Scheidegg. . Der Kurort Scheidegg hat dieses Jahr den „Bayerischen Innovationspreis für Angebotsgestaltung im Tourismus“ gewonnen. Christian Leetz sprach mit Bürgermeister Ulrich Pfanner über die Idee, die Gemeinde im Allgäu zu Deutschlands erstem glutenfreiem Urlaubsort zu machen.

Der Kurort Scheidegg hat dieses Jahr den „Bayerischen Innovationspreis für Angebotsgestaltung im Tourismus“ gewonnen. Christian Leetz sprach mit Bürgermeister Ulrich Pfanner über die Idee, die Gemeinde im Allgäu zu Deutschlands erstem glutenfreiem Urlaubsort zu machen.

Herr Pfanner: Wie schmeckt Ihnen glutenfreies Essen?

Ulrich Pfanner: Es schmeckt wie jedes andere. Da werden Sie keinen Unterschied erkennen.

Wer kamen Sie denn auf die Idee Scheidegg als glutenfreien Kurort zu positionieren?

Pfanner: Der Anstoß kam von Monika Draga vom örtlichen Wohnmobilstellplatz. Dort gab es dieses Angebot schon und Gäste konnten sich in einem kleinen Laden mit glutenfreien Lebensmitteln eindecken. Und dann gab es Gespräche, das Ganze eben auszuweiten auf die ganze Gemeinde.

Wie lange hat dieser Prozess gedauert?

Pfanner: Von den ersten Gesprächen bis zur finalen Umsetzung gingen vier, fünf Jahre in Land.
Haben denn gleich alle mitgemacht?

Pfanner: Die Idee wurde von Anfang an als gutes Angebot von unseren Gastronomen angenommen. Zuerst fanden sich also glutenfreie Gerichte auf den Speisekarten, später zogen die Bäcker, Metzger und andere Einzelhändler mit eigenen Angeboten nach.

Aber einen guten Schweinsbraten gibt es bei Ihnen schon noch?

Pfanner: Ja natürlich (lacht). Wir bieten beides. Es gibt Angebote für eben die Gäste, die ihre Zöliakie durch eine absolut glutenfreie Diät behandeln. Und eben die ganz normale herzhafte und gesunde Küche.

Da mussten einige Köche also noch einmal die Schulbank drücken.

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Pfanner: In Zusammenarbeit mit der Deutschen Zöliakie-Gesellschaft fanden Kochabende und diverse Weiterbildungen statt. Am Ende wurden Hotels, Gasthöfe und Ferienwohnungen zertifiziert, die eine Glutenfrei-Ausstattung anbieten. Vom Frühstück bis zum Abendessen servieren die Küchenchefs also Speisen ohne das für viele unverträgliche Klebereiweiß.

Was heißt für Sie viele?

Pfanner: Der Erfolg des Konzepts ist schon heute eindeutig messbar. Diesem Bereich sind zehn Prozent unserer Gäste zuzuordnen, rund 50.000 Übernachtungen. Und man muss sehen: Es kommen ja nicht nur Gäste, die diese spezielle Diät brauchen, sondern auch deren Partner oder Familien mit nach Scheidegg.

Wird das Angebot bald weiter spezifiziert?

Pfanner: Wir wollen nicht stehen bleiben, sondern mit den Leistungsträgern weiter an dem Thema arbeiten. Im speziellen wird es darum gehen, die Bedürfnisse der Urlauber noch besser in das Gesamtkonzept einzubetten.