Essen. Am 15. Januar geht die elektronischen Patientenakte an den Start. Wer sie nicht will, muss widersprechen. Die Kassen werben bis zuletzt
Trotz der anhaltenden Diskussion um den Datenschutz stößt die elektronische Patientenakte bei den rund 73 Millionen gesetzlich Versicherten bislang nur auf wenig Widerstand. Die großen Krankenkassen in NRW und Deutschland berichten nur von einer geringen Anzahl von Versicherten, die sich ausdrücklich gegen die Einrichtung einer persönlichen digitalen Krankenakte ausgesprochen haben. Konkret haben mehrere Hunderttausend Menschen widersprochen.
Bei der AOK Rheinland/Hamburg haben Stand Montag 2,4 Prozent der über drei Millionen Versicherten der digitalen Akte widersprochen. Bei der Barmer waren es bislang 4,3 Prozent der 8,6 Millionen Versicherten, bei der DAK Gesundheit rund drei Prozent der rund 5,5 Millionen Versicherten. Die Techniker, größte deutsche Krankenkasse, spricht von einer Widerspruchsquote im niedrigen einstelligen Bereich in NRW. Sie sei auf dem bundesweiten Niveau.
Wer nichts sagt, stimmt automatisch der Einrichtung einer digitalen Akte zu
Die elektronische Patientenakte (ePa) soll Befunde, Medikamentenlisten und Diagnosen digital bündeln, so dass Praxen, Kliniken und Versicherte darauf zugreifen können. Versicherte mussten der ePa ausdrücklich widersprechen. Wenn man sich gegenüber seiner Krankenkasse nicht äußert, wird das als Zustimmung gewertet. Die erste Widerspruchsfrist endet am Mittwoch, 15. Januar.
An diesem Tag beginnt der Testlauf der ePa in drei Modellregionen, darunter NRW mit einzelnen Praxen in Städten wie Essen und Bochum. Laut Kassenärztlicher Bundesvereinigung können Versicherte auch später noch der ePa widersprechen. Die Krankenkassen seien in diesem Fall verpflichtet, die digitale Patientenakte inklusive aller Daten zu löschen.
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Sicherheitsbedenken von IT-Fachleuten: Zahl der Widersprüche ist jüngst gestiegen
Bei den Kassen heißt es, dass die Zahl der Widersprüche zuletzt gestiegen sei. Viele Menschen erledigten administrative Aufgaben zum Jahresende, erklärt dazu die Barmer. Der Zuwachs sei möglicherweise aber auch auf Berichte über Sicherheitsbedenken zurückzuführen ist, die IT-Experten des Chaos Computer Clubs geäußert haben. Sie haben unlängst aufgezeigt, dass man auf fremde Gesundheitsdaten zugreifen kann, weil dazu notwendige Heilberufs- und Praxisausweise zu leicht zu beschaffen seien. Zahlreiche zivilrechtliche Organisationen haben deshalb am Dienstag gefordert, die ePa dürfe erst dann bundesweit an den Start gehen, wenn im Testlauf alle Sicherheitslücken geschlossen und Bedenken ausgeräumt sind.
Fachleuten zufolge werde die ePa für die drei Modellregionen mit zusätzlichen Maßnahmen gesichert. Es erhielten ausschließlich die Praxen, Apotheken und Kliniken Zugriff auf die Aktensysteme, die auch am Testlauf teilnehmen.
AOK Rheinland/Hamburg: ePa für alle ist ein „Meilenstein“
Die Krankenkassen plädieren mit deutlichen Worten für die elektronische Patientenakte. Die „ePA für alle“ sei ein zentraler Meilenstein für die Digitalisierung des deutschen Gesundheitswesens, heißt es etwa von der AOK Rheinland/Hamburg.
„Sie kann die dringend notwendige Vernetzung der Akteure im Gesundheitswesen fördern, den Austausch von Gesundheitsdaten verbessern und einen echten Nutzen für unsere Versicherten haben“, sagt Vorstandschef Günter Wältermann. Diagnostik und Therapie könnten erleichtern, unnötige Doppeluntersuchungen vermieden werden. Die Barmer ergänzt, die ePa mache die Arzneimitteltherapie sicherer, da Daten aus den elektronischen Rezepten automatisch und in Echtzeit übertragen würden.
Die DAK Gesundheit stellt klar, dass die angesprochenen Sicherheitsprobleme nicht die eigentliche ePa, sondern den Zugang zum System betreffen. „Der Zugang für die Versicherten über die Kassen-App wurde in keiner Sicherheitsuntersuchung kritisiert und ist ohnehin sicher, heißt es von der Krankenkasse. Die ePA sei mit höchsten und modernsten Sicherheitsstandards gebaut worden, die mit den obersten Sicherheits- und Datenschutzbehörden entwickelt und abstimmt worden seien.