Lichterfeld. Die ehemalige Braunkohleförderbrücke im Tagebau Kettwitz-Nord in der Region um Lichterfeld hat sich zum Touristenmagneten entwickelt. Rund 60.000 Gäste besuchen den “liegenden Eiffelturm der Lausitz“ jährlich. Nun feiert die besondere Attraktion ihren zehnjährigen Geburtstag.
Vorsichtig schlängeln sich Besucher die Treppe hinauf. Erwachsene und Kinder tragen Plastikhelme auf dem Kopf. Auf der ersten Plattform heißt sie Günter Klaue mit einem "Glück auf", dem alten Bergmannsgruß, willkommen. Klaue war einst selbst im Bergbau tätig, heute leitet er Besucher über die ehemalige Braunkohleförderbrücke. Der 1,3 Kilometer lange Rundgang dauert etwa 90 Minuten und ist in der Lausitz längst zum Touristenmagnet geworden.
Im Mai feiert das Besucherbergwerk seinen zehnten Geburtstag. Jährlich rund 60.000 Gäste besuchen nach Angaben des Amts Kleine Elster den Koloss nahe der Ortschaft Lichterfeld. Wegen seiner über 500 Meter langen Stahl-Konstruktion wird er auch "Liegender Eiffelturm der Lausitz" genannt - wobei er das Original in Paris sogar noch um rund 180 Meter übertrifft. Die maximal mögliche Abtragshöhe der 13.500 Tonnen schweren Brücke war 60 Meter - daher der Name F60.
1992 aus dem Betrieb genommen
Als die Brücke 1992 nach der Stilllegung des Tagebaus Klettwitz-Nord aus dem Betrieb genommen wurde, war die Umwandlung zum Besucherbergwerk keine Selbstverständlichkeit. "Viele Menschen waren froh, dass der Bergbau ein Ende hatte", erinnert sich Olaf Umbreit, Mitglied des F60-Fördervereins. Dass ausgerechnet dieser Stahlkoloss ein Touristenhighlight werden solle, zweifelten viele an. Auch in der Gemeindevertretung habe es damals zahlreiche Skeptiker gegeben. "Die sind heute alle verstummt", sagt Umbreit mit einer Portion Stolz.
F60 Wahrzeichen der Gemeinde
"Die F60 ist zum Wahrzeichen der Gemeinde geworden, mit der sich die Menschen identifizieren", sagt Umbreit. Ein Grund dafür sei sicher auch der wirtschaftliche Aspekt. Sieben Mitarbeiter sind beim Verein fest angestellt. Hinzu kommen elf freie Gästeführer, die an stark frequentierten Tagen mitwirken. Was 2002 als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme (ABM) begann, ist eine Erfolgsgeschichte geworden. Der Verein, der immerhin ein Jahresbudget von rund einer halben Million Euro habt, wirtschaftet laut Umbreit seit zehn Jahren kostendeckend.
2002 kamen die ersten Besucher
Die Landschaftsplanerin Elke Löwe sei es gewesen, die vor der Internationalen Bauausstellung (IBA) in der Lausitz die Idee gehabt habe, die F60 nicht zu verschrotten, sondern zum begehbaren Denkmal umzufunktionieren. "Sie war fasziniert von den riesigen Ausmaßen dieser Technik", erinnert sich Umbreit. So wurde die F60 Teil der IBA, die von 2000 bis 2010 den Prozess des Umbaus der DDR-Braunkohlelandschaft begleitete.
Eigentlich wollte die Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft (LMBV) die Maschine schon 1998 zerstören, die Sprengung war schon vorbereitet. Doch dann übernahm die Gemeinde die Förderbrücke. Am 19. Februar 2000 fuhr sie mit eigener Kraft aus dem Tagebau an ihren heutigen Platz - zwei Jahre später kamen die ersten Besucher. (dapd)