Essen. Was mache ich falsch? Darüber wird an Schulen zu selten gesprochen, zeigt eine neue Studie. Schüler und Lehrer fordern mehr Feedback. Was hilft.

Eine schlechte Klassenarbeit, Probleme beim Referat, Lücken in der Hausarbeit: Wenn es in der Schule nicht so gut läuft wie erhofft, fragen sich viele Schülerinnen und Schüler, was sie falsch gemacht haben und wie sie sich verbessern können. Doch häufig fehlt die Rückmeldung. Über ein Drittel der Schülerinnen und Schüler in Deutschland vermisst persönliches und ermutigendes Feedback. Das zeigt das kürzlich erschienene Deutsche Schulbarometer der Robert Bosch Stiftung.

Kinder und Jugendliche kritisieren demnach, dass keine oder nur wenige Lehrkräfte ihnen zurückmelden, was sie schon können oder was sie noch lernen müssen (37 Prozent). Zudem beklagt über ein Viertel der acht- bis 17-Jährigen, dass keine oder wenige Lehrkräfte ihnen sagen, wie sie es besser machen können, wenn sie einen Fehler gemacht haben.

Ein Zettel zur korrigierten Klassenarbeit

Wie gut an einer Schule Feedback gegeben wird, steht und fällt mit den Lehrkräften, sagt Karl. Der 16-Jährige geht in die elfte Klasse und ist Mitglied im Landesvorstand der „Landesschüler*innenvertretung“ in NRW. „Leider geben viele Lehrerinnen und Lehrer kein explizites Feedback“, kritisiert er. Einige würden ihren Schülerinnen und Schülern zur korrigierten Klassenarbeit zwar einen Zettel mitgeben, auf dem Themenfelder stehen, die sie sich nochmal anschauen sollten – allerdings sei das meist sehr vage. Mathe sei da ein gutes Beispiel. Karl: „Da es häufig als reines Lernfach gesehen wird, wird einem oft gesagt, dass man mehr für das Fach machen muss, aber nicht, wie man die Probleme am besten angeht.“

Schüler (16): „Wie genau man sich verbessern kann, bleibt oft vage“

Bei den Noten für die mündlichen Fächer sei das ähnlich. „Da geht es oft darum, dass wir uns selbst einschätzen sollen, und dann wird die Note gesagt. Manchmal sagt die Lehrkraft einem dann noch, dass man besser werden muss. Aber wie das genau gelingen kann, bleibt häufig offen.“

Allgemein setzten Noten viele Schülerinnen und Schüler unter Druck. Und fehlendes Feedback führe dazu, dass die jungen Menschen sich häufig noch unsicherer fühlten, weil ein konkreter Handlungsplan fehle, moniert Karl. Zudem solle Feedback fest in den Unterricht eingeplant werden. „Aber meist fehlt die Zeit, und die Lehrkräfte kommen nicht hinterher, weil die Klassen oft zu groß sind. Eine Zeit lang war ich in einer Klasse mit 35 Menschen. Da geht das persönliche Gespräch mit der Lehrkraft unter“, kritisiert er.

„Nur durch eine funktionierende Feedbackkultur bekommen die Schüler die Rückmeldung, die sie brauchen, um sich weiter zu entwickeln“, sagt Karen Schneider. Sie ist Schulleiterin am Konrad-Duden-Gymnasium in Wesel und Mitglied der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft in NRW. Anders als andere Bundesländer arbeite NRW etwa bei Klassenarbeiten flächendeckend mit einem umfangreichen Bewertungsbogen, auf dem ganz genau steht, wie bewertet wird.

Raumnot an Schulen: Feedbackgespräche finden oft auf dem Flur statt

Sie beobachtet aber auch, dass der Ruf nach Rückmeldung bei den Schülerinnen und Schülern immer lauter wird. „Sie fordern Dinge ein, die allerdings oft nicht in die veralteten Strukturen des Schulsystems passen.“ So fehle es etwa häufig an Räumen, die ein gutes Einzelgespräch möglich machten. „Aus der Not heraus, gibt es in vielen Schulen nun sogenannte Feedbackstunden. Dabei sitzt die Klasse arbeitend im Unterricht und die Lehrkraft ruft die Schüler einzeln auf und führt mit ihnen jeweils ein Gespräch auf dem Flur.“

Zudem brauche es vor allem Zeit, um den jungen Menschen individuelle Rückmeldung zu geben. „Die Stundenpläne sind voll, Lehrkräfte brauchen hier mehr Spielraum, um Feedbackstunden in den Schulalltag zu integrieren“, findet Schneider. Auch Schülersprechtage oder Klassenratsstunden, in denen die Klasse als Gruppe Rückmeldung gibt, seien sinnvoll.

Gerade wenn Schüler eigenverantwortlich arbeiteten, brauche es zudem Lernberatungsangebote. „An unserer Schule gibt es zum Beispiel Lerncoaching-Angebote, bei dem ausgebildete Lehrkräfte Schüler bei ihren Projekten unterstützen. Das sollte in die Fläche getragen und Lehrkräfte zu Coaches fortgebildet werden.“

Bosch-Studie zeigt: Auch Lehrkräften fehlt häufig Rückmeldung

Doch nicht nur Schülerinnen und Schülern fehlt laut Bosch-Studie oft Feedback. Knapp die Hälfte der befragten Lehrerinnen und Lehrer erhält eine Rückmeldung zu ihrem Unterricht vor allem über Leistungsergebnisse ihrer Schüler. Nur etwas mehr als ein Viertel (28 Prozent) bekommt diese durch Hospitationen von Kollegen oder von der Schulleitung. Auffallend dabei ist, dass fast ein Viertel der Lehrkräfte (24 Prozent) in den letzten zwölf Monaten überhaupt keine Resonanz auf ihre Arbeit erhalten hat.

„Lehrkräften bringt es total viel, wenn sie Feedback von ihren Kollegen bekommen“, sagt Schulleiterin Karen Schneider. Nicht immer gebe das allerdings die Zeit und das Personal her. „Wenn Lehrkräfte den Unterricht ihrer Kollegen beobachten, fehlen sie oft an anderen Stellen“, sagt sie.

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An ihrem Gymnasium gibt es folgendes Konzept: Mehrere Lehrkräfte setzen sich in den Unterricht eines Kollegen und legen ihren Fokus jeweils auf einen Schüler. Dann machen sie sich Notizen nach einem festgelegtem Schema. „Dabei geht es immer um die Frage, was die Stunde mit den Schülern macht.“

„Was die Rückmeldung der Schülerinnen und Schüler gegenüber ihrer Lehrkräfte betrifft, ist es gut, wenn diese das Feedback einfordern“, findet Karl. Im besten Fall solle dies aber anonym geschehen. „Viele Schülerinnen und Schüler haben die Sorge, dass ein negatives Feedback Konsequenzen für ihre Noten haben könnte. Es ist ja immerhin ein Hierarchie-Verhältnis.“ Mit verschiedenen Online-Anwendungen ginge dies etwa sehr einfach.

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