Erlebniswelt Beatlemania auf der Reeperbahn schließt wegen Besuchermangels
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Hamburg. . Das Beatle-Museum auf der Reeperbahn wird am 30. Juni wegen Besuchermangels geschlossen. Die Mitarbeiter wandten in letzter Instanz mit einem Youtube-Video an Paul McCartney. Dem Geschäftführer Folkert Koopman hat es vor allem an ideeller Unterstützung von Seiten der Stadt Hamburg gefehlt.
Leere Regale im nachgestellten Jugendzimmer der Erlebniswelt Beatlemania kündigen an, dass ein Teil der Beatles die Hamburger Reeperbahn bald verlassen wird. Pilzkopf-Gläser mit George, John, Ringo und Paul, Sammelhefte, Uhren, Kissen, Decken und andere Fan-Artikel mit den Fab Four haben nach drei Jahren liebevoller Obhut eine neue Heimat gefunden. Sie haben das Beatles-Museum bereits verlassen, das zum 30. Juni wegen Besuchermangels geschlossen wird. Es wird ein stiller Auszug, wenn es nach Geschäftsführer Folkert Koopmans geht.
Die Hoffnung, die Koopmans schon verloren hatte, als er das Aus für die Beatlemania zu Beginn des Monats bekannt gab, wollen seine Mitarbeiter hingegen noch nicht aufgeben. Mit einem YouTube-Video wandten sie sich an Paul McCartney und suchten die Öffentlichkeit. Nach dem Motto: "With a little help from my friends" könnte es doch irgendwie noch klappen, das Museum zu retten.
Bilder von den liebevoll gestalteten Ausstellungskulissen, engagierte Kommentare, die allererste Single "My Bonnie" sollten den Ex-Beatle an seine Vergangenheit erinnern und sein Herz erweichen - in dem Glauben, das alles müsse ihm doch irgendetwas bedeuten. "Das Video ist eine nette Geste, aber es wird die Lage nicht ändern", hatte der Geschäftsführer prophezeit und sich von der Aktion distanziert.
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Auf der Hamburger Reeperbahn hatten McCartney, John Lennon, George Harrison und Ringo Starr Anfang der 60er Jahre ihre Karriere begonnen, bevor sie Weltruhm erlangten. Dort sind die Liverpooler Jungs nach eigenen Aussagen erwachsen geworden. Dort hatten sie die erste Beatlemania ausgelöst. Die zweite Beatlemania wollte mit der Ausstellungseröffnung vor drei Jahren Hamburg erneut zu einer Hochburg der Beatles machen. Doch der erhoffte Ansturm blieb aus. Und auch die erhoffte Antwort auf das Video lässt ebenso auf sich warten.
"Der Wille hat gefehlt"
Auch zum 70. Geburtstag am vergangenen Montag gab es kein Zeichen von Sir Paul. Und Koopmans will auch nicht gerettet werden. Jetzt nicht mehr. Und schon gar nicht in finanzieller Hinsicht. "Ich finde, es ist grundsätzlich nicht richtig, wenn man jedes Projekt finanziert, nur weil es das Projekt geben soll. Letztlich muss man sich auch an den Markt wenden", sagt der Geschäftsmann. Ihn habe es vor allem an ideeller Unterstützung von der Stadt Hamburg gefehlt. Dieses Projekt hätte eine Chance gehabt "mit ein wenig Goodwill von der Stadt Hamburg", davon ist er überzeugt.
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Das Museum hatte von Anfang an mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Kurz nach der Eröffnung gab es einen Lizenzstreit mit der Beatles-Firma Apple um die große aufblasbare "Yellow Submarine" an der Fassade des Museums. Werbemaßnahmen die bei den Beatles-Museen in Liverpool und Halle auch ohne Lizenzvergaben geduldet werden, sollten in Hamburg verboten sein. Seitdem hat das Museum unter seiner mangelnden Sichtbarkeit am äußersten Rand der Reeperbahn gelitten.
An der Situation wollte auch die Stadt nichts ändern. Koopmans wollte kein Geld von der Kulturbehörde. Er erhoffte sich lediglich ein paar Hinweisschilder, eine Bushaltestelle und die Einbindung in das Tourismuskonzept der Stadt. "Die von Herrn Koopmans angefragte Unterstützung fällt in die Verantwortung des Bezirks oder von Hamburg Tourismus", sagt Enno Isermann, Sprecher der Kulturbehörde.
Man bedauere, dass das Museum schließen müsse, sei jedoch nicht zuständig gewesen. Darin liegt für Koopmans das Problem: "Es bleibt immer alles liegen oder versandet irgendwo." Es müsse zumindest der Wille vorhanden sein, gemeinsam an solchen Projekten zu arbeiten. Koopmans Verärgerung ist so groß, dass er sogar öffentlich darüber nachdenkt, die Stadt mit seiner Eventagentur FKP Scorpio zu verlassen.
Hamburg hat nie Geld mit den Beatles verdient
"Wenn sich Hamburg Musikstadt nennen will, dann ist das traurig", sagt Koopmans. Es sei schade, dass Hamburg sich das Thema Beatles nicht zu Eigen gemacht habe wie Liverpool. Dort verdiene man sehr viel Geld mit den Fab Four. Das sei in Hamburg nie passiert, obwohl Hamburg in musikalischer Hinsicht für die Beatles wichtiger gewesen sei als Liverpool. Hier hätten sie immerhin ganze 1.500 Stunden gespielt.
Die Beatles
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"Aber das Thema hätte die Stadt Hamburg schon viel eher in Angriff nehmen müssen." Koopmans hat lange gekämpft und in die Beatlemania investiert. Doch die Besucherzahlen gingen weiter zurück. Für den Geschäftsführer ist das Aus ein schmerzhaftes, aber zugleich erleichterndes Ende. Durch das YouTube-Video haben einige Exponate neue Interessenten gefunden.
Ein besonders wertvolles Stück, der erste Vertrag der Beatles, ist aus Sicherheitsgründen bereits wieder an den Besitzer zurückgegangen. 22.000 Euro soll er wert sein. Die restlichen Exponate gehen an ihre Besitzer zurück, werden eingelagert oder verkauft. Binnen zwei Monaten soll das einst prall gefüllte Museum am Nobistor leer stehen. Eine offizielle Abschlussveranstaltung schließt Koopmans aus: "Dafür ist das Kapitel für mich zu traurig." (dapd)
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