Hagen. Hotel-Gäste sollten skeptisch sein, wenn sie ihr Quartier über ein Bewertungsportal aussuchen. Denn Fachleute gehen davon aus, dass etwa jede vierte Bewertung gefälscht ist. Auch Hoteliers bewerten ihre Beurteilung durch Portale unterschiedlich.

Jeder zehnte Deutsche nutzt Hotel-Bewertungsportale. Doch obwohl Holidaycheck, Tripadvisor und Triviago, HRS, Hotel.de und andere großen Aufwand treiben, um Manipulationen zu entlarven, gehen Experten von etwa 25 Prozent gefälschten Bewertungen aus. Gäste sollten also skeptisch sein. Und wie halten es die heimischen Hoteliers? Wir haben nachgefragt.

„Wir haben uns von Anfang an vorgenommen, nie etwas ­reinzusetzen, was fingiert ist“, sagt Jörg Templin, Geschäftsführer im Berghotel Astenkrone in Winterberg-Altastenberg. „Wenn von zehn Bewertungen eine schlecht ist, wirkt das doch glaubhafter als lauter Jubeltexte.“ Jeden zweiten Tag schaut Templin rein, um auf dem Laufenden zu sein. Wertvolle Hinweise auf Missstände hat er so noch nicht erhalten: „Wir reden viel mit den ­Gästen. Da bekommen wir das schneller mit.“

Walter Beckmann führt den Sauerländer Hof in Eslohe-Wenholthausen und ist Initiator der Marke Sauerländer Wandergasthöfe. „Das wird in der Branche kontrovers diskutiert“, sagt er. „Aber keine Frage: Es wird immer wichtiger.“ Und deshalb wird nachgeholfen? „Damit tut man sich doch auf Dauer keinen Gefallen“, meint er. „Aber natürlich ärgert man sich über aktive Nörgler und zufriedene Gäste, die nichts schreiben.“ Kann man aus Kritik nicht auch lernen? „Einmal bin ich gepikst worden“, sagt Beckmann. „Danach haben wir die Schwachstelle beseitigt.“

„Hier schläft man fürstlich“

Schwachstellen? Kennt Edmund Dornhöfer scheinbar nicht. Der Eigentümer des Jagdhofs Glashütte in Bad Laasphe kann sich im Glanze von Spitzenbewertungen sonnen: „DAS Romantik-Hotel in Deutschland“, „hier schläft man fürstlich, „traumhaft“, „Wohlfühlfaktor 100%“, „Es bleiben keine Wünsche offen“, „Erlebnis mit allen Sinnen“ - das kann doch gar nicht wahr sein. Ist es aber wohl. Es gibt keinerlei Manipulationsverdacht. Die Urteile sind stimmig und individuell.

Da muss der Besitzer ja sehr zufrieden sein, oder? „Ich sehe das ganz positiv“, sagt Dornhöfer denn auch. Ihn ärgert nur hin und wieder ein Gast, der einen Preisnachlass fordert und droht, im anderen Fall eine schlechte Bewertung zu schreiben. „Das machen wir natürlich nicht mit.“ Und was er auch wichtig fände: Dass das Hotel reagieren kann und zu einer negativen Beurteilung einen Kommentar schreiben. Nutzen die Gäste in der Glashütte die Portale denn vor ihrem Besuch? „Informiert haben sich viele“, sagt Edmund Dornhöfer. „Aber ob sie das für voll nehmen?“

Kein Hotel für junge Leute

Im Sauerland Stern in Willingen nimmt man das Thema offenbar ernst. So ernst, dass Marlies Althaus aus der Verkaufsabteilung dazu kein Wort sagen will. Und was sagt das Netz? Seltsam: Bei Holidaycheck heißt es „Gutes Tagungshotel“, „Wir kommen wieder“ und „Der Sauerlandstern ist super“, bei Hotel.de wird über grölende Horden, ungenießbaren Kaffee, leere Minibar-Flaschen, schlechtes Buffet und eine unbrauchbare Dusche geschimpft. Was soll man davon halten?

Und was soll man von einem 720 Mal gelesenen Holidaycheck-Eintrag über das Landhotel Schütte in Schmallenberg-Oberkirchen halten, der bemängelt, das sei kein Hotel für junge Leute? Von Gästen im Alter zwischen 46 und 50 Jahren? Die im Mai 2007 da waren? Das Urteil unterscheidet sich fundamental von allen anderen, die ein „persönlich geführtes, gepflegtes Landhotel“ loben, „zum Wohlfühlen“ mit „viel Tradition“.

Reiner Frustabbau

„Manchmal ist das reiner Frustabbau und keine fundierte Kritik; wir sehen das seit vielen Jahren“, sagt Karl Anton Schütte. Sonderlich wichtig nimmt er derlei nicht: „Der Großteil unserer Gäste nutzt keine Portale. Wir selbst schauen ab und zu rein, um zu sehen, ob wir richtig liegen.“ Nicht jeder Gast äußere sich ja im direkten Gespräch. Und wenn wirklich einmal etwas nicht gut laufe, wolle man das ja korrigieren. Was Schütte völlig ablehnt, ist die Aufforderung an Gäste, eine gute Beurteilung abzugeben: „Das ­wäre Manipulation.“