Duisburg. Der Duisburger Hansjörg Alby war auf seinem Motorrad drei Wochen lang auf Rundreise durch den Südwesten Chinas. Der Weltenbummler hatte nicht nur mit körperlichen und technischen Strapazen zu kämpfen, sondern auch mit der Bürokratie. In die Heimat kehrte er mit vielen neuen Eindrücken zurück.
Hansjörg Alby verfügt über gutes Sitzfleisch. Das ist sehr hilfreich, denn der 64-jährige Wanheimerorter absolvierte in drei Wochen eine über exakt 3221 Kilometer führende Rundreise durch den Südwesten Chinas.
Und das auf einem geliehenen, viel zu kleinen Motorrad. Trotz dieser körperlichen Strapaze kehrte er voller neuer Eindrücke in die Heimat zurück, denn diesen Teil Asiens hatte Alby bislang noch nicht gesehen – im Gegensatz zu so vielen anderen entlegenen Ecken auf diesem Planeten.
Keine fremde Technik
Der Begriff „Weltenbummler“ scheint für den früheren Verkehrs- und Fahrmeister der DVG, der seit Ende 2005 seinen Ruhestand genießt, erfunden worden zu sein. Alby verspürt – wie es im Ruhrgebiet so treffend heißt – ständig „Hummeln in der Futt“. Sein Trip nach China war bereits die 20. große Motorradtour dieser Art. Fast immer ist er in einer Gruppe aus vier bis sechs Bikern unterwegs. Ein Großteil dieses Freundeskreises lebt in Wien.
Bildervortrag am 28. Oktober
Über seine Reise nach China wird Alby einen Bildvortrag halten. Dort will er die schönsten Fotos präsentieren, die er unterwegs aufgenommen hat – etwa von der sehr schönen Stadt Lijiang. „Sie gilt als das Venedig Chinas. Es war wundervoll“, so der Zweiradfan.
Der Bildvortrag findet am Sonntag, 28. Oktober, in der Gaststätte „Zur Einigkeit“ (Bahnhofstr. 93) in Vierlinden statt.
Alby knattert aber stets von seiner Heimatstadt Duisburg los. Ab einem Treffpunkt geht es dann gemeinsam weiter. Das Zweirad seiner Wahl: eine BMW R 80 GS. Damit durfte er aber nicht nach China einreisen. „Das Visum für mich zu bekommen, war schon schwierig genug. Fremde Technik wie mein Motorrad wurde von den Behörden aber kategorisch abgelehnt“, sagt Alby.
Deshalb musste er sich in der Stadt Chengdu – gelegen in der Provinz Sichuan und Start- sowie Zielpunkt der Reise – zunächst ein Motorrad leihen. Das war eine 250er Yamaha in einer Ausführung, wie sie in Deutschland gar nicht verkauft wird. „Die war viel zu klein für mich. Meine Knie waren immer extrem angewinkelt. Aber irgendwie hat es dann doch funktioniert“, erzählt Alby. Hilfreich war es da, dass ein Begleitwagen mitfuhr, in dem das gesamte Gepäck der Gruppe transportiert wurde.
„Wir konnten uns nur mit Händen und Füßen verständigen"
Als extrem hilfreich erwies sich aber auch der Reiseführer aus Tibet, der sich selbst in eine Lederkombi schmiss und per Motorrad die gesamte Tour mitfuhr. „Wir konnten uns nur mit Händen und Füßen verständigen. Ohne unseren Helfer hätten wir keine Unterkunft gefunden, kein Verkehrsschild lesen können.“
Und was war nun das Besondere an China? „Die Gastfreundschaft der Menschen dort ist beeindruckend, die Landschaften waren super. Und auch der Zustand der Straßen war überraschend gut“, so Alby. Nicht so schön sei der Smog in den Großstädten gewesen, weshalb viele Menschen nur mit Tüchern vor dem Mund als Atemschutz herumliefen. Auch alles rund ums Essen sei, so Alby, im ersten Moment „etwas gewöhnungsbedürftig“ gewesen. In den Garküchen auf den Straßen sahen die Biker, wie Hühnerfüße, Raupen, Kröten oder gar Skorpione frisch zubereitet und als Speisen angeboten wurden. Wie alles im Leben: reine Geschmackssache.
Reiselust-Gen vom Großvater geerbt
Sein Reiselust-Gen scheint er übrigens von seinem Großvater Karl Alby vererbt bekommen zu haben. „Mein Opa hat seine Touren aber nicht auf einem Motorrad, sondern auf einem Fahrrad unternommen. Er ist insgesamt über 500.000 Kilometer gefahren“, verrät der Enkel.
Hansjörg Albys Frau Heidi ist als Beifahrerin nur manchmal mit dabei, nämlich ausschließlich bei den Touren innerhalb Europas. Doch als der Mann mit dem ausgeprägten Fernweh in Südamerika, Afrika oder Asien unterwegs war, blieb die Gattin daheim. Und erschrak regelmäßig, wenn sie nach der Heimkehr ihres Mannes die kuriosesten Erlebnisse geschildert bekam. Wie etwa in Sibirien, wo die Gruppe ein Nachtlager mit Zelten aufschlagen wollte. „Zufällig kam ein Einheimischer vorbei, der uns erzählte, dass in dieser Region noch wilde Bären leben. Er hat uns in seiner Scheune übernachten lassen“, erzählt Alby.
Viele Erlebnisse
Und dann war da noch die Bootstour in Simbabwe, als plötzlich der Außenbordmotor streikte. „Wir hatten genau ein Paddel und sahen uns plötzlich von Flusspferden und Krokodilen umzingelt. Wir sind aber alle heil zurück an Land gekommen.“ Mal sehen, welche Geschichten Albys nächste Tour mit sich bringt. Das Ziel: eine Umrundung des Schwarzen Meeres.