Frankfurt/Main. Die Torlinientechnik kann und soll helfen - und darf es jetzt auch. In der Fußball-Bundesliga kommt von der nächsten Saison an die Technologie zum Einsatz.
Am Donnerstag stimmten die 18 Fußball-Bundesligisten erneut über die Einführung der Schiedsrichter-Hilfe ab. Während die Zweitligisten wegen des fehlenden Budgets nicht mehr Teil der Befragung waren, stimmte nun eine deutliche Mehrheit für die neue Technologie. Die Auszählung der Stimmen ergab ein 15:3-Ergebnis für die Einführung des Hawk Eyes. "Sämtliche Vereine der Bundesliga waren vertreten und es hat eine sehr grundlegende Einführung von Andreas Rettig gegeben", erklärte Dr. Reinhard Rauball, Präsident der Deutschen-Fußballliga DFL. Rauball weiter: "Das Votum pro Torlinientechnik ist für den deutschen Fußball ein Schritt nach vorne." Es sei eine wichtige Hilfe für Schiedsrichter.
Beim ersten Mal gab es ein klares Nein, jetzt verkündete DFL-Geschäftsführer Rettig ein positives Votum bei der Torlinientechnik. Den Antrag zur erneuten Abstimmung hatte der FC Bayern München gestellt. "Wir freuen uns über diese klare Entscheidung", sagte Rettig. Schon eine Zwei-Drittel-Mehrheit von zwölf Vereinen hätte genügt.
Zuvor hatte die DFL in einer Ausschreibung unter verschiedenen Anbietern von Torlinientechnik die zu erwartenden Kosten ermittelt. Beim Hawk-Eye-System registrieren sieben auf jedes Tor gerichtete Kameras die Position des Balles zentimetergenau. Einen Torerfolg meldet das System in nur einer Sekunde an den Schiedsrichter. Die Uhr am Handgelenk des Referees vibriert und blinkt, es ertönt ein Audio-Hinweis über das Headset. Möglich ist es zudem, in den Stadien wie beim Tennis eine grafische Präsentation der Szene zu zeigen. (mit dpa)
Reaktionen aus der Bundesliga zur Einführung der Torlinien-Technik
Nach langer Debatte haben die Fußball-Bundesligisten den Weg für den Einsatz der Torlinientechnologie frei gemacht. Etwas überraschend entschied sich die Liga für das Hawk-Eye-System. Die Reaktionen.
Reinhard Rauball (Ligapräsident): "Ich glaube, dass es für den deutschen Fußball ein Schritt nach vorne ist."
Karl Hopfner (Präsident des FC Bayern München): "Ich bin sehr froh, dass unser Antrag mit sehr, sehr klarer Mehrheit angenommen wurde. Das Ganze wurde sehr professionell von der Geschäftsführung der DFL vorbereitet. Ich glaube, das hat ein Umdenken bewirkt. Damals bei der ersten Abstimmung war das mit den Kosten nicht so konkret."
Heribert Bruchhagen (Vorstandsboss Eintracht Frankfurt): "Es ist ein klares Votum der Bundesliga. Und diesem Votum hat man sich zu beugen. Es wird dadurch sicher keine entscheidenden Veränderungen im Fußball geben. Wenn wir bei der Eintracht vor zehn Jahren die Torlinientechnologie eingeführt hätten, hätten wir sie zehn Jahre lang gehabt - ohne sie einmal zu nutzen. Aber die Einheitlichkeit der Bundesliga durch ein solches Votum ist gewährleistet. Die Kosten waren für uns nie ein Kriterium."
Markus Gisdol (Trainer 1899 Hoffenheim): "Es ist einfach eine gravierende Entscheidung, ob es ein Tor ist oder nicht. Im Zeitalter von Apple und Co. können wir uns vor der Technik nicht mehr verschließen."
Dirk Dufner (Sportdirektor von Hannover 96): "Es war eine lange Anlaufzeit, jetzt steht das System so, dass wir bedenkenlos zustimmen können. Aber das Votum war doch überraschend klar am Ende."
Tayfun Korkut (Trainer Hannover 96): "Manchmal bin ich froh, dass ich andere Entscheidungen zu treffen habe. Man wird erst danach sehen, ob es sich für den Fußball gelohnt hat. Auch, ob der Aufwand im Vorfeld gerechtfertigt war."
Klaus Allofs (Manager VfL Wolfsburg): "Wir haben dafür gestimmt. Die Rahmenbedingungen halten wir für vernünftig."
Huub Stevens (Trainer VfB Stuttgart): "Wenn es einem Schiedsrichter helfen kann, halte ich es für nicht schlecht, aber die Diskussion muss bleiben, dadurch lebt der Fußball auch."
Gerhard Poschner (Geschäftsführer des Zweitligisten 1860 München): "Das ist definitiv die richtige Entscheidung. Auch wenn es die 2. Liga nicht betrifft. Ich glaube, dass wir den Nutzen daraus ziehen werden."