Obertrubach. . Der Klettersport lockt viele Touristen nach Obertrubach im Landkreis Forchheim. Jetzt will die Gemeinde mit dem “Kletter-Informationszentrum Fränkische Schweiz“ die Bedeutung des Sports für die Region unterstreichen - und noch mehr Interesse wecken.
Die überhängende Wand des "Eldorado" im Trubachtal in der Fränkischen Schweiz zieht seit jeher die Blicke Neugieriger auf sich - vor allem, wenn sich wieder einmal Kletterer aus aller Welt an den steilen, schweren Routen dieses Kalkmassivs versuchen. Wenige Meter davon entfernt und damit direkt vor den Toren der Gemeinde Obertrubach im Landkreis Forchheim wird am kommenden Samstag (16.00 Uhr) nun ein weiterer Blickfang offiziell eröffnet: Das "Kletter-Informationszentrum Fränkische Schweiz".
Sechs Stationen beleuchten die Tradition des Klettersports
Es soll nach den Vorstellungen der Gemeinde auf die Bedeutung der Region für die Entwicklung des Klettersports aufmerksam machen - und Touristen in die örtlichen Lokalitäten locken. "Unser Öl ist die Touristik", erklärt Obertrubachs Erster Bürgermeister Willi Müller am Dienstag die Idee zu dem Projekt. "Wir haben keine anderen Quellen und Strukturen und müssen diese daher pflegen", fügt der CSU-Politiker hinzu. Also habe er zugegriffen, als im Rahmen des Konjunkturpakets II vor drei Jahren Mittel frei geworden seien und die Gemeinde dadurch nur etwa 180.000 der schätzungsweise rund 320.000 Euro für das Projekt selbst tragen müsse.
Herzstück des rund 2.000 Quadratmeter großen Infozentrums sind sechs überdachte Stellwände, auf denen mithilfe zahlreicher Fotos, Grafiken und jeder Menge Text auf die mehr als 100-jährige Tradition des Klettersports mit seinen rund 1.000 Felsen im sogenannten Nördlichen Frankenjura eingegangen wird. "Wir haben zwei Zielgruppen: Kletterer und am Klettersport Interessierte", erläutert Sven König, Betreiber der Internetseite Frankenjura.com und Texter der Schautafeln.
Kletterlegenden ist Platz auf den Tafeln gewidmet
Entsprechend werden auf den Infotafeln nicht nur gängige Sicherungstechniken oder die berühmtesten Kletterrouten und -felsen der Region vorgestellt, sondern auch Pioniere des Sports gewürdigt, wie etwa Oskar Bühler aus Nürnberg, der in den 60er Jahren die nach ihm benannten und noch heute in der Fränkischen verwendeten "Bühler-Haken" aus Stahl zur Absicherung der Kalkwände entwickelte.
Den beiden Kletterlegenden Wolfgang Güllich und Kurt Albert ist ebenfalls Platz auf den Tafeln gewidmet. Sie setzten durch die Schwierigkeiten ihrer Erstbegehungen und den Begehungsstil internationale Maßstäbe. Güllich, der 1992 mit 31 Jahren bei einem Autounfall ums Leben kam, liegt ganz in der Nähe des Zentrums auf dem Friedhof in Obertrubach beerdigt. Kurt Albert verunglückte im September 2010 im Alter von 56 Jahren auf einem Klettersteig in Franken tödlich.
Den Stellenwert verbessern
Ergänzt wird der Exkurs in die Kletterwelt durch einen Steingarten mit typischen Pflanzen der Region wie Wiesensalbei, Küchenschellen und Felsensteinkraut. Es gibt Klettergerüste und -wände für Kinder, einen Boule-Platz und einer auf der gegenüber liegenden Straßenseite gelegenen Kneipp-Anlage. "Wir wollten eine Verbindung schaffen zwischen Information und Aktion", erklärt Anne Wendl vom Planungsbüro. "Mit dem Infozentrum wollen wir auch den Stellenwert der Kletterer verbessern und das Verständnis der Allgemeinheit fördern", betont Bürgermeister Müller.
Kletterer seien längst ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Region geworden, wie er aus Gesprächen mit örtlichen Gastronomen wisse. Die Sportler ließen ihr Geld nicht nur in den Campingplätzen, sondern auch in den zahlreichen Restaurants und Cafés. Und auch so mancher längst nicht mehr aktive Kletterer komme gerne wieder in die Fränkische, wenn er dort schöne Erlebnisse gehabt habe. Der Weg vom Infozentrum in eines der Lokale der Gemeinde sei dann nicht mehr weit. (dapd)