Essen. Auf Grund der allgemeinen Unsicherheit und der Situation im Land verzichten viele Touristen aktuell auf die Reise nach Ägypten. Dabei würden dem Land Urlauber, die Geld bringen, jetzt besonders helfen. Ein Kommentar von Christian Leetz.

Drei Entführungen von Touristen auf dem Sinai. Ein Überfall in der Tempelstadt Luxor, bei dem ein Mann um 7000 Euro erleichtert wurde. Eine junge Frau, die nahe des Badeortes Sharm El-Sheik aus einem Reisebus heraus gekidnappt wird. Und das alles seit Anfang des Jahres.

Ja, man muss die Frage nach der Sicherheitslage in Ägypten stellen dürfen. Denn seit der Revolution und dem Wegbrechen der alten Strukturen klafft eine Lücke. Eine neue, funktionierende Ordnung existiert noch nicht. Die vom Militär eingesetzte Übergangsregierung macht nicht den Eindruck, die Lage zu kontrollieren.

Allgemeine Unsicherheit

Im Gegenteil: Von Korrespondenten in Ägypten erreichten uns Informationen, dass sich Polizei und Militär gezielt aus dem öffentlichen Raum zurückziehen, um die Lage sogar noch weiter zu destabilisieren. Alles nur, um beim Volk den Ruf nach einer starken, ordnenden Hand laut werden zu lassen. Eine Rolle, die das Militär dann natürlich gerne wieder einnehmen würde. Die Folge wäre eine neue Militärdiktatur wie unter dem gestürzten Präsidenten Husni Mubarak. Das Ziel der Militärs, den Muslimbrüdern die Macht nicht übergeben zu müssen, wäre erreicht.

Die Lage ist verfahren. Die allgemeine Unsicherheit hat bereits zu einem Buchungseinbruch von rund 30 Prozent im Tourismus geführt – dem wichtigsten Devisenbringer des Landes. Und schon vorher ging es vielen Hotelangestellten wegen Niedriglöhnen nicht gerade gut.

Und jene, die wegen der anhaltenden Krise ihre Jobs verloren haben, müssen sich andere Einkommensmöglichkeiten suchen, um Ihre Familien durchzubringen – im Zweifel durch Kriminalität inklusive Überfällen auf Touristen. Eine gefährliche Spirale, die sich da dreht. Aber gerade jetzt würden Ägypten deshalb mehr Urlauber, die Geld bringen, besonders helfen.