Dortmund. Hund, Katze, Maus: Die Wahl des Haustieres sollte gut überlegt sein. Neben der Chemie zwischen Mensch und Tier müssen die Lebensumstände passen.
„Die Katze ist der Spitzenreiter“, sagt Dirk Rojahn. Seit zehn Jahren ist er Leiter des Tierheims in Dortmund. Sein Lieblingstier, der Hund, schaffe es nur auf Platz zwei der beliebtesten Haustiere, gefolgt von Kleintieren wie Hamstern, Meerschweinchen und Kaninchen. Mit Frau, Kind, einem Rottweiler und einem Chihuahua-Mädchen teilt sich der 53-Jährige ein Zuhause. Aber wie findet man das Haustier, das zu einem passt?
„Die allermeisten Menschen, die sich ein Haustier anschaffen möchten, haben bereits konkrete Vorstellungen“, sagt Rojahn. „Und lassen sich selten davon abbringen.“ Insbesondere die Corona-Pandemie schien für zahlreiche Familien der perfekte Zeitpunkt, um sich ein Haustier anzuschaffen. Dabei will die Wahl des Tieres gut überlegt sein:
Wie viel Zeit habe ich?
Wer sich für einen Hund entscheidet, braucht Zeit. Mehr zumindest als für Kleintiere und Katzen. „Während ein Hund vor die Tür muss, reicht der Katze ein Klo“, sagt Dirk Rojahn. Anders als Hunde, die soziale Wesen sind, könnten sich Katzen als Einzelgänger zudem lange und ausgiebig mit sich selbst beschäftigen.
„Aber auch Katzen möchten Aufmerksamkeit“, stellt der Tierheimleiter klar. Wer lange Zeit am Tag außer Haus sei, sollte über einen Spielgefährten nachdenken. Hund und Job ließen sich aber ebenso vereinbaren. „Es kommt darauf an, was ich in der restlichen Zeit mit dem Tier mache“, sagt Rojahn. Wichtig sei ein strukturierter Tagesablauf.
Wie viel Platz habe ich?
Auch die Wohnung spielt eine Rolle. Katzen wollen klettern, balancieren, thronen. Hunde brauchen – je nach Rasse und Größe – Platz und etwas Grün im Umkreis für den täglichen Spaziergang. Kleintiere wie Meerschweinchen und Kaninchen sollten in Gruppen gehalten werden und benötigen ein dementsprechend großes Gehege.
Wie viel Geld will ich ausgeben?
Neben den Kosten für die Anschaffung und Erstausstattung wie Napf, Leine oder Körbchen sollten Halterinnen und Halter die monatlichen Kosten für Futter oder den Besuch beim Tierarzt stemmen können. Impfungen, Hundesteuer und Versicherung kommen noch dazu.
Haustierwahl: „Es kommt auf die inneren Werte an“
„Das Wichtigste aber ist, dass Mensch und Tier zueinander passen“, sagt Dirk Rojahn. Im Tierheim könnten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter während des Gesprächs herausfinden, welches Tier zur Halterin oder zum Halter passt. So sei ein Welpe nichts für einen älteren Herrn; ein Hund mit ausgeprägtem Jagdtrieb – ein Jack Russel zum Beispiel – habe nichts in Familien mit kleinen Kindern zu suchen.
Keinesfalls sollte man sein Haustier anhand eines Fotos aussuchen, sagt Rojahn. „Es kommt auf die inneren Werte an.“ So begeistere der Australian Shepherd zwar mit seiner schönen Fellfärbung. Der Hütehund brauche aber viel Beschäftigung und Bewegung an der frischen Luft.
Tierheim oder Züchter?
„Das ist auch eine Frage des Geldes“, sagt der Dortmunder Tierheimleiter. Habe jemand die 2000 Euro für den Hundewelpen vom Züchter nicht, wende er sich meist an ein Tierheim.
Wer ein Hund aus dem Tierheim aufnehmen möchte, muss allerdings geduldig sein. Fünf- bis achtmal müssten künftige Halterinnen und Halter vorbeikommen, bis sie den Vierbeiner mitnehmen dürfen, sagt Dirk Rojahn. Mensch und Tier würden Stück für Stück aneinander gewöhnt, Probleme möglichst vor dem „großen Tag“ aus der Welt geschafft. In der Regel gingen Herrchen und Frauchen mit dem Hund spazieren, stellten ihm den Napf in den Zwinger und übten die Grundkommandos bevor es nach Hause geht. Und einige stellten dabei auch fest: „Der Hund ist eine Nummer zu groß für mich!“
Bei Katzen und Kleintieren gehe die Vermittlung dagegen schneller, sagt Rojahn. Von einem Kauf im Internet, etwa bei ebay-Kleinanzeigen, rät der Tierheimleiter ab. „Man weiß nie, unter welchen Umständen die Tiere produziert worden sind.“ Verkäuferinnen und Verkäufer nähmen die Tiere nur selten zurück.
Vorsicht bei Welpen aus dem Ausland
Vorsichtig sollten potenzielle Halterinnen und Halter bei Tieren aus dem Ausland sein. So gilt zum Beispiel für Welpen, die aus dem EU-Ausland nach Deutschland gebracht werden, eine Tollwut-Impfpflicht. Zum Zeitpunkt der Impfung müssen die Welpen mindestens zwölf Wochen alt sein, der Impfschutz ist nach 21 Tagen wirksam. Erst danach dürfen die jungen Hunde über die Grenze gebracht werden.
Halten sich Besitzerinnen und Besitzer nicht an die Regelung, drohen Konsequenzen. So sei die Tierärztin oder der Tierarzt dazu verpflichtet, den Umstand an das Veterinäramt zu melden, erklärt Rojahn. Der Hund müsse dann bis zur Wirksamkeit des Impfschutzes in Quarantäne.
Für Welpen, die nicht aus der EU stammen, gelten verschärfte Regeln. Dirk Rojahn empfiehlt, sich vorab beim Veterinäramt zu erkundigen.
Listenhunde: Die Rechtslage beachten
Wer in Deutschland einen Listenhund aufnehmen möchten, muss gewisse Voraussetzungen erfüllen. Listenhunde sind Hunde, die aufgrund ihrer Rasse oder Größe als gefährlich eingestuft werden. Dabei ist es egal, ob der Hund jemals auffällig geworden ist oder nicht.
Für die Haltung eines „gefährlichen Hundes“ wie dem Pitbull Terrier oder dem American Staffordshire Terrier ist in NRW ein großer Sachkundenachweis, ein einwandfreies Führungszeugnis, eine Haltererlaubnis des Ordnungsamtes und eine Haftpflichtversicherung notwendig.
Haustiere und Kinder
Eine goldene Regel im Tierheim Dortmund ist: „Alle Familienmitglieder kommen mit zur Vermittlung!“ Es sei wichtig, dass die Kinder den Umgang mit dem Tier lernen, sagt Dirk Rojahn, wissen, dass sie den Hund lieber nicht aus dem Tiefschlaf reißen und der Katze nicht am Schwanz ziehen dürfen.
In eine Familie mit kleinen Kindern passe ein Welpe gut, so der Tierheimleiter. „Der Welpe wächst gemeinsam mit den Kindern auf. Das sind wie Geschwister.“
Welpen: „Viele Halter verzweifeln an der Stubenreinheit“
Wer sich einen Welpen anschafft, braucht jedoch vor allem eins: Geduld. „Viele Halter verzweifeln an der Stubenreinheit“, weiß Dirk Rojahn. Wer nicht die Geduld habe, alle zehn Minuten mit dem jungen Vierbeiner vor die Tür zu gehen, sollte lieber einen Hund wählen, der das schon kann. Leinenführigkeit, Stubenreinheit, Grundgehorsam: „Ein älteres Tier bringt schon jede Menge mit.“
Doch egal ob Welpe, Kaninchen oder Katze: Jeder, der über ein Haustier nachdenkt, sollte sich bewusst sein: „Man übernimmt die Verantwortung für ein Lebewesen“, sagt Dirk Rojahn. „Und das macht man entweder mit ganzem Herzen, oder man lässt es sein!“
Reptilien: Den natürlichen Lebensraum erhalten
Neben Hund, Katze, Maus leben in vielen Wohnzimmern auch Schlangen, Echsen und Schildkröten. „Es gibt nichts, was in deutschen Haushalten nicht gehalten wird“, sagt Dirk Rojahn, Tierheimleiter in Dortmund. Aber muss man wirklich eine Klapperschlange zu Hause halten? Rojahn ist skeptisch: Viele dieser exotischen Tiere seien Wildfänge. Die Sterberate beim Einfangen und beim Transport sei hoch.
Wer sich für diese Tiere begeistere, so der Zootierpfleger, „sollte lieber an eine Organisation spenden“. Damit helfe man, den natürlichen Lebensraum der Tiere zu erhalten. „Das ist der beste Tierschutz.“