Bochum. Auf den Fußball rollt ein neuer Wettskandal zu – mit alten Bekannten. Ante S., der bereits Drahtzieher im Fall Robert Hoyzer war, ist offenbar als Kopf einer internationalen Bande festgenommen worden, die von Deutschland aus Spiele in wichtigen europäischen Ligen manipuliert haben soll.

Der Fußball steht vor einem neuen Wettskandal. Die Staatsanwaltschaft Bochum ermittelt gegen eine internationale Bande, die Spieler, Trainer, Schiedsrichter und Offizielle aus wichtigen europäischen Ligen bestochen haben soll. Am Donnerstag gab es die ersten Festnahmen.

Auch türkische Nationalspieler sollen bestochen worden sein

Die Polizei soll in Berlin fünf Verdächtige festgenommen haben, darunter Ante und Milan S. Das berichtet die Berliner Morgenpost und beruft sich auf Ermittler. In großem Stil soll die Bande Erstligaspiele in der Türkei manipuliert und auch türkische Nationalspieler bestochen haben. Laut Uefa sollen neun Länder – darunter Deutschland – betroffen sein.

Das Landgericht Berlin verurteilte Ante S. als Drahtzieher im
Das Landgericht Berlin verurteilte Ante S. als Drahtzieher im "Fall Hoyzer" zu zwei Jahren und elf Monaten Gefängnis. Dem Kroaten droht erneut der Prozess. (Foto: ddp) © ddp

Die Staatsanwaltschaft Bochum teilte mit, dass es „eine Vielzahl” von Durchsuchungen und Festnahmen in Deutschland und im Ausland gab. Seit Anfang des Jahres ermitteln die Staatsanwälte in Zusammenarbeit mit dem europäischen Fußballverband Uefa. Spieler, Trainer, Schiedsrichter und Offizielle sollen bestochen worden sein. Genauere Auskünfte will die Behörde aber erst heute geben.

Hoyzer-Anwalt hält neuerliche Manipulation für wahrscheinlich

Thomas Hermes, der den früheren Bundesliga-Schiedsrichter Hoyzer bei dessen Strafverfahren verteidigte, hält einen neuerlichen Wettskandal durchaus für wahrscheinlich: „Dass da, wo viel Geld zu verdienen ist, auch Kriminelle auf den Plan gerufen werden, sagt ja schon die allgemeine Lebenserfahrung.” Der Anwalt von der Essener Kanzlei Holthoff-Pförtner geht davon aus, dass Manipulationen weiterhin versucht würden.

Eine Verwicklung Hoyzers in den neuen Fall schließt Hermes allerdings aus. „Alles, was ihm bekannt war, hat er offenbart”, sagt Hermes. Hoyzer habe keinen Kontakt mehr zu den Brüdern S.

Spiele verpfiffen für 67.000 Euro und einen Plasmafernseher

Im Jahr 2005 war der größte Wettskandal im deutschen Fußball aufgeflogen. Verwickelt waren damals die Brüder Ante, Milan und Filip S., die in Berlin das Café King betrieben und von dort aus ihre Wettmachenschaften steuerten. Hoyzer gestand, 67 000 Euro und einen Plasmafernseher von den kroatischen Brüdern erhalten zu haben. Als „Gegenleistung” hatte er den Ausgang unter anderem des DFB-Pokalspiels Paderborn gegen Hamburg (4:2) und der Zweitliga-Partie Ahlen gegen Burghausen (1:0) durch Elfmeterpfiffe entscheidend beeinflusst.

Ante S. wurde wegen Betrugs in zehn Fällen zu zwei Jahren und elf Monaten Haft verurteilt, seine Brüder mussten für ein Jahr und vier Monate (Milan) bzw. ein Jahr (Filip) ins Gefängnis. Hoyzer selbst verurteilte das Landgericht Berlin zu zwei Jahren und fünf Monaten wegen Beihilfe zum Betrug. Die Haftstrafe trat Hoyzer am 18. Mai 2007 an. Er wurde im Juli 2008 nach der Hälfte der Zeit wegen guter Führung entlassen.