Kairo. Einen Tag nach den Ausschreitungen in einem ägyptischen Fußballstadion ist es in der Hauptstadt Kairo erneut zu Krawallen gekommen. Bei Demonstrationen gegen den Militärrat sind fast 400 Menschen verletzt worden. Insgesamt waren mehr als zehntausend Menschen auf der Straße.
Knapp ein Jahr nach dem Volksaufstand in Ägypten droht dem Land eine neue Krise. Bei Ausschreitungen während Demonstrationen gegen den regierenden Militärrat wurden in Kairo am Donnerstag fast 400 Menschen verletzt. Mehr als 10.000 Demonstranten versammelten sich auf dem Tahrir-Platz, um nach der Gewalt nach einem Fußballspiel am Vortag mit mindestens 74 Toten gegen Polizei und Militär zu protestieren. Die Demonstranten, die den Sicherheitskräften Versagen vorwerfen, zogen vor das Innenministerium, wo der anfangs friedliche Protestmarsch in Gewalt umschlug.
Die Demonstranten warfen mit Steinen und Schuhen und steckten Autoreifen in Brand, die Bereitschaftspolizei setzte Tränengas gegen die Menge ein. Die staatliche Nachrichtenagentur meldete unter Berufung auf einen Vertreter des Gesundheitsministeriums, dass 388 Demonstranten verletzt worden seien. Die meisten hätten Tränengas inhaliert und seien ohnmächtig geworden oder hätten Blutergüsse oder Knochenbrüche davongetragen.
Demonstranten fordern Hinrichtung der Militärrats-Mitglieder
Die Demonstranten forderten die Hinrichtung der Mitglieder des Militärrats, der von Feldmarschall Hussein Tantawi angeführt wird. Dieser war 20 Jahre unter dem langjährigen Machthaber Husni Mubarak Verteidigungsminister. Die Demonstranten skandierten: "Wir haben vom Umbruch geträumt. Sie haben uns zum Narren gehalten und uns stattdessen einen Feldmarschall gebracht."
Auch in Suez kam es zu Protesten gegen den Militärrat. Mehrere tausend Demonstranten warfen Brandbomben, die Polizei setzte Tränengas ein. Auch in Port Said demonstrierten tausende Menschen gegen Polizei und Militär. Dort hatten am Mittwochabend nach einem Fußballspiel zwischen der Heimmannschaft Al-Masry und dem favorisierten Kairoer Club Al-Ahly Anhänger des überraschend siegreichen Gastgebers das Feld gestürmt und mit Messern, Knüppeln und Steinen bewaffnet regelrecht Jagd auf Spieler, Betreuer und Fans von Al-Ahly gemacht.