Gelsenkirchen. Wenn im Zusammenhang mit dem deutschem Fußball von Finanzkrise die Rede ist, fällt seit Wochen der Name Schalke. Hat der Klub doch selbst öffentlich gemacht, dass es „eng” werde (Tönnies) und gewaltiger Anstrengungen bedürfe, um Ein- und Ausgaben wieder in Einklang zu bringen.
Lediglich in der Bewertung des Ausmaßes der Notlage gehen die Einschätzungen vieler Medien („Schalke kurz vor der Pleite”) und des Vereins (Tönnies: „Ich kann ruhig schlafen”) auseinander.
Am Wochenende wurde nun bekannt, dass sich rund zwanzig Klubs der ersten und zweiten Liga einem Nachlizenzierungsverfahren der Deutschen Fußball-Liga unterziehen müssen. Hoppla! Jeder zweite Verein also gibt Anlass, seine Finanzlage unter die Lupe zu nehmen. In den Medien jedoch wird der Eindruck vermittelt, vor allem Schalke stehe im Fokus der Ermittler. Dass es sich bei den Nachprüfungen um ein seit 2006/2007 eingeführtes, routinemäßiges Verfahren handelt, wird eher beiläufig erwähnt.
Für eine Zuspitzung der Finanzlage gibt es hinreichend Indizien
Wohlgemerkt: Hier soll keine königsblaue Krise kleingeredet werden. Für eine Zuspitzung der Finanzlage gibt es hinreichend Indizien, nicht zuletzt die Entmachtung des bis dahin für die Finanzen zuständigen Vorstandschefs Josef Schnusenberg. Und auch beim Revier-Rivalen BVB sind Kritiker vor Jahren so lange abgebürstet worden, bis das wahre Ausmaß des Desasters ans Licht kam. Aber mit immer wieder aufgewärmten Spekulationen, die nicht durch neue beweiskräftige Fakten unterfüttert werden, ist niemandem gedient.
Hinweise, der teure Trainerstab um Felix Magath habe die finanzielle Schieflage noch verschärft, sind weder neu noch schlüssig. Gilt der Wolfsburger Meistermacher für viele im Klub doch als letzte Chance, den Verein wieder auf Kurs zu bringen. Leicht vorstellbar, was auf Schalke los wäre, hätte Magath dem Traditionsklub nicht wenigstens wieder eine sportliche Perspektive eröffnet. Dass das Krisengerede bisher – anders als in der Branche üblich – nicht auf die Mannschaftsleistung durchschlug, ist ein Verdienst des 56-Jährigen. Ausgerechnet den potenziellen Problemlöser als Teil des Problems darzustellen, ist unsinnig.