Grosseto. Vier Crewmitglieder und ein Manager des Kreuzfahrtunternehmens sind eineinhalb Jahre nach dem Unglück der Costa Concordia zu Haftstrafen zwischen eineinhalb und knapp drei Jahren verurteilt worden - wahrscheinlich aber wird keiner ins Gefängnis müssen. Auch Kapitän Schettino setzt auf einen Deal mit der Anklage.

Eineinhalb Jahre nach dem Unglück der "Costa Concordia" hat ein Richter erste Strafen wegen fahrlässiger Tötung gegen fünf Angestellte der Reederei verhängt. Vier Crewmitglieder und ein Manager des Kreuzfahrtunternehmens Costa Crociere erhielten am Samstag im italienischen Grosseto Haftstrafen zwischen 1,5 und knapp 3 Jahren. Damit ist Kapitän Francesco Schettino der einzige, der noch angeklagt ist. Er muss sich unter anderem wegen mehrfacher fahrlässiger Tötung und Körperverletzung sowie Verlassen des Schiffs verantworten.

Der Krisenmanager der Reederei, Roberto Ferrarini, wurde zu zwei Jahren und zehn Monaten Haft verurteilt. Er habe zunächst versucht, den Ansehensverlust seines Unternehmens zu minimieren und infolgedessen den Rettungseinsatz verzögert. Schettinos Stellvertreter und erster Offizier an Bord des Kreuzfahrtschiffes, Ciro Ambrosio, erhielt eine Haftstrafe von 2,5 Jahren. Drei weitere Crewmitglieder bekamen 23, 20 und 18 Monate Haft.

Wahrscheinlich geht keiner der Verurteilten ins Gefängnis

Die fünf Männer hatten ihre Schuld zugegeben, um die Strafen zu vermindern. Nach einer Einigung zwischen Anklagevertreter und Verteidigung wurden sie daher ohne Prozess verurteilt. Justizkreisen zufolge wird keiner der Verurteilten tatsächlich ins Gefängnis kommen: Kürzere Strafen könnten ausgesetzt werden, bei den längeren dürfte es Revisionsverfahren geben.

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Opferanwälte zeigten sich enttäuscht. Mit Schettino verbleibe nun nur noch ein Angeklagter, sagte Daniele Bocciolini. Er trage aber nicht allein die Verantwortung. Die "Costa Concordia" hatte am 13. Januar 2012 mit rund 4200 Menschen an Bord nahe der toskanischen Insel Giglio einen Felsen gerammt, war gekentert und teilweise gesunken. Bei dem Unglück waren 32 Menschen ums Leben gekommen, darunter zwölf Deutsche. Kapitän Schettino wird vorgeworfen, das Schiff zu nah an die Küste manövriert zu haben. Anschließend verließ der Kapitän das havarierte Schiff und kehrte trotz mehrfacher Aufforderung der Hafenbehörden nicht an Bord zurück, während die meisten Passagiere noch versuchten, sich in Sicherheit zu bringen. Er muss sich wegen fahrlässiger Tötung und vorzeitigen Verlassens des Schiffes verantworten. Sollte er verurteilt werden, drohen ihm seinem Anwalt zufolge bis zu 20 Jahren Haft.

Schettino will ebenfalls einen Deal aushandeln

Schettino hat dem Gericht allerdings ebenfalls einen Vergleich angeboten. Auch er will sich teilweise schuldig bekennen, wenn das Strafmaß auf drei Jahre und fünf Monate Haft begrenzt wird. Über den Antrag ist noch nicht entschieden.

Die "Costa Concordia" liegt bis heute vor der Küste Giglios auf der Seite. Bemühungen zur Bergung des Schiffes dauern an. Für das Mammutverfahren gegen Schettino sind mehr als 400 Zeugen geladen, es gibt 250 Nebenkläger. (dpa/rtr/afp)