Palma de Mallorca. Leben im spanischen Sommerparadies: Der Hauskauf am Mittelmeer ist für viele Deutsche ein Traum. Und dank Immobilienkrise in Südeuropa purzeln die dortigen Grundstückspreise. Doch auf Mallorca bleiben Schnäppchen-Apartments eine Seltenheit.
Für viele Deutsche ist Mallorca die Ferieninsel schlechthin: Die Landschaft ist vielfältig, für Deutsche gibt es quasi keine Sprachbarriere. Und täglich gehen zahlreiche Verbindungen von deutschen Flughäfen auf die größte der Balearen, die touristisch bestens erschlossen ist. Die große Nachfrage ist allerdings auch der Grund, warum die Preise für Ferienapartments dort eben nicht so abgestürzt sind wie auf dem spanischen Festland: Mallorca hat seine eigenen Spielregeln.
Laut dem spanischen Statistikamt INE gaben die Hauspreise auf den Balearen im ersten Quartal 2013 um 5,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal nach - landesweit einer der geringsten Rückgänge. Bis 2009 habe es auf Mallorca bis zu zweistellige Preissteigerungsraten pro Jahr gegeben. Diese Zeiten seien wegen der Krise nun vorbei. Auch auf Mallorca sei die Zahl der Verkäufe zurückgegangen. Das liege aber daran, dass Verkäufer keine Eile haben: "Die Leute haben keinen Druck", sagt John van Eenennaam, Franchisepartner des Maklerunternehmens Porta Mallorquina. "Sie haben einen bestimmten Preis im Kopf, den sie erzielen wollen. Und wenn der Markt diesen aktuell nicht hergebe, warten sie eben ab."
Insel nicht mit dem Festland zu vergleichen
Grundsätzlich sei der Markt auf der Insel nicht mit dem auf dem spanischen Festland vergleichbar: "Spanien ist das eine. Mallorca ist etwas ganz Anderes", sagt van Eenennaam. So habe es auf Mallorca in den Jahren vor der Krise keinen Bauboom gegeben. Es gebe keine große Zahl von Siedlungen, die nun leer ständen und die Preise drückten. Vielmehr seien in attraktiven Lagen wenige Grundstücke verfügbar. Und dennoch ziehe die Nachfrage an, weil die Kunden, die den Markt verfolgt haben, nun die Talsohle erreicht sehen: Im ersten Quartal 2013 sei die Zahl der Transaktionen zum ersten Mal seit Beginn der Krise wieder gestiegen. Die Bilanz des Unternehmens: "Mallorca hat sich auch in den Krisenjahren als weitgehend wertstabil erwiesen."
Nachfrage nach Ferien-Immobilien gestiegen
Am begehrtesten sei nach wie vor der Südwesten rund um die Inselhaupstadt Palma de Mallorca mit den Orten Puerto Andratx, Santa Ponsa und Portals Nous, gefolgt von Palma selbst, vom Nordosten und vom Süden. Das Interesse aus Großbritannien hat abgenommen, so die Statistiken von Porta Mallorquina. Vor allem aus Deutschland sei die Nachfrage in den zurückliegenden zwei Jahren gestiegen.
"Wetten, dass..? auf Mallorca
Laut dem europäischen Immobilienmaklerverband Confederation Européenne de l'Immobilier (C.E.I.) mit Sitz in Brüssel und Lissabon gibt es in Spanien und Mallorca keine offiziellen Preisspiegel. "Da beauftragt der Eigentümer einen Makler und sagt, was er haben will - und damit zieht der Makler dann los." Auf Mallorca gelte das sogenannte "Multi-Makler-System", fügt van Eenennaam hinzu. Der Makler werde nicht vom Käufer, sondern vom Verkäufer bezahlt. Seine Provision sei im Preis bereits einkalkuliert. Daher sei es möglich, dass Käufer zu einem Makler ihres Vertrauens gehen, wenn sie sich in ein Objekt verliebt haben. "Der kommt dann schon an das Objekt heran", sagt van Eenennaam. Die Kaufnebenkosten lägen bei etwa zehn Prozent. "Diesen Anteil müssen Käufer auf den ausgeschriebenen Preis aufschlagen, um ihre tatsächlichen Kosten zu erhalten."
Die Vorschriften und Rahmenbedingungen für einen Immobilienerwerb auf Mallorca gleichen denen auf dem spanischen Festland, erläutert die Deutsche Schutzvereinigung Auslandsimmobilien in Freiburg. Üblich ist auch auf Mallorca ein Vorvertrag, der ohne notarielle Beurkundung rechtlich verbindlich ist. Daher sollten Käufer den Inhalt und die Verpflichtungen, die daraus entstehen, genau prüfen. Eine weitere Parallele: Die Höhe der Immobiliensteuern ist nicht landesweit einheitlich geregelt. Die Höhe der Grundsteuer legen die Kommunen fest, die der Grunderwerbsteuer die Bundesländer. Käufer sollten sich gut informieren.
Grundbucheintrag prüfen lassen
Rechtsanwältin Catalina Garay, die den Deutschen Anwaltverein in Spanien vertritt und eine Kanzlei in Berlin hat, rät dazu, genau den Grundbuchauszug prüfen zu lassen, bevor auch nur eine Unterschrift geleistet wird. Das sei in Spanien gar nicht so schwer, weil auch online möglich. Wer eine Anfrage stellt, kann sich einen Auszug zusenden lassen, in dem steht, wer der Eigentümer ist, wann das Eigentum eingetragen wurde und welche Daten behördlich festgesetzt sind. "Überprüfen Sie zum Beispiel die Quadratmeterzahl. Verkäufer behaupten oft, es sei mehr."
Deutschkenntnisse machen Verkäufer nicht seriös
Das ist auch wichtig, weil Baugenehmigungen fehlen könnten. Seit Boris Becker Teile seiner Pracht-Finca in der Nähe von Artà im Nordosten von Mallorca zum Teil wieder abreißen lassen musste, wissen viele Deutsche, dass Immobilienkäufer auf der Insel auf Baugenehmigungen achten müssen. "Bei Häusern auf dem Land ist das ein besonderes Problem", sagt Garay. Sie empfiehlt auch, sich vor Ort über mögliche Bauvorhaben etwa der Kommunen zu erkundigen. "Ich hatte ein paar Fälle in der Kanzlei, wo neben dem Grundstück ein Autobahnbau geplant war und die Käufer das vorher nicht wussten."
Schöllhorn gibt noch eine Warnung aus: Verhandlungspartner müssen nicht automatisch seriös sein, nur weil sie die deutsche Sprache beherrschen. Das sei ein "Irrglaube", der oft ausgenutzt werde.(dpa)