Gelsenkirchen. 19 Punkte aus neun Spielen! Der FC Schalke 04 hat mit dem 2:1-Sieg am Samstag beim VfB Stuttgart den besten Saisonstart seit 38 Jahren hingelegt. Und den Spaß am Fußball wiederentdeckt.
1971 schafften Norbert Nigbur, Klaus Fischer und die Kremers-Zwillinge, wenn man das damalige Zwei-Punkte-System auf das heutige mit drei Zählern für einen Sieg hochrechnet, mit 24 Punkten ein noch besseres Ergebnis. Am Ende der Saison 1971/72 wurde der FC Schalke 04 Vizemeister und DFB-Pokalsieger.
Damals wie heute Heimreise mit dem Zug
Doch an diese Vergangenheit dachten die Schalker Spieler von heute nicht, als sie Samstag, wie übrigens mitunter auch damals, die Heimreise mit dem Zug antraten. Trainer Felix Magath scheint Bahnspezialist zu sein, aber der Schalke-Macher ist auch Spezialist in sportlichen Dingen. Eine Spezialität von ihm ist es, aus wenig viel zu machen. Oder hätte jemand vorher gedacht, dass der im Formtief steckende Kevin Kuranyi der Siegbringer sein würde, und das in Stuttgart, wo er vorher noch nie getroffen hatte.
Kuranyi erzielte beim Spiel im Gottlieb-Daimler-Stadion das entscheidende Tor zum 2:1, und das in einer Manier, als würde er nichts anderes machen, als Tore schießen. Drei Saisontreffer sind aber eine bisher eher karge Bilanz, so karg wie seine Leistung vor dem Torschuss zum 2:1. Klar brachte dieser Treffer eine Art Befreiung. Das zeigte sich beim Jubellauf, der mit dem Abklatschen mit Trainer Felix Magath endete. Der Dank dafür, dass ihn der Chefcoach trotz schwacher Leistungen immer wieder bringt, wenn auch häufig sicher nur aus Mangel an Alternativen.
"Ich habe ihn dann einfach reingeschossen"
Egal, Kevin Kuranyi hat in Stuttgart erstmals nach dem ersten Spieltag wieder getroffen. Und deshalb war die Freude bei ihm, der wegen der Doping-Probe fast den Zug verpasst hätte, groß. „Ich habe den Ball bekommen”, sagte er zum Zuspiel von Rafinha und zu dessen Folgen. „Ich habe ihn dann einfach reingeschossen und wir haben gewonnen.” Das war eine aus seiner Sicht kurz zusammengefasste Spielanalyse, der aus Mangel an anderen Ereignissen auch eigentlich nichts mehr hinzuzufügen ist. Wichtig war Kevin Kuranyi aber auch noch der Satz. „Ich habe der Mannschaft geholfen.” Ein Statement, das er im Erfolgsfall immer abgibt. Das ist mehr als nur ein Lippenbekenntnis.
Dass die Schalker jetzt so weit vorne stehen, überrascht Kevin Kuranyi natürlich auch. Aber er sagt. „Wir alle haben es uns gewünscht, oben mitzuspielen.” Der neue Trainer, Felix Magath, habe einen großen Anteil daran, lässt er noch wissen. Und den bisher erfolgreichen Saisonverlauf kann der Ex-Nationalspieler auch erklären. „Das ist das Ergebnis der harten Arbeit, die wir machen”, sagt der Siegtorschütze.
Kuranyi denkt noch nicht an seine vertragliche Zukunft
Das Tor in Stuttgart bringt bei Kevin Kuranyi keine Änderung seiner Zukunftsgedanken, obwohl sein Vertrag im Sommer ausläuft. „Erst einmal gilt es, weiter hart zu arbeiten”, sagt der 27-Jährige, und, wie fast immer, erwähnt er noch: „Es ist noch zu früh, mir Gedanken über die vertragliche Zukunft zu machen.” Auch an etwas anderes denkt er angeblich nicht. Gemeint ist die prekäre Schalker Finanzlage. Er habe sein Geld immer pünktlich erhalten, sagt er, und: „Die Finanzen sind nicht unser Thema. Wir versuchen, gut Fußball zu spielen, und Spaß daran zu haben.” Spaß am Fußball? Das hat es in Schalke lange nicht gegegeben.