Falun. . Skispringer und Kombinierer haben bei der WM für eine Traumbilanz gesorgt. Weil Geld fehlt, sorgen sie sich dennoch um die Konkurrenzfähigkeit.
Mitten in der Jubelstimmung über das beste Resultat bei einer Weltmeisterschaft seit 41 Jahren schlagen die Goldgaranten im deutschen Skisport Alarm. „Es wäre grotesk, wenn im Verband wieder die gleichen Fehler wie in der Blütezeit von Sven Hannawald und Martin Schmitt gemacht würden“, sagt Horst Hüttel. Er ist im Deutschen Skiverband (DSV) seit 2008 sportlicher Leiter für Skispringen und Nordische Kombination. Genau den beiden Sparten, die bei der Nordischen Ski-WM im schwedischen Falun im Alleingang für die Traumbilanz von fünfmal Gold, zweimal Silber und einmal Bronze gesorgt hatten.
Trotzdem wird auch hier gespart, weil „der gesamte Verband den Gürtel finanziell enger schnallen muss“ (Sportdirektorin Karin Orgeldinger). „Wir sind seit zwei, drei Jahren am und unter dem Limit beim Budget. Das macht mir Sorge, weil wir den B-Kader und den Nachwuchs nicht so ausstatten können, wie es nötig wäre“, so Hüttel: „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir vor einem Scherbenhaufen stehen.“
Keine Talente in der Spitze
Schon jetzt, so Hüttel, seien die sportlichen Auswirkungen der Sparpolitik spürbar. Sowohl in der Kombination wie auch im Skispringen gehören die deutschen Talente im Continentalcup, der zweiten Liga unter dem Weltcup, nicht mehr zur Spitze. So war es auch in den Boomzeiten des Skispringens von Schmitt und Hannawald rund um die Jahrtausendwende, als die Nachwuchsarbeit vernachlässigt wurde. Es folgte fast ein Jahrzehnt mit nur mäßigen Erfolgen. Der Triumph von Severin Freund in Falun war der erste deutsche WM-Einzeltitel im Skispringen seit 14 Jahren. Genau so lange dauert inzwischen die Erfolgsserie der Goldgaranten in der Nordischen Kombination.
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Aber jetzt macht sich Bundestrainer Hermann Weinbuch Sorgen. „Es ist eine schwierige Situation im DSV, seit zwei, drei Jahren sind wir am Zurückschrauben. Man schaut nicht, was am besten, sondern am günstigen ist. Darunter leidet die Qualität“, sagt er. Zehn Prozent von einem Budget seien gestrichen worden, „mit der Preissteigerung ist das wesentlich mehr“. Dadurch verringere sich die Zahl an Talenten. Es werde so mittelfristig immer schwieriger, sich mit Nationen wie Norwegen oder Österreich zu messen, die gewaltig in den nordischen Skisport investieren. „Es sind ja keine Millionen, die uns fehlen, aber vielleicht 100 000 oder 200 000 Euro“, sagt Weinbuch. Und Hüttel fügt hinzu, dass sich der DSV genau überlegen müsse, wo man Geld investiert: „Wir haben in den vergangenen sechs, sieben Jahren gezeigt, was notwendig ist. Und die Erfolge sprechen für sich.“
Medaillen ohne Auswirkungen
Beim DSV lehnt man es allerdings ab, die Förderung von momentan wenig erfolgreichen Disziplinen wie den zum zweiten Mal in Serie bei einer WM medaillenlosen Skilangläufern auf Kosten der Goldgaranten zu kürzen. Verbandschef Franz Steinle erwähnte in Falun, dass vor ein paar Jahren noch die Skilangläufer den Großteil zur deutschen Medaillenausbeute beigetragen hätten. Bei der WM 2007 waren das sechsmal Edelmetall. Der Verband hat das Problem, dass er sich im Gegensatz zu anderen Sportverbänden fast ausschließlich über Sponsoren und TV-Einnahmen finanziert. Nur für die neuen olympischen Trendsportarten gibt es einen Bundeszuschuss. Und auch die Erfolge von Falun werden an den Finanzproblemen kurzfristig nichts ändern.
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„Die TV- und Werbeverträge sind langfristig geschlossen. Das schützt uns in Zeiten von weniger Medaillen, aber das System ist halt auch in Erfolgszeiten sehr träge“, sagt Hüttel: „Es wird sich also kurzfristig nicht auswirken, dass wir fünf Goldmedaillen bei dieser Weltmeisterschaft gewonnen haben.“ Für eine fantastische WM eine eher bittere Bilanz.