Essen. Auf 90 Tage könnte man die Reisezeit der Deutschen theoretisch strecken, wenn die Kultusminister die Ferienzeiten der Länder strecken würden. Stattdessen wurden die Ferien in insgesamt 71 Tage gepresst. Das verursacht nicht nur Staus, sondern kostet auch Geld.

Die Ferien sind am Ende immer zu kurz. Das gilt für Urlauber allgemein sowieso, aber auch die Reiseindustrie fordert seit Jahren einen größeren Zeitkorridor für die Sommerferien. Warum, zeigt ein Blick auf die diesjährige Hauptreisezeit: Nur 71 Tage lang ist das Zeitfenster, in dem das erste Bundesland mit den Sommerferien beginnt, und das letzte seine Schüler wieder zum Unterricht ruft. An 19 Tagen im August haben dazu alle Bundesländer gleichzeitig frei. Die Folgen sind lange Staus, volle Strände und ein stark verknapptes Angebot in den Zielgebieten.

Wer da aber meint, das würde die Veranstalter freuen, weil sie nach dem Gesetz von Angebot und Nachfrage jetzt besonders hohe Preise verlangen können, irrt.
Denn so viel Geld, wie die Branche durch den kurzen Reisekorridor verliert, kann man seinen Kunden gar nicht draufschlagen. Mit jedem zusätzlichen Ferientag gehen rund eine Million Übernachtungen und Umsätze von geschätzt 100 Millionen Euro für das Hotel- und Gastgewerbe einher, vermutet der Deutsche Reiseverband in Berlin.

Christian Leetz
Christian Leetz © MSG

Am Mittwoch war eine Beschlussvorlage der Ministerpräsidentenkonferenz bekannt geworden, derzufolge die Sommerferien ab 2018 auf einen Zeitkorridor von 90 Tagen ausgedehnt werden sollen. Um diesen Zeitrahmen hatte es in der Vergangenheit immer wieder Auseinandersetzungen zwischen den Kultus- und der Wirtschaftsministern gegeben. Könnte man sich nun einigen, gäbe es nur Gewinner. Die Branche würde mehr verdienen, was zu mehr Steuereinnahmen führen würde. Und Reisende könnten entspannter und wahrscheinlich günstiger in die Ferien.

Ist es sinnvoll, die Sommerferienzeit bundesweit auf 90 Tage zu strecken?
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