Frankfurt/Main. Die Malediven. Ein Urlaubsparadies für Gutbetuchte, Ziel für Flitterwochen bekannter Schauspieler. Doch schon bald könnte es damit vorbei sein. Nach dem Rücktritt des demokratisch gewählten Präsidenten Mohamed Nasheed fordern die revolutionären Islamisten nun die Einführung der Scharia auf dem Archipel.
Das Inselparadies kommt nicht zur Ruhe: Abseits der weißen Traumstrände, auf denen schon Stars wie Tom Cruise und Katie Holmes oder Russell Brand und Katy Perry ihre Flitterwochen verbrachten, stehen die Malediven seit Jahren in einem erbitterten Ringen um die Vorherrschaft des Islam.
Nach langem Machtkampf zwischen Fundamentalisten und Gemäßigten rund um den ersten frei gewählten Präsidenten des Landes, Mohamed Nasheed, musste dieser am Dienstag zurücktreten. Immer wieder hatten in den vergangenen Monaten Tausende gegen die Regierung protestiert, der sie eine Kampagne gegen den Islam vorwarfen. Gemeinsam mit dem Unmut über steigende Preise und das zunehmend harte Vorgehen des einstigen Hoffnungsträgers Nasheed gegen Regierungsgegner - vor allem auf Seiten der islamischen Fundamentalisten - verbreiterte sich so zuletzt die Front gegen den Präsidenten.
Das Archipel im Indischen Ozean verbietet seinen 300.000 Einwohnern, andere Religionen als den Islam auszuüben. Steinigungen oder Exekutionen werden zwar nicht durchgeführt, immer wieder war aber internationale Kritik an harten Strafen wie dem öffentlichen Auspeitschen von Frauen aufgekommen.
Einführung der Scharia gefordert
Während in den exklusiven Strandressorts Urlauber nach wie vor ihre Cocktails schlürften, forderten die Fundamentalisten immer vehementer, den Verkauf von Alkohol auf den Inseln zu verbieten, als Massagesalons getarnte Bordelle zu schließen und die Scharia einzuführen. Präsident Nasheed hatte hingegen immer wieder einen moderaten Islam in seinem Land gepredigt. Dieser sei wichtig, um die wirtschaftliche Grundlage des Landes, den Tourismus, zu erhalten.
Schließlich stehen islamistische Anschläge - wie jener 2007, bei dem zwölf Touristen verletzt wurden - und öffentliche Auspeitschungen nicht unbedingt im Einklang mit dem Bild, das die Malediven flitternden Pärchen und internationalen Geldgebern vermitteln wollen. Als Zugeständnis an die Demonstranten hatte die Regierung zuletzt die Schließung der Wellness-Bereiche in den Luxushotels der Insel angeordnet, da diese angeblich gegen Regeln des Islam verstoßen. Kurz darauf wurden sie aber - zumindest bis zu einem Entscheid des Obersten Gerichtshofs darüber - wieder geöffnet.
Hartes Vorgehen gegen Kritiker
Die Regierung versuchte, den wachsenden Einfluss der Islamisten einzugrenzen und warnte, dass sie den Wohlstand des Landes gefährden könnten. "Um unsere Wirtschaft aufzubauen, brauchen wir ausländische Investitionen. Wir müssen eine Umgebung schaffen, in der Ausländer investieren können", sagte Nasheed Ende Dezember im Bezug auf die Proteste der Islamisten. "Wir können keine Entwicklung erreichen, indem wir zurück in die Steinzeit gehen und ignorant sind." Der Präsident war aber auch mit harter Hand gegen seine Kritiker vorgegangen. Mit der Festnahme von Oppositionsführer Mohamed Jameel Ahmed und eines hochrangigen Richters, der dessen Freilassung anordnete, eskalierten die seit langem anhaltenden Proteste im Januar.
Ahmed hatte Nasheed vorgeworfen, mit Hilfe von Christen und Juden die Position des Islam als Staatsreligion zu untergraben. Auch ein bekannter muslimischer Prediger und Vorsitzender einer religiösen Hardliner-Partei wurde in ähnlichem Zusammenhang im Januar festgenommen. Die Inhaftierung von Richter Abdulla Mohamed war für die Gegner des Präsidenten, der die unabhängige Judikative nach seinem Amtsantritt 2008 überhaupt erst eingeführt hatte, der letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. (dapd)