Rom/Giglio. Die Bergung des havarierten Kreuzfahrtschiffs “Costa Concordia“ lief am Montag problemlos, aber langsamer als geplant an. Eine Verlängerung der Gesamtdauer der Aktion auf 15 bis 18 Stunden sei denkbar, teilte das Bergungsteam am Montagnachmittag mit. Dienstag soll das Wrack aufgerichtet sein.

Die vor der Insel Giglio gekenterte "Costa Concordia" soll bis zum Morgengrauen am Dienstag aufgerichtet sein. Das sagte Sergio Girotto von dem internationalen Bergungsteam am Montagabend auf der italienischen Insel. Es habe zwar Verzögerungen bei dem schwierigen Aufrichten des Kreuzfahrtschiffes gegeben, die Experten seien jedoch zufrieden, "auch wenn sich das jetzt hinzieht." Ursprünglich waren die Fachleute davon ausgegangen, die am Montagmorgen begonnenen Arbeiten an dem Wrack nach zehn bis zwölf Stunden abzuschließen.

Am Montagmorgen hatte die spektakuläre Bergung des havarierten Kreuzfahrtschiffes "Costa Concordia" begonnen. Das vor gut 20 Monaten gekenterte Schiff sollte ursprünglich innerhalb von zehn bis zwölf Stunden in einem technischen Kraftakt aufgerichtet und später dann in einem Stück abtransportiert werden. Bergungsexperten hatten das havarierte Schiff bis Montagnachmittag bereits aus seiner in Felsen eingekeilten Lage befreit. Die Bergung verlaufe nach Plan, sagte Italiens Zivilschutzchef Franco Gabrielli am Mittag, allerdings sei die rechte Seite des Wracks "beträchtlich deformiert".

Ein etwa ein Meter breiter Streifen des Wracks, der sich zuvor noch unter Wasser befunden hatte, war, wie von Experten erwartet, bereits zwei Stunden nach Beginn der Aufrichtung am Morgen wieder sichtbar, wie die Nachrichtenagentur Ansa berichtete. Das Schiff lag auf der Seite auf zwei Felsen, in die es teilweise verkeilt war. Mit Stahlseilen und Gegengewichten gelang es am Vormittag, das Wrack von dem felsigen Untergrund zu lösen. "Dies waren die Stunden der größten Unsicherheit, da wir nicht genau wussten, wie eingeklemmt das Schiff war", erläuterte Sergio Girotto von dem Bergungsteam Titan-Micoperi.

Schlechtes Wetter hat Bergung verzögert

Ziel ist es, das riesige Schiffswrack aufzurichten und wieder behelfsmäßig schwimmfähig zu machen. Dass die unter Wasser liegende Steuerbordseite stark demoliert ist, könnte das Verfahren erschweren.

So soll die Bergung ablaufen
So soll die Bergung ablaufen

Schlechtes Wetter in der Nacht zu Montag hatte den Bergungsbeginn frühmorgens zunächst um drei Stunden verzögert. "Um Punkt neun Uhr hatten wir alle Kontrollen durchgeführt und die Bergungsoperation gestartet", teilte das internationale Expertenteam auf der Insel mit. In dieser kompliziertesten Phase der einzigartigen Bergungsaktion wollen die Experten den Kreuzfahrtkoloss mit Stahlseilen und aufwendiger Technik im Schneckentempo um 65 Grad zurück in seine aufrechte Lage ziehen.

Concordia-Bergung wird rund 600 Millionen Euro kosten

Gegen 11 Uhr erste Fortschritte: Ein verrosteter Teil des Wracks, der zuvor seitlich unter Wasser gelegen hatte, wurde sichtbar. Der Umweltingenieur Marcello Luschi sagte dem Sender Sky TG24, die schwierigste Phase der Aufrichtung - die Loslösung des Schiffs von dem Felsen, auf dem es auflag - sei überstanden.

Die beispiellose Bergung kostet nach Angaben der Reederei Costa Crociere insgesamt mindestens 600 Millionen Euro. Das Bergungsteam muss vorsichtig vorgehen, damit das Wrack nicht weiter beschädigt wird oder sogar zerbricht. Danach soll das Schiff mit Schwimmkästen an beiden Seiten flottgemacht werden, um es abschleppen zu können.

Kreuzfahrtschiff war im Januar 2012 havariert

Die "Costa Concordia" war im Januar 2012 vor der Insel auf einen Felsen gefahren und gekentert, 32 Menschen starben bei dem Unglück. An Bord waren mehr als 4000 Menschen. Bei der Evakuierung gab es chaotische Szenen sowie zahlreiche Probleme und Verzögerungen. Vor Gericht in Grosseto steht deshalb Kapitän Francesco Schettino.

Nach dem Schiffbruch wurde das Schiff zunächst stabilisiert. Der Treibstoff und Abwasser wurden abgepumpt. Während der Bergung wird nun auch kontrolliert, ob das Wasser rund um das Wrack verschmutzt wird. Barrieren sollen eindämmen, was noch aus dem Schiff fließt.

Der 300 Meter lange Kreuzfahrtkoloss mit einem Volumen von mehr als 114 000 Tonnen soll danach auf mehreren im Meeresboden vor Giglio verankerten Plattformen liegen und im Frühjahr 2014 weggeschleppt werden. (dpa)