Kiel. Mehrere Tausend Euro hat die Kreuzfahrt gekostet, und dann das: Durchfall und Erbrechen. Ist daran nicht der Seegang, sondern das Norovirus Schuld, wird aus den Menschen an Bord schnell eine “Infektionsgemeinschaft“, sagt ein Gesundheitsexperte.
War das Salatbuffet die Quelle? Oder waren die Meeresfrüchte beim Dinner Schuld? Eine Norovirus-Epidemie auf einem Kreuzfahrtschiff bricht in den allermeisten Fällen nicht wegen des Essens oder wegen grundsätzlich mangelnder Hygiene an Bord aus. Darauf weist Gerald Tobin, Gesundheitsaufseher des Seehafens Kiel hin. Sondern: "In den Fällen, in denen wir die Quelle ermitteln konnten, hat bislang immer ein bereits infizierter Passagier oder ein Crew-Mitglied das Virus an Bord geschleppt", so Tobin.
Immer wieder ist das Norovirus ein Problem auf Kreuzfahrten. Fast 900 Menschen erkrankten in der vergangenen Woche auf zwei US-amerikanischen Kreuzfahrtschiffen.
Das Problem: Bei einer Inkubationszeit von ein bis drei Tagen wissen die Betroffenen oft selbst nicht, dass sie das Virus mit an Bord bringen. "Manch einer denkt sich vielleicht auch, dass er wegen einer leichten Magenverstimmung keine mehrere Tausend Euro teure Reise absagen will", erläutert Gerald Tobin. Doch ist das Virus erst einmal an Bord, verbreitet es sich rasend schnell: "Im Vergleich zum Beispiel zu Salmonellen verhält sich das Norovirus wie ein Kleinwagen zu einem Reisebus: Es ist extrem klein und leicht. Bereits eine sehr geringe Dosis reicht für eine Infektion aus."
Norovirus gilt als äußerst resistent
Da das Norovirus nicht wie andere Viren eine Protein-Hülle besitzt, die man mit alkoholischen Desinfektionsmitteln leicht zerstören kann, gilt es zudem als äußerst resistent. "Man kommt ihm nur mit sogenannten Viruziden bei", sagt Tobin. "Diese sind zwar frei erhältlich, aber Passagiere, die sich gegen das Norovirus schützen wollen, müssen in der Apotheke explizit danach fragen."
Ansonsten sollte man sich gerade auf Kreuzfahrtschiffen häufig und gründlich die Hände waschen. Ist die Epidemie schon bekannt, sollten Passagiere Fingerfood und das Buffet meiden. Passagieren, die selbst glauben, infiziert zu sein, rät Tobin: "Bleiben Sie in der Kabine, informieren Sie das Bordpersonal, und nehmen Sie ausreichend Flüssigkeit zu sich." Nach zwei bis drei Tagen sollten die schlimmsten Symptome wieder abgeklungen sein. (dpa)