Essen. Hitlisten gibt es in der Tourismusbranche unzählige. Vor allem Reiseportale mit dazugehörigen Urlaubsvermittlungen haben diese längst als Marketing-Tool für sich entdeckt - doch nicht alle Hitlisten sind wirklich hilfreich. Welche Hitlisten es gibt und worauf Sie achten müssen erfahren Sie hier.

Die „Lieblingsstädte der Deutschen“, „die beliebtesten Wanderwege in Europa“, „die beliebtesten Freizeitparks Europas“, „die günstigsten Flugziele“, „Top 25 Romantische Hotels in Europa“ – und und und. Auf Internet-Seiten und in Magazinen finden sich zahllose Hitlisten mit Ferienzielen, Unterkünften oder Reiseangeboten. Super, mag man sich denken. Das hilft bei der Auswahl. Doch Vorsicht: Die Interessen der Ranking-Ersteller liegen oft ganz woanders. Wir sagen, worauf Sie achten sollten und welche fünf Typen von Hitlisten es gibt.

1. Die Buchungsstatistik

Die wohl unbestechlichste Form einer Hitliste sind schlichte Zahlen. Dabei zählen die Portalbetreiber zum Beispiel aus, wie sich die Preise in bestimmten Destinationen verändert haben (Holidaycheck), welches Hotel besonders häufig gebucht wurde (HRS) oder in welche Länder die Bundesbürger am liebsten reisen (Opodo). Das klingt gut und ist weitgehend neutral – in der Praxis aber ziemlich wertlos. Hintergrund: Für eine solche Auswertung ist eine ausreichend große Datenbasis notwendig, und die bezieht sich auf einen zurückliegenden Zeitraum – oft sind es zwölf Monate. Trends bleiben damit unberücksichtigt. Wenn also eine Unterkunft besonders beliebt war, deshalb die Preise erhöht und der Service womöglich schlechter wird, dann fallen diejenigen darauf herein, die aufgrund der Statistik gebucht haben.
Aussagekraft: Vier Sterne
Buchungshilfe: Ein Stern

Nutzerbefragungen und Buchungsanalysen
 

2. Die Userbefragung

Viele Portale, zum Beispiel Holidaycheck, befragen die Besucher ihrer Seiten regelmäßig nach bestimmten Urlaubsthemen. Wichtig ist es dabei, einen Blick auf die Teilnehmer zu werfen. Für eine repräsentative Befragung sollten es mindestens 1000 Teilnehmer sein, meinen Experten. Der Vorteil: Da häufig Absichten abgefragt werden, lassen sich aus solchen Umfragen Zukunftsszenarien ableiten, etwa wenn es um geplante Reiseziele für die Folgesaison geht. Kleiner Haken: Die Befragten sind natürlich als Besucher eines Reiseportals sehr am Thema „Reise“ interessiert, das kann zu verfälschten Ergebnissen führen. Außerdem gibt es Dienstleister, die solche Online-Panels im Auftrag von Reiseanbietern durchführen. Die Teilnehmer an solchen Umfragen sind allerdings incentiviert, bekommen also einen Anreiz, zum Beispiel in Form eines kleinen Geldbetrags, für ihre Antworten. Das mag den einen oder anderen motivieren, auch dann mitzumachen, wenn er etwa zum Thema „Flugreise“ eigentlich keinen Bezug hat.
Aussagekraft: Zwei Sterne
Buchungshilfe: Drei Sterne

3. Die Buchungsanalyse

Kundenbewertungen sind ein Riesentrend, auch bei Urlaubsreisen. Da geben die Nutzer ihre Kommentare zur Hotelküche, zum Skigebiet oder zum Urlaubsstrand ab – offen und unverblümt. Das machen sich zunehmend Reiseportale zunutze. Sie werten die Stellungnahmen der Urlauber aus und ziehen daraus ein Fazit. Trivago zum Beispiel macht das clever, indem es aktuelle Themen („Valentinstag“, „Karneval“, „Muttertag“ etc.) aufgreift. Da werden dann etwa zur Oscar-Verleihung zehn Hotels ausgewählt, die schon einmal als Kulisse bei Dreharbeiten gedient haben und die „von den Gästen sehr gute Bewertungen erhalten haben“. Schade: Über die Auszählung dieser Bewertungen erfährt der User nichts. Nicht viel besser sieht es bei „Traveller’s Choice 2013“ von Tripadvisor aus. Dort heißt es lediglich, die Awards beruhten „auf Millionen nützlicher Bewertungen und Meinungen“, die die Nutzer im Laufe eines Jahres auf der Homepage abgegeben hätten. Transparenter macht es Hotel.info, wenn es zum Beispiel um die Auswahl des „besten Wellnesshotels“ geht. Die Portalbetreiber machen deutlich: „Für die Auswertung waren die Gästebeurteilungen der Hotels maßgebend. Dort werden verschiedene Kriterien wie Sport- und Wellnessangebote, Zimmerqualität, Sauberkeit, Preis-Leistungsverhältnis, Qualität des Frühstücks oder die Freundlichkeit des Personals berücksichtigt“.
Aussagekraft: Ein Stern
Buchungshilfe: Ein Stern

Undurchsichtige Studien und redaktionell aufbereitete Hitlisten 

4. Die undurchsichtige Studie

Wirklich wertlos sind Hitlisten, bei denen endgültig im Dunkeln bleibt, wie sie zustande gekommen sind. So zeigt Housetrip.com eine Übersicht über die Lieblingsstädte der Bundesbürger, die „aufgrund interner Buchungsdaten erstellt“ wurde. Da zudem jeweils direkt auf die Angebote des Ferienhausvermittlers verlinkt wird, liegt der Verdacht nahe, dass vor allem Ziele mit schwachen Buchungszahlen gepusht werden sollen. Tatsächlich findet sich in der an die Presse verschickten Hitliste nicht die Erste Liga (Plätze 1 bis 5), sondern mit Wien (Rang 7), Istanbul (8), Prag (10) und Marseille (12) eher die zweite Liga.
Aussagekraft: –
Buchungshilfe: –

5. Die redaktionelle Hitliste

Nützlich können redaktionell aufbereitete Hitlisten sein. Natürlich gibt es hier große Unterschiede. Wenn etwa die Mitarbeiter des Buchungsportals HRS „die zehn schönsten Last-Minute-Hotelgeschenkideen für den Valentinstag“ zusammenstellen, ist das eine gute Idee. Doch da ausschließlich auf eigene Offerten verwiesen wird, sinkt die Aussagekraft deutlich. Auch hier sollen ganz offensichtlich Restplätze verkauft werden. Objektiver sind Rankings, wenn einerseits nur Destinationen – keine bestimmten Hotels oder Airlines – genannt werden, andererseits jede direkte Buchungsmöglichkeit fehlt. Optimal ist es, wenn die Redaktion erkennbar getrennt vom eigentlichen Reisevertrieb ist.
Aussagekraft: Vier Sterne
Buchungshilfe: Vier Sterne


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Fest steht: Die Portale, insbesondere Reisevermittler, haben Hitlisten längst als Marketing-Tool für sich und ihre Zwecke entdeckt. Besonders deutlich wird das am Beispiel Trivago: In den ersten drei Monaten des Jahres haben die Düsseldorfer bereits ein Dutzend Hitlisten veröffentlicht – wahrscheinlich Platz 1.