Sturgis. Kleine Stadt, große Maschinen - in Sturgis im US-Bundesstaat South Dakota findet Anfang August zum 73. Mal das weltgrößte Harley-Davidson-Treffen statt. Hierzu reisen Biker und Fans aus aller Welt an. Das Rahmenprogramm bietet szenetypisch viel Rockmusik und leicht(bekleidet)e Mädchen.

Die Szenerie ist bizarr: Aus einer kanonenartigen Maschine schießt ein Feuerstrahl in einen Scheiterhaufen, der aus übereinander geschichteten Motorrädern besteht. Was sich da abspielt, ist das traditionelle Verbrennen japanischer Bikes, eine Lektion für „Riceburner“, Reisbrenner, wie Kawasaki, Yamaha & Co despektierlich genannt werden.

Die haben hier in Sturgis, mit Verlaub, auch nichts verloren. Denn in dieser Kleinstadt im US-Bundesstaat South Dakota dreht sich beim größten Harley-Davidson-Treffen der Welt vom 5. bis zum 11. August alles um die amerikanische Kultmarke. 200.000 Harley-Freaks aus aller Welt kommen jeweils Anfang August zu diesem einzigartigen Spektakel zusammen. Sie treten mit ihren Maschinen oft lange Reisen an, auch aus Übersee, um bei diesem Klassiker dabei zu sein. 2013 findet es bereits zum 73. Mal statt.

Unglaublich, was aus dem beschaulichen Dorffest von einst geworden ist! Egal, aus welcher Richtung man anreist: Bereits einige 100 Kilometer vor Sturgis steigt auf den Highways die Harley-Dichte beträchtlich. An jedem Stopp scharen sich Biker zusammen und machen erste Bekanntschaften. Wer woher kommt – immer ein dankbarer Aufhänger für einen Smalltalk.

Schwere Jungs und leicht bekleidete Mädels

Die Einfahrt nach Sturgis ist Wahnsinn pur! Der satte, unnachahmliche Sound aus unzähligen ungedämpften Monster-Auspuffen (genannt Drag Pipes) erfüllt die Luft.

Der erste Weg führt zur Main Street im Herzen von Sturgis, wo Tausende von Harleys in Viererreihen parken, Bike an Bike, manche bis zur Unkenntlichkeit aufgemotzt. Die schmalen Gassen dazwischen dienen als Flaniermeile. Es ist ein Muss, mit seiner Maschine wenigstens einmal im Schritttempo die Main Street auf- und abzufahren. Für diesen Aufzug ist den Bikern kein Auftritt zu schrill. Frauen, auch die ganz fülligen, haben sich in abenteuerliche Netz-Overalls gezwängt oder begnügen sich mit ein paar Quadratzentimetern Stoff. Schwere Jungs mit Tätowierungen kommen in den abgerissensten Outfits daher. Manche Glatzen ziert ein kapitaler Sonnenbrand. Wie in vielen anderen US-Bundesstaaten besteht auch in South Dakota für Fahrer über 18 Jahre keine Helmpflicht.

Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt

Jeder weiß: Um hier aufzufallen, bedarf es einer enormen Portion Kreativität und Exhibitionismus.

Es ist erstaunlich, wie gut der ansonsten verschlafene 6000-Einwohner-Ort Sturgis mit dem Riesenansturm fertig wird. Natürlich ist es an jedem Fleck rappelvoll, doch ist keine Spur von Chaos zu sehen oder zu spüren. Die Biker mit ihren Harleys finden auf einem der ‘zig Campgrounds Platz. Aber auch die Einwohner stellen ihre Vorgärten für ein paar Dollar als Zeltplatz mit Duschgelegenheit und Frühstück zur Verfügung.

Auf dem riesigen Campground „Buffalo Chip“ treten jeden Abend Top-Rockbands auf. Statt Applaus röhren die Harleys. Dieses Jahr werden unter anderem die Sturgis-Stammgäste Kid Rock und ZZ Top erwartet.

Infos zur Anreise

Anreise: Mit Lufthansa (069/86 79 97 99, www.lufthansa.com) oder American Airlines ( 069/29 99 32 34, www.aa.com) ab Düsseldorf über Chicago nach Denver. Dort kann die Harley Tour starten.

Einreise: Mit gültigem Reisepass und Teilnahme am Visa-Waiver-Programm, online unter https://esta.cbp.dhs.gov

Veranstalter: USA on Wheels – USA Motorradreisen ( 0221/95 03 02 15, www.usamotorradreisen.de hat Bike-Touren im Programm.

Kontakt: Rocky Mountain International, c/o Wiechmann Tourismus, 069/25 53 82 30, www.rmi-realamerica.de, www.sturgis.com

Tagsüber geht es auf große Fahrt. Die Gegend um Sturgis ist ein Traum für jeden Motorradfahrer. Inmitten des Badlands-Nationalparks mit seinen endlosen Weiten und wild lebenden Büffelherden wurde 1990 der Film „Der mit dem Wolf tanzt“ mit Kevin Costner gedreht. In nur einer guten Stunde Fahrzeit erreicht man Mount Rushmore mit seinen vier in den Fels gehauenen Präsidentenköpfen. Zurück geht es auf einer breiten Serpentinenstraße durch die bizarre Canyon-Landschaft der Black Hills.

Schlammcatchen und Wet T-Shirts als Rahmenprogramm

Am späten Nachmittag kann man in Sturgis auf verschiedenen Exhibitions von Stand zu Stand schlendern und staunen, was ein Hardcore-Harleyfahrer so alles zu seinem Glück braucht. Alle wichtigen Zubehör-Hersteller sind mit Ständen und aufwendigen Showrooms vertreten. Spärlich bekleidete Girls verkaufen Motorradpflegeprodukte, Shirts und andere Accessoires. Oder man sieht sich die diversen Wettbewerbe an, etwa das Hill Climbing, Beschleunigungsrennen oder alle möglichen Beauty Contests in unzähligen Kategorien. Wer’s etwas deftiger mag, hat an Frauen-Schlamm-Ringkämpfen oder den unvermeidlichen Wet-T-Shirt Contests bestimmt seine helle Freude.

Nach fünf Tagen treten die Sturgis-Besucher wieder die Heimreise an. Nach dem dröhnenden Trubel ist es ein Genuss, die Straße wieder für sich alleine zu haben und nur das Schnurren einer einzigen Maschine zu hören: der eigenen.