Essen. Raucher können ihrer Sucht auch auf dem offenen Meer nur noch selten ungestört nachkommen. Denn: Internationale Reedereien versuchen zunehmend Zigaretten durch entsprechende Verbote von ihren Kreuzfahrtschiffen zu verbannen. Auch der Kabinenbalkon wird immer häufiger zur rauchfreien Zone erklärt.
Auf hoher See wird es für Raucher langsam eng. Immer mehr Kreuzfahrt-Reedereien verbannen Zigaretten von ihren Schiffen. Strengere Raucherregeln vor allem internationaler Reedereien haben die Diskussion um Rauchen an Bord von Kreuzfahrtschiffen neu entfacht.
Erst kürzlich kündigte Royal Caribbean International ein Rauchverbot auf den Kabinenbalkonen ab 2014 an, Disney Cruise Line geht diesen Schritt schon Mitte November 2013 und Cunard Line folgt Anfang 2014. Mit Seabourn und Crystal Cruises schaffen zwei Luxus-Reedereien 2014 als letzte auch das Rauchen in den Kabinen ab, das überall anders längst verpönt ist. Einzige Ausnahme: Bei Costa ist das Rauchen nach wie vor selbst in der Kabine erlaubt.
Früher war Brandschutz das Hauptargument für Rauchverbote, mittlerweile begründen vor allem die internationalen Reedereien das Rauchverbot auf ihren Schiffen zunehmend mit wirtschaftlichen Aspekten. Demnach verlangt die überwiegende Zahl der Passagiere während ihres Urlaubs auf See eine rauchfreie Umgebung. Das kommt nicht von ungefähr: Beispielsweise hat in den USA der Raucheranteil an der Bevölkerung in den vergangenen Jahrzehnten deutlich abgenommen.
Ein Mittelweg ist kaum möglich
In Deutschland liegt die Raucherquote aktuell noch bei knapp 30 Prozent. Zwar auch mit rückläufiger Tendenz, aber deutsche Reedereien wie AIDA, TUI Cruises, Hapag-Lloyd Kreuzfahrten, Deilmann, Transocean oder Phoenix Reisen sind entsprechend zurückhaltender mit Rauchverboten. Hier darf meist an deutlich mehr Stellen an Bord der Schiffe geraucht werden, etwa in bestimmten Bars und auf den Kabinen-Balkonen.
Doch auch bei deutschen Kreuzfahrern wächst die Kritik an zu großzügigen Raucher-Regelungen an Bord. Gerade im Urlaub soll alles perfekt sein, weswegen sich Raucher und Nichtraucher auf einem Kreuzfahrtschiff besonders unversöhnlich gegenüber stehen. Raucher genießen gerne ihre Morgenzigarette am Kabinenbalkon, wollen auch abends in der Bar einmal eine rauchen. Nichtraucher plädieren für frische Luft und argumentieren mit den gesundheitlichen Folgen des Mitrauchens. Viele von ihnen haben sich schon darüber geärgert, den Aufpreis für eine Balkonkabine umsonst bezahlt zu haben, weil der Balkon dank kettenrauchendem Nachbarn kaum benutzbar war.
Ein Mittelweg ist kaum möglich. So versucht jede Reederei, ihren Weg zu finden. Die einen verbannen Zigaretten komplett aus Kabine und Balkon und erlauben sie nur noch in speziellen Raucher-Lounges und auf Teile der offenen Decks – auch weil sie Kreuzfahrten immer stärker als idealen Familien-Urlaub propagieren. Andere hoffen auf eine Kombination aus Zurückhaltung seitens der Raucher und Akzeptanz seitens der Nichtraucher.
"Non smoking" nicht erfolgreich
Letztes Refugium ist oftmals das Spielkasino, in dem häufig zumindest in Teilbereichen das Rauchen noch erlaubt ist. Ansonsten bleibt den Rauchern nur der Gang aufs Pool- oder Sonnendeck.
Als zumindest in der Vergangenheit wenig erfolgreich hat sich übrigens erwiesen, Kreuzfahrtschiffe komplett auf „non smoking“ umzustellen: Die 1989 gegründete Reederei Renaissance Cruises, auf deren Schiffen ein striktes Rauchverbot galt, überlebte die Tourismuskrise in Folge der Anschläge vom 11. September 2001 nicht. Carnival Cruise Lines, die ihre „Carnival Paradise“ von 1998 an zu einem Nichtraucherschiff gemacht hatte, gab diese Strategie sechs Jahre später mangels wirtschaftlichem Erfolg wieder auf.