Berlin. Die Passagiere der havarierten Costa Concordia haben Anspruch auf Entschädigungen. Das ist gesetzlich geregelt und beruht nicht auf der Kulanz der Reederei. Wie viel Geld Ihnen zusteht und ob Sie ihre Reisetickets auch zurückgeben, wenn Ihrem Schiff gar nichts passiert ist, lesen Sie hier.

Urlaub futsch, Gepäck weg, aber froh am Leben zu sein: Für die Passagiere des havarierten Kreuzfahrtschiffes "Costa Concordia" stellen sich nach dem ersten großen Schrecken nun Fragen nach ihren Rechten gegenüber dem Kreuzfahrtveranstalter. Nach Angaben des Reiserechts-Experten Ernst Führich von der Hochschule Kempten steht den Betroffenen grundsätzlich ein Ausgleich und Entschädigung zu.

Welche Entschädigung steht den Urlaubern zu?

Nach dem deutschen Reisevertragsrecht können die Passagiere grundsätzlich die nicht verbrauchten, aber bezahlten Reiseleistungen zurückverlangen. Da das Kreuzfahrtschiff kurz nach Beginn der Seereise sank, steht den Urlaubern laut Führich wohl der ganze Reisepreis zu. Zusätzlich haben sie Anspruch auf eine Entschädigung in Höhe des Tagespreises für jeden ausgefallenen Kreuzfahrttag. Liegt der Tagespreis etwa bei 140 Euro, muss für jeden ausgefallenen Tag dieser Betrag zusätzlich als Ausgleich für den entgangenen Urlaub bezahlt werden.

Hat die Reederei bereits Entschädigungen zugesagt?

Eine "Standardentschädigung" für die havarierten Kreuzfahrer soll es laut Costa Deutschland nicht geben. Das Unternehmen klärt nach eigenen Angaben derzeit mit jedem einzelnen Gast die erlittenen Schäden. Urlauber, deren Reise auf der "Costa Concordia" am 14. und 21. Januar beginnen sollte und die nun geplatzt ist, erhalten noch in dieser Woche den Reisepreis zurück. Zudem wird ihnen für dieses Jahr eine kostenlose Kreuzfahrt bei Costa angeboten. Wer dies nicht annimmt, erhält als Ausgleich noch einmal 30 Prozent des Reisepreises.

In welcher Höhe haftet der Veranstalter bei Verletzungen oder im Todesfall?

Seit 1. Januar 2012 gelten in der EU neue Passagierrechte und damit neue Höchstbeträge. Die Reederei Costa haftet danach laut Führich bei Tod oder Körperverletzung bis zu einem Höchstbetrag von rund 275.000 Euro pro Person. Dadurch werden unter anderem Kosten für Ärzte, Überführungen, Beerdigungen oder Unterhaltskosten abgedeckt. Dabei kommt es nicht darauf an, wer die Schuld für das Unglück trägt. Bei Tod oder Körperverletzung ist binnen 15 Tagen ein Vorschuss von mindestens 21.000 Euro zu zahlen.

Wird auch ein höherer Schaden erstattet?

Grundsätzlich haftet der Schiffseigner auch für einen höheren Schaden, wenn ein Verschulden vorliegt und zwar bis zu einer Höchstgrenze von rund 440.000 Euro. Die Reederei muss mangelndes Verschulden ausdrücklich beweisen.

Wer ersetzt verloren gegangenes Reisegepäck?

Für den Verlust oder die Beschädigung von Reisegepäck einschließlich der Kleidung haftet Costa bis zu einem Betrag von rund 2400 Euro pro Person. Für Wertsachen wie Schmuck haftet der Veranstalter bis zu einer Summe von 3500 Euro, vorausgesetzt, die Wertsachen lagen im Safe der Schiffsrezeption. Ein Zimmersafe genügt nicht. Möglicherweise zeigt sich Costa in diesem Fall aber kulant, so Führich.

Welche Fristen müssen die Reisenden beachten?

Grundsätzlich müssen Ansprüche binnen eines Monats angemeldet werden. Eine detaillierte Auflistung der Verluste und Schäden ist zunächst nicht erforderlich. Bei Verlust oder Schäden am Gepäck gilt laut Führich allerdings eine kürzere Frist von 15 Tage nach der Havarie. Die Betroffenen sollten unbedingt alle Belege sammeln, um anfallende Kosten und Ansprüche gegenüber Costa belegen zu können. Die Ansprüche können nur gegenüber dem Veranstalter und nicht, wie viele Kunden denken, gegenüber dem Reisebüro geltend gemacht werden.

Kann ein Kunde, der eine ganz andere Kreuzfahrt gebucht hat, jetzt kostenlos umbuchen?

Nein. Wer eine Kreuzfahrt auf einem anderen Schiff oder bei einem anderen Veranstalter gebucht hat und nun Angst vor der Reise hat, kann nicht kostenfrei stornieren. (afp)

Havarierte "Costa Concordia"

Das Kreuzfahrtschiff
Das Kreuzfahrtschiff "Costa Concordia" war Freitagnacht vor der toskanischen Küste auf einen Felsen gelaufen und gekentert. An Bord waren rund 4200 Menschen, darunter 566 Deutsche. Gegen den Kapitän der "Costa Concordia", Schettino, ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen fahrlässiger Tötung, Verursachung eines Schiffbruchs und wegen des Verlassens des Schiffs vor anderen. Das Foto zeigt das Schiff, wie es in Reise-Prospekten zu sehen war. Denn seit Freitag... © AP
...liegt das havarierte Schiff vor der Insel Giglio an der West-Küste Italiens. Das Unglück geschah am Freitag,...
...liegt das havarierte Schiff vor der Insel Giglio an der West-Küste Italiens. Das Unglück geschah am Freitag,... © AP
...dem 13. Januar während...
...dem 13. Januar während... © AP
...des Abendessens an Bord.
...des Abendessens an Bord. © REUTERS
Ein 70 Meter langer Riss ist zu sehen. Das Schiff war offenbar zu nah an die Küste gesteuert worden. Ein Felsen hatte den Rumpf aufgeschlitzt. Binnen Minuten geriet der Luxuslinier in Schlagseite. Ein Stück des Felsens...
Ein 70 Meter langer Riss ist zu sehen. Das Schiff war offenbar zu nah an die Küste gesteuert worden. Ein Felsen hatte den Rumpf aufgeschlitzt. Binnen Minuten geriet der Luxuslinier in Schlagseite. Ein Stück des Felsens... © AFP
...den das Schiff gerammt hatte, steckt fest. Unwirklich sieht die Bucht..
...den das Schiff gerammt hatte, steckt fest. Unwirklich sieht die Bucht.. © REUTERS
...von oben aus. Das Schiff liegt...
...von oben aus. Das Schiff liegt... © AFP
...seitlich im Wasser. Der Kapitän des Schiffes,...
...seitlich im Wasser. Der Kapitän des Schiffes,... © AFP
...Francesco Schettino wurde am Samstag festgenommen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Schettino wegen fahrlässiger Tötung, Verursachung eines Schiffbruchs und wegen des Verlassens des Schiffs vor anderen. Die Reederei Costa hatte...
...Francesco Schettino wurde am Samstag festgenommen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Schettino wegen fahrlässiger Tötung, Verursachung eines Schiffbruchs und wegen des Verlassens des Schiffs vor anderen. Die Reederei Costa hatte... © REUTERS
...Kapitän Schettino am Sonntagabend
...Kapitän Schettino am Sonntagabend "Fehlentscheidungen" vorgeworfen und erklärt,... © REUTERS
...die Route des Schiffs habe offenbar zu nah an der Küste vorbei geführt.
...die Route des Schiffs habe offenbar zu nah an der Küste vorbei geführt. © REUTERS
Per Helikopter wurden Passagiere, aber auch Rettungskräfte in Sicherheit gebracht.
Per Helikopter wurden Passagiere, aber auch Rettungskräfte in Sicherheit gebracht. © AFP
Wegen heftigen Wellengangs wurde die Suche...
Wegen heftigen Wellengangs wurde die Suche... © AP
...zunächst abgebrochen.
...zunächst abgebrochen. © REUTERS
Am Montagmorgen...
Am Montagmorgen... © AFP
...haben die Bergungsmannschaften die Suche nach den noch...
...haben die Bergungsmannschaften die Suche nach den noch... © AFP
...vermissten 21 Passagieren und Besatzungsmitgliedern...
...vermissten 21 Passagieren und Besatzungsmitgliedern... © AFP
...des Kreuzfahrtschiffs
...des Kreuzfahrtschiffs "Costa Concordia" fortgesetzt. © AFP
Taucher machten sich auf die Suche nach den noch immer Vermissten.
Taucher machten sich auf die Suche nach den noch immer Vermissten. © AFP
In der Nacht zu Sonntag konnte ein Hochzeitspaar aus seiner Kabine befreit werden. Die Süd-Koreaner...
In der Nacht zu Sonntag konnte ein Hochzeitspaar aus seiner Kabine befreit werden. Die Süd-Koreaner... © AP
...wurden über 24 Stunden nach dem Unglück gerettet.
...wurden über 24 Stunden nach dem Unglück gerettet. © REUTERS
Auch am Sonntag läuft die Suche nach Vermissten auf Hochtouren.
Auch am Sonntag läuft die Suche nach Vermissten auf Hochtouren. © AFP
In der Kirche des Küsten-Dorfes wurde ein Gottesdient abgehalten. Die meisten Überlebenden des Unglücks..
In der Kirche des Küsten-Dorfes wurde ein Gottesdient abgehalten. Die meisten Überlebenden des Unglücks.. © AFP
...sind bereits in ihre Heimatländer zurückgekehrt. Doch die Lage...
...sind bereits in ihre Heimatländer zurückgekehrt. Doch die Lage... © AFP
...in Italien ist immer noch kritisch. Der Tank des Schiffes droht auszulaufen.
...in Italien ist immer noch kritisch. Der Tank des Schiffes droht auszulaufen. © AP
Mittlerweile haben die italienischen...
Mittlerweile haben die italienischen... © AFP
...Behörden eine Liste...
...Behörden eine Liste... © Getty Images
...mit den namen, der och immer vermissten Passagiere und Crew-Mitglieder...
...mit den namen, der och immer vermissten Passagiere und Crew-Mitglieder... © REUTERS
...veröffentlicht. Taucher suchen, soweit es die Witterung zulässt, noch immer...
...veröffentlicht. Taucher suchen, soweit es die Witterung zulässt, noch immer... © AFP
...nach den Vermissten.
...nach den Vermissten. © REUTERS
Employees of a wreck removal and salvage operations company take a coffee on January 19, 2012 before working on the cruise liner Costa Concordia aground in front of the harbour of the Isola del Giglio (Giglio island) after hitting underwater rocks on January 13. Italian rescuers resumed their search on board a crashed cruise ship the same day, as salvage workers prepared to pump out fuel from its tanks to avoid an environmental disaster.  AFP PHOTO / VINCENZO PINTO
Employees of a wreck removal and salvage operations company take a coffee on January 19, 2012 before working on the cruise liner Costa Concordia aground in front of the harbour of the Isola del Giglio (Giglio island) after hitting underwater rocks on January 13. Italian rescuers resumed their search on board a crashed cruise ship the same day, as salvage workers prepared to pump out fuel from its tanks to avoid an environmental disaster. AFP PHOTO / VINCENZO PINTO © AFP
Members of the Carabinieri in a boat travel past the Costa Concordia cruise ship which ran aground off the west coast of Italy at Giglio island January 19, 2012. No deadline has been set for ending the search for missing people on the wreck of the Italian cruise liner that capsized off the Tuscan island, the chief spokesman of the firefighters said on Thursday.  REUTERS/Paul Hanna  (ITALY - Tags: DISASTER TRANSPORT)
Members of the Carabinieri in a boat travel past the Costa Concordia cruise ship which ran aground off the west coast of Italy at Giglio island January 19, 2012. No deadline has been set for ending the search for missing people on the wreck of the Italian cruise liner that capsized off the Tuscan island, the chief spokesman of the firefighters said on Thursday. REUTERS/Paul Hanna (ITALY - Tags: DISASTER TRANSPORT) © REUTERS
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