Rathen. Rathen ist die kleinste Statt des Bundeslandes Sachsen. Nun feiert der 400-Seelen-Ort an der Elbe sein 750-jähriges Jubiläum mit einem großen Programm. Der Luftkurort wird vor allem von der Tourismusbranche genährt.

Alles begann auf der Burg Altrathen. Majestätisch thront die letzte Raubritterburg Sachsens hoch oben auf einem Felsen über der Elbe neben der weithin bekannten Bastei. Einst soll es hier einen Herrscher namens Theodericus de Raten gegeben haben. Im Jahr 1261 wurde er erstmals erwähnt. Das historische Dokument gilt heute als Geburtsurkunde des Kurorts Rathen in der Sächsischen Schweiz, der nun sein 750. Jubiläum feiert. Von Freitag (26. August) bis 4. September organisiert der Ort ein Festprogramm mit Dutzenden Veranstaltungen, vom Bergsporttag mit geführten Wanderungen bis zum Felsenfest mit Händlermarkt und Lasershow.

Festprogramm mit Hochseiltruppe

Die Geschwister Weisheit, Europas bekannteste Hochseiltruppe, werden am 3. und 4. September auf einem Seil die Elbe überqueren, die das am Hang liegende Oberrathen vom Ortsteil Niederrathen trennt. "Nur mit Bier und Bockwurst ist heute eben niemand mehr anzulocken", sagt Bürgermeister Thomas Richter. Mit seinen gerade einmal knapp 400 Einwohnern ist Rathen die kleinste Gemeinde Sachsens. Ihre Eigenständigkeit bis heute verdankt sie vermutlich ihrer großen Bekanntheit durch Felsen und Felsenbühne.

"Rathen ist ein echtes Juwel", sagt Ines Nebelung von der Tourismus Marketing Gesellschaft Sachsen. "Als kultureller Magnet und Ausgangspunkt für Wanderungen in der Sächsischen Schweiz ist es wichtig für die touristische Vermarktung der ganzen Region." Rund 130.000 Gäste übernachten jährlich in dem kleinen Örtchen mit seiner beeindruckenden Sandsteinkulisse. Dazu werden rund 350.000 Tagesbesucher gezählt - im Schnitt Tausend am Tag.

Fremdenverkehr als Wirtschaftsfaktor

Auf diese Zahlen ist Bürgermeister Richter genauso stolz wie auf den Titel "staatlich anerkannter Luftkurort", den in Sachsen sonst nur die Gemeinden Gohrisch und Jonsdorf tragen dürfen. Verdienten die Einwohner zu früheren Zeiten ihren Lebensunterhalt noch mit der Elbschifffahrt, Waldarbeit und Steinbrechen, ist im Jahr 2011 der Fremdenverkehr die mit Abstand wichtigste Einnahmequelle. Allein vom Tourismus kann in Rathen heute dennoch kaum jemand seine Familie ernähren, schließlich geht die Saison nur von Ostern bis Ende Oktober.

"Skifahren kann man bei uns leider nicht", sagt Richter. Viele Einwohner würden daher für die Arbeit bis nach Dresden pendeln. Nach dem Zweiten Weltkrieg lebten für kurze Zeit mehr als 1.000 Menschen in Rathen, darunter viele Flüchtlinge aus dem Sudetenland. Heute sind es nicht einmal mehr die Hälfte. "Mehr werden wir wohl auch nicht mehr werden", vermutet der Bürgermeister. Um die verbliebene Jugend im Ort zu halten, soll der Kindergarten auch weiterhin betrieben werden, auch wenn er sich wirtschaftlich nicht rechnet.

Nationalpark als Bremse und Chance

"Wir wollen auch künftig einer der Leuchttürme in der Region bleiben", sagt Richter mit Blick auf die kommenden 250 Jahre. "In den 30er-Jahren haben die Leute hier mit der Anlegung der Felsenbühne und des Amselsees vieles von dem gesät, was wir heute ernten. Daran wollen wir anknüpfen." Das Jahrhunderthochwasser der Elbe von 2002 hat die Menschen in Rathen noch enger zusammenrücken lassen. Meterhoch standen damals große Teile des Ortes unter Wasser.

Die Schäden sind längst beseitigt. Bis Ende des Jahres soll es in ganz Rathen endlich schnelles Internet geben, verspricht die Telekom. "Das wird unseren Standort weiter verbessern", glaubt Richter. Den Nationalpark Sächsische Schweiz direkt vor seiner Nase sieht Richter als Chance und Einschränkung gleichermaßen. "Natürlich sind unsere Entwicklungsmöglichkeiten nach außen dadurch begrenzt", sagt er, "aber viele Gäste kommen gerade wegen des Nationalparks, weil sie unberührte Natur genießen wollen."