Hamburg/Mainz. Ein Kurzurlaub kann genauso viel Erholung bringen wie eine lange Reise. Entscheidend ist nur, wie man seine Auszeit gestaltet. In jedem Fall sollten alle funktionalen Systeme, die bei der Arbeit beansprucht werden, im Urlaub ausgeglichen werden. Nur so kann man gestärkt in den Alltag zurückkehren.
Ob drei Wochen Urlaub oder ein Kurztrip: Die Länge eines Urlaubs hat Untersuchungen zufolge keinen Einfluss auf die Erholungswirkung. "Effekte wie Stress abbauen und sich wohler fühlen, unterscheiden sich bei Kurzurlauben nicht von denen längerer Reisen", sagte die promovierte Psychologin und Wissenschaftlerin, Verena C. Hahn. "Das hat eine Zusammenfassung diverser Urlaubsstudien gezeigt". Entscheidend sei die Möglichkeit, von der täglichen Arbeit abzuschalten.
Das Reiseverhalten der Bundesbürger hat sich in den letzten Jahren deutlich verändert: Bevorzugt werden kurze Auszeiten im Jahr, wie die Stiftung für Zukunftsfragen in ihrer jüngst veröffentlichten Reiseanalyse 2013 feststellte. Ein Drittel der Befragten setzt mittlerweile auf kürzere Trips, vor 15 Jahren waren es erst Fünftel. Mit durchschnittlich zwölf Tagen erreichte die Urlaubsdauer 2013 einen Tiefpunkt, bilanzierte die Stiftung.
Das Gefühl von Kontrolle und Selbstbestimmung
"Erholung findet statt, wenn alle funktionalen Systeme, die bei der Arbeit beansprucht sind, in der Freizeit ausgeglichen werden - wenn beispielsweise Schreibtischtäter ihre geistigen Tätigkeiten durch Sport ausgleichen", erläuterte Hahn, die im Bereich Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz tätig ist. Wichtig für die Erholung sei, von der Arbeit abzuschalten: "Arbeit und Privatleben strikt zu trennen und in Auszeiten nicht erreichbar sein." Aber auch wer arbeitslos sei, sollte Auszeiten von seinen Belastungen - wie der Jobsuche - nehmen.
Ideal seien Aktivitäten, die Vergnügen bereiten und genossen werden. "Wichtig ist ein Gefühl von Kontrolle und Selbstbestimmung: "Ich kann machen, was ich will, und es macht mir Spaß", sagte Hahn. Zurück im Alltag, könne der Urlaubseffekt schnell verpuffen. "Spätestens nach vier Wochen ist die gute Urlaubslaune wieder dahin. Dann ist man wieder im Alltag angekommen und wieder auf seinem üblichen Stressniveau." Daher sollten Berufstätige auch auf tägliche Erholung und Auszeiten am Wochenende achten. Und wer von einer längeren Reise zurückkommt, sollte nach Empfehlung der Wissenschaftlerin den Akku nicht gleich in der ersten Arbeitswoche wieder auf 100 Prozent hochfahren. (dpa)