Borussia Dortmund am Tiefpunkt – die Gründe für die BVB-Krise
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Dortmund. 13 Spiele, elf Punkte, Tabellenletzter: Borussia Dortmund steckt in der Krise. Wir haben die Gründe für die bedrohliche Situation des BVB gesammelt.
1. Die lange Verletztenliste
Die Verletzungsmisere bei Borussia Dortmund fing schon vor Saisonbeginn an – und zieht sich bis jetzt wie ein roter Faden durch die aktuelle Spielzeit. Wichtige Leistungsträger der vergangenen erfolgreichen Jahre fallen immer wieder aus. So musste Ilkay Gündogan insgesamt 14 Monate durch eine Entzündung an der Wirbelsäule passen – nicht zuletzt auch, weil er sich bewusst gegen eine frühe Operation entschied. Mittlerweile ist der deutsche Nationalspieler zwar wieder im Kader und im Training, seine volle Leistung kann er aber noch nicht bringen.
Auch Nuri Sahins Saisonvorbereitung war von Verletzungen geplagt. Durch eine Kapselreizung im Knie und eine Sehnenentzündung fiel Sahin erst im September nach einer Operation für weitere zwei Monate aus. Er hat in dieser Saison noch kein Bundesligaspiel absolviert. Auch in der Abwehr fehlen wichtige Defensivmänner wie Mats Hummels durch eine Bänderüberdehnung, Sokratis durch einen Wadenbeinbruch und immer wieder Lukasz Piszczek, der mit muskulären Problemen zu kämpfen hat. Und dann ist da natürlich noch Reus. Nachdem er sich im Länderspiel gegen Armenien im Juni schon einen Teilriss des Syndesmosebandes zugezogen hatte und für drei Monate ausfiel, verletzte sich der Mittelfeldstar gegen den SC Paderborn am Sprunggelenk und kann erneut bis Januar nicht spielen.
BVB verliert in Frankfurt
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2. Kein Neuzugang kann Lewandowski ersetzen
18,5 Millionen Euro hat Borussia Dortmund für Ciro Immobile an Juventus Turin gezahlt. Doch der Italiener kann Robert Lewandowski im BVB-Angriff bislang nicht ersetzen. Zwar musste der 24-Jährige bei der 0:2-Niederlage in Frankfurt aufgrund einer Erkältung passen. Aber bei seinen bisherigen Bundesliga-Auftritten fehlte ihm auch größtenteils die Bindung zum Spiel. Trainer Jürgen Klopp hat seinen neuen Stürmer noch nicht effektiv ins BVB-System einbinden können. Und auch Adrian Ramos, den Dortmund für 9,7 Millionen Euro von Hertha BSC holte, findet sich im Borussen-Angriff bisher nicht zurecht. Keine einfache Aufgabe für BVB-Coach Klopp.
3. Die Innenverteidigung als Fehlerquelle
Dortmunds Abwehr offenbart im bisherigen Saisonverlauf große Schwächen. In Frankfurt waren Neven Subotic (WAZ-Note: 5) und Matthias Ginter (WAZ-Note 5,5) zu fast keinem Zeitpunkt der Partie auf der Höhe des Geschehens. Schlechte Abstimmung, Stellungsfehler, Fehlpässe – es kam bei den Innenverteidigern alles zusammen. Ob Hummels nach seiner Bänderdehnung am Freitag (20.30 Uhr/live in unserem Ticker) gegen die TSG 1899 Hoffenheim wieder in die Abwehr zurückkehrt, ist noch offen. Die Probleme der Borussia sind aber auch im Spielsystem zu suchen. Denn phasenweise rücken die Abwehrspieler weit auf, aber die Offensivbemühungen erweisen sich dann als Bumerang. Die Dortmunder schaffen keine Stabilität in der Defensive.
Dem Schlussmann unterlaufen wiederholt folgenschwere Fehler. Das liegt auch an der fehlenden Abstimmung mit seinen Vorderleuten. Ein Beispiel: Vor dem zweiten Gegentreffer in Frankfurt durch Haris Seferovic köpfte Matthias Ginter den Ball in Richtung des BVB-Torwarts. Weidenfeller kam herausgelaufen, obwohl der Innenverteidiger das Laufduell gewonnen hatte. Auch bei der 1:2-Niederlage in Köln patzte der Keeper. Weidenfeller kam bei einer Flanke raus, zögerte dann aber – Simon Zoller erzielte das Siegtor
5. Hoher Aufwand – kaum Ertrag
Es wirkt paradox. Die Borussen zeigen sich auf dem Platz mit hoher Passgenauigkeit und Laufbereitschaft, gehen intensiv in die Zweikämpfe und erarbeiten sich Chancen. In Frankfurt hatten die Dortmunder fünf Prozent mehr Ballbesitz, sind vier Kilometer mehr gelaufen und haben mehr Zweikämpfe gewonnen. Trotzdem verlor der BVB das Spiel – und kassierte die achte Saisonniederlage.
6. Das Pech im Spiel
Wie in vielen Spielen zuvor verbuchte der BVB auch in Frankfurt mehr Torschüsse als die Eintracht (17 zu 11). Doch die Chancenverwertung bei den Dortmundern war, nicht nur in der Partie bei den Hessen, mehr als unzureichend – was auch am Pech liegt, das die Borussen zu verfolgen scheint. Bereits achtmal traf der BVB im bisherigen Saisonverlauf nur Aluminium. Zuletzt war es Kevin Großkreutz, der den Ball in Frankfurt an den Pfosten setzte. Dortmund fehlt das Glück.
7. Vereinsinterne Unruhe durch Transfergerüchte
Nach außen hin präsentiert sich Borussia Dortmund als geschlossene Mannschaft. Doch sicher führen auch die vielen Transfergerüchte um die BVB-Stars zu vereinsinternen Unruhen. Weltmeister und Defensivchef Mats Hummels soll laut Informationen des englischen Blattes „Guardian“ bei Manchester United auf der Wunschliste stehen. Das Buhlen um Marco Reus dreht sich derweil im Kreis. Barcelona, Chelsea, die Bayern oder Real – alle wollen den 25-Jährigen. Farbe bekennen will der aber nicht. Selbst Trainer Jürgen Klopp hat vor wenigen Tagen im britischen Fernsehen ausgeplaudert, er könne sich einen Wechsel in die Premier League vorstellen – allerdings erst nach dem Auslaufen seines Vertrags 2018. Nur Gündogan machte eine klare Ansage: Ein Wechsel zu Real Madrid oder nach England sei keine Option für den Mittelfeldspieler und stehe nicht zur Debatte.
In den vergangenen vier Spielzeiten wurde Dortmund zweimal Meister (2011 und 2012) und zweimal Vize-Meister (2013 und 2014). Davon ist der BVB derzeit meilenweit entfernt. Die aktuelle Tabellensituation, als Schlusslicht mit elf Punkten nach 13 Spielen, ist eine besondere Herausforderung für die Borussen. Die bedrohliche Lage kann auch zur mentalen Last werden, die ein befreites Aufspielen verhindert. Die Gegner hingegen haben keine Angst vor den Dortmundern, kennen deren Schwachstellen – und nutzen sie aus. Eine Abwärtsspirale.
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