Berlin. In Teilen Skandinaviens, den Karpaten aber auch in Slowenien und Kroatien gibt es immer größere Bärenpopulationen. Die Wahrscheinlich ihnen als Urlauber zu begegnen, ist gering. Trotzdem sollte man für den Fall der Fälle gewappnet sein. Wir erklären Ihnen, wie Sie am besten mit Meister Petz umgehen.
Nicht nur in Nordamerika, auch in Europa teilen sich Outdoor-Fans so manches schöne Wandergebiet mit den Bären. "Vor allem in Teilen Skandinaviens, in den rumänischen Karpaten aber auch in Slowenien und Kroatien gibt es größere Bärenpopulationen", sagt Janosch Arnold, Bärenexperte beim WWF. Die Wahrscheinlichkeit, bei einer Wanderung auf einen Bären zu treffen, ist trotzdem eher gering. Sie haben kein Interesse an einem Zusammentreffen mit dem Menschen und verziehen sich in der Regel frühzeitig, sagt Arnold:
"Seltene Zwischenfälle ereignen sich wegen eines Missverständnisses zwischen Bär und Mensch, beispielsweise wenn der Bär überrascht oder ein Mindestabstand unterschritten wurde." Dann könne es passieren, dass der Bär sich provoziert oder bedroht fühle und aggressiv reagiere. Besondere Vorsicht sei bei Bärinnen angebracht, wenn sie Junge bei sich haben. Denn Bärenmütter, mahnt der Experte, sind grundsätzlich sehr besorgt um ihren Nachwuchs.
Abstand halten
Allgemeingültige Verhaltenstipps zu geben, sei schwierig, schränkt der Experte ein: "Bären sind sehr individuelle Wesen, jeder von ihnen hat einen eigenen Charakter." Wo der eine sich schnell ins Dickicht zurückziehe, sehe der andere erst einmal nach, was los ist. Um auf Nummer sicher zu gehen, laute die Devise deshalb: Abstand halten und keine Begegnungen provozieren, beispielsweise indem man entdeckten Spuren folgt.
Um beim Wandern nicht ungewollt einem überraschten Bären gegenüberzustehen, rät Arnold unterwegs mit Geräuschen und lautem Sprechen auf sich aufmerksam zu machen: "Der Bär kann einen dann rechtzeitig wahrnehmen und hat genügend Zeit für einen Rückzug." Kommt es doch zu einer Begegnung, sollte man sich dem Bären auf keinen Fall weiter nähern. Ist er noch mehr als 100 Meter entfernt, könne man an Ort und Stelle verharren und den einmaligen Augenblick genießen. Wollte man ursprünglich in Richtung des Bären weiterwandern, sollte eine großzügige Umgehung gewählt werden.
Geordneter Rückzug
Bei geringeren Distanzen rät Arnold zum geordneten Rückzug: "Man sollte ruhig und bestimmt auftreten, so dem Bären zeigen, dass man kein Angreifer, aber auch keine Beute ist, und sich langsam zurückziehen." Lautes Reden und kontrolliertes Bewegen der Arme könne dem Bären dabei helfen, die Situation einzuschätzen. Zu versuchen, ihn durch Schreien und drohende Gesten zu vertreiben, sei jedoch nicht ratsam. Das könnte dieser als Bedrohung empfinden. "Man sollte auch vermeiden, panisch zu reagieren und auf gar keinen Fall weglaufen", warnt der Experte. Das löse nur den Jagdinstinkt des Bären aus - und der sei auf jeden Fall schneller als der Mensch.
Bärensichere Aufbewahrung
Wer in einem Bärengebiet zeltet, sollte Lebensmittel und intensiv duftende Produkte wie Shampoo und Seife sicher und vor allem außerhalb des Zelts verstauen. Das gelte auch für Campingplätze, auf denen neugierige Bären nachts herumstöbern könnten. "Bewährt haben sich verschließbare Kunstoffcontainer, die weitgehend geruchsdicht sind", sagt Arnold. Aber eben nur weitgehend, deshalb sollten sie möglichst weit weg in einem Baum platziert werden.
Vor dem Schlafengehen sei es ratsam, die Kleidung zu wechseln und ebenfalls draußen zu deponieren, sie könnte noch den Duft des Abendessens verströmen. Seine Sachen im Auto zu verstauen, ist nach Aussage des Experten nicht unbedingt eine gute Idee: "Neugier gepaart mit viel Geduld lässt einen Bären nicht so schnell aufgeben, wenn etwas sein Interesse geweckt hat. Da wird schon mal ein Autofenster eingedrückt, um ins Innere zu kommen." Dann doch besser der Kunststoffcontainer. (dapd)