Hamburg. Der Umsturz und die damit verbundenen Unruhen in Ägypten haben weiterhin Auswirkungen auf die Reisebranche. Auch die Buchungen für die Sommersaison sind nicht rosig. Viele Urlauber weichen auf Alternativen wie die Kanaren aus.

Der Tourismus in Ägypten hat sich ein Jahr nach dem Umsturz noch lange nicht wieder erholt. Die Zahl der Urlauber sank 2011 im Vergleich zum Vorjahr um 33 Prozent auf 9,8 Millionen. Die Einkünfte in der Branche fielen von 9,7 Milliarden Euro auf 6,8 Milliarden, wie Tourismusminister Munir Abdel-Nur vor wenigen Tagen mitteilte. Und der Ausblick ist düster: Die Buchungen für die Sommersaison liegen bei den großen Reiseveranstaltern deutlich unter dem Vorjahreswert.

Der Tourismus ist eine der Haupteinnahmequellen des Landes. Die wichtigsten Reiseziele sind Hurghada und Scharm-el-Scheich am Roten Meer. Es sind klassische Ziele für Strandurlauber, die Hotels liegen wie aufgefädelt am Wasser. Ägypten als Reiseland hat in den letzten Jahren einen enormen Boom erlebt. Das Land hat einen großen Vorteil gegenüber den Konkurrenz-Zielen am Mittelmeer: Es ist das ganze Jahr sonnensicher. Tunesien oder die südliche Türkei dagegen können im Winter ungemütlich werden, während am Roten Meer die Temperatur zur Zeit bei 22 Grad liegt.

Für sonnenhungrige Europäer kommen außer Ägypten im Winter nur die Kanaren als Ziel infrage, wenn man nicht gleich um die halbe Welt fliegen will. "Im Schnitt sind die Kanaren aber etwas teurer als Ägypten", sagt Kathrin Spichala vom Marktführer TUI.

Billiger als die Kanaren

Aber viele Sonnensucher zahlen zur Zeit lieber mehr und fliegen nach Teneriffa oder auf eine andere Kanareninsel. Die anhaltenden Berichte über Gewalt und Tote schrecken ab. "Dabei merken die Urlauber in den Hotels am Roten Meer nichts davon", versichert die Ägypten-Expertin von TUI. Die Hotels seien sicher. Nur Ausflüge nach Kairo oder zu anderen Zielen würden je nach Sicherheitslage hin und wieder abgesagt. Trotzdem liegen die Buchungen für Ägypten und Tunesien bei TUI 37 Prozent unter dem Vorjahreswert.

Auch Hauptkonkurrent Thomas Cook berichtet von drastisch niedrigeren Buchungszahlen. (Werte für Ägypten allein veröffentlichen die Veranstalter nicht.) Wer sich nicht abschrecken lässt, kann zur Zeit in Ägypten Schnäppchenurlaub machen: Nach Zahlen des Reiseportals HolidayCheck.de zahlen Urlauber zur Zeit im Durchschnitt für Ägypten 2,1 Prozent weniger als vor einem Jahr. Der Durchschnittspreis aller Buchungen lag im Januar dagegen 2,3 Prozent über Vorjahresniveau.

Ägypten ist dieses Jahr Partnerland der Internationalen Tourismus Börse (ITB) in Berlin. Die Branche erhofft sich dadurch einen Schub für die Buchungen. (dapd)