Bochum. Nach dem riesigen Wettskandal im europäischen Fußball geraten Sportwetten wieder in die Diskussion. Der juristische Streit tobt schon länger. Der Staat beansprucht das Monopol für das Glücksspiel, doch private Anbieter verweisen auf das Recht der Dienstleistungsfreiheit innerhalb der EU.

Das waren noch Zeiten mit der Elferwette. Sieg, Unentschieden, Niederlage. Mehr gab es nicht. Inzwischen können Glücksspieler ihr Geld darauf setzen, welche Mannschaft das erste Tor erzielt – sogar wie: Schuss, Kopfball, Elfmeter, Freistoß oder Eigentor. Und das Ganze noch während des Spiels. Wie am Freitag bei der Partie zwischen Achva Araba und Kirtay Shmone in der zweiten israelischen Fußballliga. Die Globalisierung hat längst auch die Welt des Wettens umspannt.

Was selbstverständlich daran liegt, dass Sportwetten ein einträgliches Geschäft darstellen. Der österreichische Wettanbieter „bwin” meldete just am Freitag einen Gewinn von 61 Millionen Euro für die ersten neun Monate des laufenden Jahres.

Staatsmonopol

Dabei ist die Frage heftig umstritten, ob Anbieter wie „bwin” in Deutschland auf einer rechtlich einwandfreien Basis agieren. Mit dem Staatsvertrag zum Glücksspielwesen, der 2008 in Kraft trat, wurde das Staatsmonopol für Glücksspiele festgeschrieben. In Nordrhein-Westfalen liegt dieses Monopol bei Westlotto in Münster. Wer legale Sportwetten anbieten möchte, muss dort einen Antrag stellen. Allerdings beschränkt sich bei einer Genehmigung die Auswahl auf Toto, Pferdewetten und die Angebote bei Oddset.

„Es stellt sich die Frage, ob eine ausländische Lizenz zum Anbieten von Sportwetten auch in Deutschland eine Erlaubnis darstellt”, so der Düsseldorfer Rechtsanwalt Michael Teerhag, der auf Glücksspiel- und Internetrecht spezialisiert ist. Hintergrund dieser Auseinandersetzung ist die Dienstleistungsfreiheit innerhalb der Europäischen Union, so Terhaag. Demnach kann ein Unternehmen im ganzen EU-Raum seine Leistungen anbieten. „Der Europäische Gerichtshof hat die Frage beim Glücksspiel noch nicht abschließend bewertet.”

Onlinewetten in Deutschland verboten

Genauso strittig ist die Frage der Onlinewetten. Sie sind in Deutschland verboten. Als Begründung wird die potenzielle Betrugsgefahr genannt. Doch die sei gar nicht so groß, sagt Terhaag. Weil die Anbieter ihre Wett-Quoten so errechnen, dass sie auf jeden Fall verdienen und die Kunden nicht um den Gewinn prellen müssen.

Angst vor einer Strafverfolgung müssen Internet-Wettfreunde wohl kaum haben. Auch dann nicht, wenn sie Internetangebote aus dem asiatischen Raum nutzen, die in jedem Fall illegal sind. Doch dort können auch stattliche Beträge, zum Beispiel 100 000 Euro, pro Wette platziert werden. Terhaag weiß aus seiner Berufspraxis, dass es Menschen gibt, die ihren normalen Beruf an den Nagel gehängt haben und nur mit diesen dicken Wetten ihren Lebensunterhalt bestreiten.