KOMMENTAR Robert Hoyzer, Sie wissen doch: Das war der Mann, der vor dreieinhalb Jahren aufflog, weil er seine Schiedsrichter-Pfeife missbräuchlich zum Einsatz brachte. ...
... Weil er dem guten Glauben an sauberen Fußball und seiner eigenen Zunft einen schweren Schaden zufügte. Denn er hat, beispielsweise bei einem Pokal-Duell zwischen dem FC Paderborn und dem Hamburger SV, so falsch gepfiffen, dass der favorisierte Bundesligist verlor und seine Spezis von einer Berliner Wett-Mafia den satten Gewinn einstrichen.
Was sich damals wie eine unglaubliche Räuberpistole anhörte, entsprach leider den Tatsachen, weshalb es jetzt keineswegs als Hirngespinst oder abenteuerliche Erfindung bagatellisiert werden darf, was der kanadische Journalist Declan Hill gegenüber dem Spiegel behauptete und heute Abend in Reinhold Beckmanns TV-Anhörung wiederholen wird: Auf lukratives Betreiben krimineller asiatischer (Ab-)Zocker sollen die Spiele zwischen Hannover 96 und dem 1. FC Kaiserslautern, zwischen dem Karlsruher SC und den Siegener Sportfreunden (nur wenige Monate nach der Hoyzer-Affäre) sowie das WM-Achtelfinale 2006 zwischen Brasilien und Ghana verschoben worden sein.
Ein happiger Vorwurf, der gerade wegen der Unappetitlichkeiten um Hoyzer keineswegs als läppisches Gerücht abgetan werden kann. Deshalb ist es richtig, dass der Deutsche Fußball-Bund und die Deutsche Fußball-Liga nicht abwiegeln, sondern von "ernstzunehmenden Berichten" sprechen. Dass sie ohne Wenn und Aber ihre Absicht bekräftigen, rücksichtslos zu ermitteln und Punkt für Punkt detailliert aufzuklären: "Diese Dinge müssen auf den Tisch", fordert DFL-Chef Reinhard Rauball mit Recht.
Falls sich nämlich bestätigen sollte, was der kanadische Enthüller in die Welt gesetzt hat, droht dem Fußball ein unvorstellbarer Image-Verlust von grenzenlosen Ausmaßen. Doch ob sich tatsächlich wasserdichte Beweise finden lassen, ist die ganz andere Frage. Denn wer setzt in Fernost auf eine Niederlage von Kaiserslautern in Hannover, von Siegen (ein eigentlich verpflichtender Name) gegen Karlsruhe? Und welcher Nationalspieler von Ghana sollte bereit gewesen sein, in einem Weltmeisterschafts-Achtelfinale gegen Brasilien das eigene Selbstwertgefühl und die Ehre seines Landes für den Judaslohn von 30 000 Dollar aufs Spiel zu setzen? Diese Fragen zu beantworten, ist dringend geboten, weil der Fan den Glauben verlieren könnte. Und das wäre wirklich fatal.