Manila. Nach einem schweren Fährunglück vor den Philippinen werden deutlich mehr Menschen vermisst als zunächst angenommen. Nach 200 Passagieren und Besatzungsmitgliedern werde noch gesucht, teilte die Küstenwache am Samstag mit. Unklar ist, wie viele Menschen an Bord der Fähre waren.

Die Suche nach Opfern und Überlebenden nach einem schweren Fährunglück vor den Philippinen ist am Samstag wegen schlechten Wetters unterbrochen worden. 171 Passagiere und Besatzungsmitglieder würden noch vermisst, sagte Verkehrsminister Joseph Emilio Abaya. 31 Tote seien bisher verzeichnet. "Aber wir haben Informationen, dass noch mehr Leichen gefunden wurden."

Die Behörden hatten in früheren Berichten von mindestens 35 Toten gesprochen. 629 Menschen seien gerettet worden, so Abaya. Die Küstenwache hoffe, noch weitere Überlebende zu finden. "Wir sollten nicht sagen, dass es keine Hoffnung mehr gibt."

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Die MV "St. Thomas Aquinas" war am Freitagabend bei Cebu rund 600 Kilometer südlich der Hauptstadt Manila mit einem Frachtschiff zusammengestoßen und gesunken. Nach dem Unglück war zunächst unklar, wie viele Menschen sich an Bord befunden hatten. Abaya bestätigte nun 715 Passagiere und 116 Besatzungsmitglieder. Die Fähre durfte nach Angaben des Schiffseigners 2Go Group 1010 Menschen befördern.

Passagiere schliefen bereits, als das Unglück geschah

Überlebende berichteten, dass die meisten Menschen an Bord schon schliefen, als das Unglück passierte. "Ein Ruck hat uns aus dem Schlaf gerissen, und dann brach Chaos aus", berichtete Glenda Sabilla einem Radiosender in Cebu. "Alle haben wie die Irren nach Schwimmwesten gesucht und sind über Bord gesprungen." Manche seien eingeschlossen gewesen, berichtete ein anderer Passagier, Jerwin Agudong. "Sie kamen nicht raus."

"Menschen stießen zusammen und weinten und schrien", sagte der Überlebende Junjun Col im Fernsehen. "Eine Frau hielt sich an mir fest, als ich von Bord sprang. Ich habe sie so fest gehalten, wie ich nur konnte." Die Fähre sank nach Angaben der Küstenwache nur zehn Minuten nach dem Zusammenstoß. "Sie hatte ein großes Loch und nahm schnell Wasser auf", so Konteradmiral Luis Tuason. Marinetaucher hätten Leichen in dem Wrack der Fähre gesehen, sagte Noel Escalona von der philippinischen Marine. "Sie konnten aber nicht zählen, wie viele."

Küstenwache, Marine, Fischer und Freiwillige hätten die Suchaktion am späten Samstagnachmittag wegen Sturm, Regen und hohem Seegang unterbrechen müssen, teilte die Küstenwache mit. Die Suche solle am Sonntagmorgen fortgesetzt werden. Das Unglück passierte nahe der Küste der Hafenstadt Talisay. Deshalb hoffen die Retter, dass sich viele Menschen selbst an Land retten konnten. Der Frachter MV "Sulpicio Express 7" wurde schwer beschädigt. Die Unglücksursache werde noch untersucht, so die Behörden.

Schiffsunglücke sind vor den Philippinen nicht selten

Bundesaußenminister Guido Westerwelle äußerte sich bestürzt über das Unglück. "Ich hoffe, dass viele Vermisste sich haben retten können und noch wohlbehalten gefunden werden können", so Westerwelle am Samstag in Berlin.

Die Fähre war von der südphilippinischen Provinz Agusan del Norte unterwegs über Cebu nach Manila. Der Frachter fuhr von Cebu Richtung Süden nach Davao. Der Schiffsverkehr ist das Haupttransportmittel im Archipelstaat Philippinen, der aus mehr als 7000 Inseln besteht.

Unfälle sind aufgrund mangelnder Sicherheitsstandards oder Überbeladung der Schiffe keine Seltenheit. Das bislang Schlimmste passierte kurz vor Weihnachten 1987, als eine Fähre mit einem Öltanker kollidierte. Mehr als 4300 Menschen kamen ums Leben. (dpa)