Essen. Sie zählen zu den interessantesten Naturdenkmälern Nordbayerns: Die Höhlen in der Fränkischen Schweiz und Hersbrucker Alb. Wer sich selbst ein Bild von der bizarren Schönheit dieser fremden Welten machen möchte, sollte eine geführte Tour besuchen.
Sie sind von bizarrer Schönheit und voller Geheimnisse: Die mehr als 3.500 Höhlen in der Fränkischen Schweiz und Hersbrucker Alb zählen zu den interessantesten Naturdenkmälern Nordbayerns. Da in ihren Gängen und Schächten stets rund neun Grad Celsius herrschen, laden sie an kühlen und regnerischen Tagen ebenso zu einem Besuch ein wie im schwülheißen Hochsommer.
Für Familien oder Höhlen-Anfänger bieten sich die drei öffentlich zugänglichen Schauhöhlen für einen ungefährlichen Einblick in die Unterwelt dieses Karstgebietes an: Neben der Teufelshöhle in Pottenstein, die als eine der größten Felsgrotten in Deutschland gilt, werden auch in der Sophienhöhle bei Rabenstein (beides Landkreis Bayreuth) und in der Binghöhle in Streitberg (Landkreis Forchheim) geführte Touren angeboten, die – angemessene Kleidung, festes Schuhwerk und Trittsicherheit vorausgesetzt – auch mit Kindern problemlos wahrgenommen werden können. Alle drei Höhlen sind bestens für Besucher eingerichtet und bestechen durch ihre Vielzahl an eindrucksvollen Tropfsteingebilden.
Ein Dorn im Auge der Naturschützer
Mit 250.000 Besuchern jährlich sind die Höhlen eine wichtige Einnahmequelle für die Region. Wie viele Menschen es darüber hinaus in eine der vielen anderen begehbaren Höhlen zieht, ist unklar. „Besuche jenseits der Schauhöhlen werden auch nicht so gerne gesehen“, erklärt der stellvertretende Leiter der Tourismuszentrale Fränkische Schweiz, Reinhard Löwisch. Zum einen seien die Höhlengänger den Naturschützern ein Dorn im Auge, weil sie oft Müll hinterließen und sensible Biotope gefährdeten. Zum anderen sei ein Besuch in einer der weniger zugänglichen Höhlen einfach auch gefährlich.
„Höhlen sind anspruchsvoll. Da überschätzen sich manche“, warnt der erste Vorsitzende des Landesverband für Höhlen- und Karstforschung in Bayern (LHK), Bernd Nerreter. Ungeübte sollten sich daher niemals auf eigene Faust und allein auf das Abenteuer einer Erkundung einlassen.
Geringe Unfallquote
Denn auch wer körperlich fit ist und keine Angst vor engen Schächten und Räumen hat, kann schnell in eine brenzlige Situation geraten, wenn etwa seine Taschenlampe ausgeht, er die Orientierung verliert oder sich verletzt. Viele der längeren, verschachtelten Höhlen sind zudem mit tiefen Schluchten und Spalten durchsetzt, deren Ränder glitschig und heimtückisch sind.
Die Unfallquote ist trotzdem gering, wohl auch deshalb, weil es in der Region eine Vielzahl Vereine gibt, die geführte Touren in die faszinierende Welt unter Tage ermöglichen. Ein Überblick über seriöse Anbieter gibt es beispielsweise auf der Internetseite des LHK, der dringend dazu rät, sich einen erfahrenen Führer zu suchen.
"Höhlen sind kein Sportgerät"
Wer den Weg in die Dunkelheit und Stille einer Höhle wagt, wird dort mit einmaligen Einblicken in eine fremde Welt belohnt. „Es ist total falsch, dass da unten nichts mehr lebt“, erklärt Nerreter. Tatsächlich gebe es in Höhlen – neben Fledermäusen, Spinnen und Käfern – auch viele sehr kleine und sehr spezialisierte Lebewesen, wie etwa die nur bis zu zwei Millimeter großen Springschwänze (Collembola), die sich in Wasserpfützen tummeln und höchst sensibel auf Verunreinigungen reagieren.
„Höhlen sind kein Sportgerät“, warnt der 53-jährige Nürnberger daher. Wer seine Hand aus Jux und Tollerei auf einen Tropfstein legt, sorge dafür, dass dieser jahrelang nicht mehr wachse, weil das Fett der Haut die Kalkablagerungen verhindere. All das müssten Besucher beachten, wenn sie in die empfindliche Höhlenwelt eindringen möchten. „Man muss den Naturschutz in den Vordergrund stellen.“
Tourismusverband Franken, Tel.: 0911/94 15 10, www.frankentourismus.de, www.landesverband-bayern-ev.de/vereine