Essen. Die größten Kreuzfahrthäfen liegen weiterhin in den USA, jedoch holt Europa mit großen Schritten auf. Doch hat der Boom auch seine Schattenseiten: Venedig droht das komplette Aus, die estnische Hauptstadt Tallinn oder das kroatische Dubrovnik haben gar mit zu vielen Kreuzfahrern zu kämpfen.
Hier starten sie alle: An den Häfen der Welt. Die Kreuzfahrt verzeichnet seit Jahren ein rasantes Wachstum: immer mehr Schiffe, immer mehr Passagiere. So mancher Hafen platzt schon aus allen Nähten, überall wird ausgebaut. Vor allem Europa holt kräftig auf. Aber die größten Häfen liegen noch immer in den USA.
Miami ist das Dickschiff
Miami gilt seit jeher als Kreuzfahrt-Hauptstadt der Welt – ideal gelegen im Süden Floridas und ganz nahe an der Karibik. Mit großem, internationalem Flughafen und viel Platz im Hafen für zahlreiche Kreuzfahrtschiffe. Mit Disney Cruise Lines als Hausmacht hat Port Canaveral bei Orlando erst kürzlich Port Everglades, den Hafen von Fort Lauderdale, hinter sich gelassen. Gemeinsam sind diese drei die „Big 3“ der Passagierhäfen auf der ganzen Welt.
Die Zuwachsraten der Kreuzfahrtbranche liegen in Europa jährlich über zehn Prozent und auch das Unglück der Costa Concordia hat daran nichts geändert. In der Top Ten der größten Kreuzfahrthäfen sind sie bereits vorgedrungen: Barcelona, Civitavecchia (Rom) und Venedig liegen auf den Plätzen 6, 7 und 9, vor ihnen neben den „Big Three“ nur noch Nassau auf den Bahamas und die mexikanische Karibik-Insel Cozumel.
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Zählt man lediglich die Passagiere, deren Kreuzfahrt im jeweiligen Hafen beginnt, schafft es Southampton sogar schon auf Platz 4, Venedig auf 5 und Barcelona auf 6. Selbst New York muss sich mit einem Platz hinter den drei größten europäischen Häfen begnügen. Den absoluten Passagier-Rekord an einem Tag hält Port Everglades in Fort Lauderdale mit offiziell 53.365 Passagierbewegungen – der 20. März 2010 war das. Port Everglades ist unter anderem der Basishafen der beiden weltgrößten Kreuzfahrtschiffe, der Oasis of the Seas und der Allure of the Seas, mit jeweils maximal 6296 Passagieren. Beide im Dienst von Royal Carribean.
Key West rebelliert gegen Hafenbau
Doch während die einen Häfen von Rekord zu Rekord springen, haben andere langsam genug: Die traditionell rebellische Bevölkerung in Key West beispielsweise will das Ausbaggern der Hafeneinfahrt verhindern, damit nicht noch größere Schiffe den Hafen an der Südspitze Floridas anlaufen können. Die Reedereien mögen Key West vor allem auch deshalb, weil es ein praktischer und attraktiver Zwischenstopp auf Fahrtrouten von der US-Ostküste in die Karibik ist.
Venedig droht das komplette Aus
Gar das komplette Aus droht dem Kreuzfahrthafen in Venedig. Die Lagunenstadt quillt ohnehin von Touristen über und die Venezianer suchen nach Alternativen zum Passagierhafen direkt in der Stadt. Für die Reisenden ist die Passage durch den Giudecca-Kanal, vorbei an Dogenpalast und Markusplatz ein traumhaftes Erlebnis, für die Anwohner ein Alptraum. Mit zu vielen Kreuzfahrern haben aber auch Städte wie die estnische Hauptstadt Tallinn oder das kroatische Dubrovnik zu kämpfen. Letzteres liegt auf Rang 10 der beliebtesten Hafenstopps weltweit, ist vor allem im Juli aber auch derart verstopft, dass mittags in den Gassen kein Vorankommen mehr ist. Die Reaktion der Reedereien auf Engpässe in den vorhandenen Häfen: Dort, wo noch Platz ist, wie in Barcelona, wird weiter ausgebaut. Und man erschließt neue Ziele – vom griechischen Argostoli bis zum jamaikanischen Falmouth.