Doha. Die deutschen Handballer haben keine Titelambitionen für die WM in Katar, nur die Qualifikation für die Olympischen Spiele soll geschafft werden.

Einen ersten Vorgeschmack auf die WM bekamen die deutschen Handballer schon in Frankfurt am Main. Mit einer Maschine der in Doha beheimateten Qatar Airways reiste der Tross des Deutschen Handballbundes (DHB) am Dienstag zum Turnier in Katar. Vom 15. Januar bis 1. Februar wird bei in dem Emirat der Nachfolger von Titelverteidiger Spanien gesucht. Die wichtigsten Fakten über die WM im Überblick.

Wie hat sich die deutsche Mannschaft für die WM qualifiziert?

Eigentlich gar nicht. Unter Bundestrainer Martin Heuberger verlor das Team beide Playoff-Spiele gegen Polen (24:25; 28:29). Doch der Weltverband IHF vergab eine Wildcard an die DHB-Auswahl als bestes Team der WM 2013, das sich nicht qualifizierte. Deutschland hatte in Spanien Platz fünf belegt.

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Wir kam es zu dieser Wildcard?

Die IHF hat Australien ausgeschlossen. Dies tat sie mit der Begründung, dass Ozeanien keinen anerkannten Kontinentalverband hat. Dies sei den Australiern bereits vor den für ungültig erklärten Qualifikationsspielen mitgeteilt worden. Das Verfahren ist jedoch nicht nur wegen seiner Intransparenz umstritten. Schließlich hatte Australien zuvor an sieben Weltmeisterschaften teilgenommen (1999; 2001 bis 2013).

Kam so etwas schon einmal vor?

Nein, es ist ein Novum, dass eine Wildcard vergeben wurde. Allerdings war es nicht das letzte Mal. Auch Island und Saudi-Arabien rückten auf Beschluss des Weltverbandes nach. Bahrain und die Vereinigten Arabischen Emirate hatten aus politischen Gründen zunächst zurückgezogen, nach Lösung der Probleme aber wieder teilnehmen wollen. Das ließ die IHF nicht zu. Warum aber der Sechste der Asienmeisterschaft und nicht Südkorea als Fünfter sowie Island als Nummer Eins einer Europa-Rangliste statt zum Beispiel Asiens Nummer sieben Kuwait nachrückten, ist unklar.

Worum geht es bei dieser WM?

In erster Linie natürlich um den Weltmeister-Titel. Zugleich aber haben auch die anderen Treppchenplätze eine große Bedeutung. Denn neben dem Titelträger qualifizieren sich auch der Zweite und Dritte für die kommende WM 2017 in Frankreich. Sollten die Franzosen das Halbfinale erreichen, sind es gar die ersten Vier. Zudem lockt die Qualifikation für Olympia. Der Weltmeister ist 2016 in Rio dabei. Die Teams auf den Rängen zwei bis sieben qualifizieren sich für Ausscheidungsturniere. "Platz sieben wäre optimal. Einen olympischen Platz nehme ich immer", sagte Bundestrainer Dagur Sigurdsson.

Welche Ziele hat die deutsche Mannschaft?

Nach den Querelen im Vorfeld sind die Ansprüche bescheiden. Offiziell heißt es, das Achtelfinale sei Pflicht. Doch intern ist auf jeden Fall der siebte Rang im Visier, um für Olympia in Rio nicht den vagen Weg über die EM 2016 in Polen einschlagen zu müssen.

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Sind die deutschen Spiele im Fernsehen live zu sehen?

Nach langem Hin und Her: ja. Der Bezahlsender Sky hat die Rechte erworben. Damit sind erstmals Handball-Spiele von einer WM oder EM nicht im frei empfangbaren TV zu sehen. Die Verhandlungen von ARD und ZDF mit Rechteinhaber beIN Sports waren gescheitert. Die Tochtergesellschaft des katarischen TV-Imperiums Al Jazeera hatte die Rechte für 80 Millionen Euro gekauft.

Nach welchem Modus wird gespielt?

Die 24 Mannschaften spielen zunächst in den vier Gruppen A bis D die Vorrunde aus. Danach folgt die K.o.-Phase: Die jeweils ersten vier Teams der Gruppe erreichen das Achtelfinale. Dort geht es mit Überkreuzvergleichen der Staffeln A/B und C/D weiter. Das heißt: Der Erste der Gruppe A spielt gegen den Vierten der Gruppe B, der Dritte gegen den Zweiten. Die Sieger kommen ins Viertelfinale, die Verlierer fahren heim. Die Viertelfinal-Gewinner ziehen ins Halbfinale ein, die Unterlegenen spielen in der Platzierungsrunde um die Ränge fünf bis acht. Die acht Mannschaften, die das Achtelfinale verpassen, spielen im Presidents Cup um die Ränge 17 bis 24.

Wer sind die Favoriten auf den Titel?

Nach Experten-Meinungen kommt nur ein Quartett für Gold infrage: Titelverteidiger Spanien, Olympiasieger Frankreich, der WM-Zweite Dänemark und der WM-Dritte Kroatien. "Das sind die klassischen Favoriten. Und von diesen vieren... sage ich Dänemark", meinte Bundestrainer Sigurdsson.

Welche Besonderheiten gibt es bei der WM in Katar?

Zum ersten Mal seit 1958 wird bei den Männern eine WM in nur einer Stadt - Doha - ausgetragen. Zuletzt hatte es das bei den Frauen 2005 in St. Petersburg geben. Alle Spiele finden in nur drei Hallen statt: Ali Bin Hamad Al Attiya Arena (7700 Zuschauer), Lusail Multipurpose Hall (15 300) und Duhail Sports Hall (5500). Alle Hallen wurden für die WM neu gebaut - die Kosten sollen geschätzte 228 Millionen Euro betragen haben. Bei der WM in Katar - der vierten außerhalb Europas nach 1997 (Japan), 1999 (Ägypten) und 2005 (Tunesien) - sind mit 15 so viele Teams aus Europa vertreten wie noch nie. (dpa)