Ermittlungsergebnisse der Staatsanwaltschaft Bochum seien dem DFB bislang allerdings nicht bekannt. (ap/ddp)