Stuttgart. Es ist kein Zufall, dass Schalke die stärkste Auswärts-Mannschaft der Liga ist. Nach dem 2:1-Sieg in Stuttgart erklärt Felix Magath die Gründe dafür. Aber jetzt "muss" Schalke zweimal zu Hause antreten.
Es war ungefähr so, als wenn man Guido Westerwelle fragen würde, ob er nicht gerne Kanzler werden möchte. Nur, dass bei dem dann vor lauter Schmeichelei die Augen so funkeln würden wie die Kerzen am Tannenbaum. Felix Magath reagierte anders auf die Frage, die ihm nach dem Schalker 2:1-Sieg beim VfB Stuttgart gestellt wurde. Ob Schalke jetzt ein Titelkandidat sei, wollte ein offenbar aus dem Süden stammender Reporter von dem S04-Trainer wissen. Der stutzte nur kurz und empfand allein schon das Thema als völlig unpassend. „Kein Kommentar”, sagte Magath und murmelte: „Titelkandidat . . .” Genauso gut hätte man ihn fragen können, ob er Bundeskanzler werden will.
"Die Tabelle wird sich noch deutlich verändern"
Schalke ließ auch die Schwarze Serie beim Angstgegner Stuttgart hinter sich, reiht einen Sieg an den nächsten und liegt mit 19 Punkten aus neun Spielen auf Platz drei – nur zwei Zähler hinter dem Tabellenführer. Doch Felix Magath weiß das schon alles richtig einzuordnen. „Die Tabelle wird sich noch deutlich verändern”, sagte er später. Und schob mit einem Lächeln hinterher: „Ich hoffe natürlich, dass sie sich für uns nicht so deutlich verändern wird.”
Einen Zwischentitel hat der Meister-Macher aus Wolfsburg aber jetzt schon erobert: Die Schalker sind bisher die Auswärts-Könige der Liga. Das 2:1 in Stuttgart war der vierte Sieg im fünften Auswärtsspiel (zuvor gab es Erfolge in Nürnberg, Köln und Dortmund sowie ein glückliches Unentschieden in Hoffenheim). Diese Bilanz sagt viel aus über das Schalker Spiel mit seinen Qualitäten. „Wir sind eine Mannschaft, die momentan gut kämpft und verteidigt, die aber Probleme hat, den offensiven Ball zu spielen”, erklärt Magath: „Deswegen tun wir uns leichter, wenn wir das Spiel nicht machen müssen.” Und das ist eben meist auswärts der Fall.
"Wir stehen gut und schießen ab und zu mal ein Tor"
Die Partie in Stuttgart war ein Spiegelbild dessen. Schalke nutzte einen Patzer von VfB-Verteidiger Celozzi zur Führung durch Ivan Rakitic (24.). Danach verteidigten die Gäste gut, bis Cacau zum 1:1 ausglich (73.). Doch drei Minuten später traf ausgerechnet der Ex-Stuttgarter Kevin Kuranyi mitten in die Schwaben-Freude zum 2:1-Siegtor. Kuranyi, der zwar gut gekämpft hatte, aber nur zweitbester Stürmer hinter Farfan war, strahlte: „Das ist der Lohn für unsere harte Arbeit. Wir stehen gut und schießen ab und zu mal ein Tor.” Und wenn's sogar zwei sind, springt dann so ein Sieg in Stuttgart heraus.
VfB-Teamchef Markus Babbel fand trotzdem, dass seine Mannschaft besser als zuletzt gespielt hatte, und auch Manager Horst Heldt wollte nicht in die Diskussion um den Trainer einsteigen. Für den VfB war es immerhin schon die dritte Heim-Niederlage. Schalke hatte die Krisen-Situation des Gastgebers, wie geplant, ausgenutzt. Dies sind die Dinge, die Magath meint, wenn er darauf hinweist, dass Schalke auch das Glück des Spielplans entgegen gekommen ist, um zum Auswärts-König der Liga zu werden. Zufall jedoch sei das nicht: „Wir schöpfen unsere Möglichkeiten aus.”
Fit, effektiv und mit dem nötigen Glück
Die Mannschaft ist fit, gnadenlos effektiv und hat das nötige Glück. Wunschlos zufrieden ist Magath damit aber nicht: „Mir wäre es lieber, wenn wir zu Hause mehr Erfolge für unsere Fans erreichen würden”, sagte er - nicht ohne Grund. Denn nun muss Schalke zweimal hintereinander daheim antreten: Gegen das Spitzen-Duo Hamburg und Leverkusen. Doch selbst wenn Schalke sich auch da behaupten kann, wird niemand die Ziele nach oben korrigieren: „Wir spielen nicht so kontrolliert, wie das eine erfahrene Mannschaft machen würde”, erklärt Magath. So schnell zaubert selbst er keinen Titel-Kandidaten herbei.
Einen Unterschied freilich gibt es zum eingangs erwähnten Guido Westerwelle: Der wird auch in den nächsten vier Jahren nicht Kanzler werden. Bei Magath sollte man sich da nicht so sicher sein. Natürlich, ob er Meister wird. Kanzler, da legen wir uns mal fest, wird selbst Magath nicht.