Queensland in Australien hofft auf die Rückkehr der Touristen
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Queensland. Nach zwei Naturkatastrophen blieben in der Region Queensland die Gäste aus. In einem Soforthilfeprogramm hat der Bundesstaat zwölf Millionen australische Dollar für den Tourismus bewilligt. Nun hoffen die Australier auf die Rückkehr der Touristen.
Der Zyklon Yasi baute sich Ende Januar tagelang vor der australischen Ostküste auf. Die Menschen in Nordostqueensland verbarrikadierten die Häuser, 30 000 wurden aus Cairns, der größten Stadt der Gegend, evakuiert, der Rest zum Gehen aufgefordert. Es werde mindestens 24 Stunden lang keine Rettungseinsätze geben können, weil die Lage für die Helfer zu gefährlich werden würde, hieß es damals.
Zwei Monate später, eine Küstenstraße nördlich von Cairns. Hier stoßen zwei Weltnaturerben zusammen: der 110 Millionen Jahre alte Regenwald und vor der Küste das Great Barrier Reef, das größte und wahrscheinlich bunteste Korallenriff der Welt. Umgeknickte Bäume und ein zerstörtes Korallenriff, das war das Horrorszenario für die Region.
Keine Spur von Verwüstung
Wellen plätschern gegen die Klippen am Ufer, die Sonne spiegelt sich auf dem Meer – und dahinter erheben sich Baumfarne, dicke Stämme mit großem Blätterdach, Lianen, Kletterpflanzen, überall sattes Grün – keine Spur von der Verwüstung eines Wirbelsturms.
Einen Tag später ankert 50 Kilometer entfernt von der Küste die „Poseidon“, ein Taucherschiff, am Great Barrier Reef. Unter Wasser: bunte Korallen, leuchtende Anemonen, Fische in schillernden Farben. „Manchmal ist ein Felsen nicht mehr da, wo er vor dem Sturm war“, sagt Herald Prins, niederländischer Meeresbiologe auf der Poseidon. „Aber das Riff hat sich nicht verändert durch den Sturm.“
Mehr schlechte Werbung als Schäden durch Yasi
Zwei Monate nach dem Wirbelsturm ist von Verwüstungen im Nordosten von Queensland kaum etwas zu sehen – Yasi wütete nur an einem 120 Kilometer langen Küstenabschnitt zwischen Ingham und Innisfails, mit den schlimmsten Auswirkungen um Mission Beach, wo Yasi auf Land traf. Windgeschwindigkeiten von bis zu 290 Kilometern pro Stunde und eine Flutwelle von sieben Metern ließen von Häusern oft nur die Fundamente stehen. Boote wurden an Land geschleudert, weite Schneisen in die Vegetation geschlagen. Aber die Ostküste von Queensland ist mehr als 2000 Kilometer lang.
Schon wenige Kilometer weiter nördlich und südlich sind keine Auswirkungen zu spüren. „Bei uns sind zwei Bäume umgekippt“, sagt Greg Erwin, Direktor des Novotel Resorts in Cairns, eines Hotels mit großzügiger Parkanlage. „Aber keiner von den großen zum Glück.“ Aber die Gäste blieben danach trotzdem aus. Es wirkt, als habe Yasi vor allem eine Menge schlechte Werbung über Nord-Queensland ausgeschüttet.
Relaxte Großstadt
1700 Kilometer südlich von Cairns: Brisbane, die Hauptstadt von Queensland. In der Region wütete Ende Dezember bis Mitte Januar die erste große Naturkatastrophe des australischen Sommers: Nach wochenlangen Regenfällen war eine Fläche von der Größe Deutschlands und Frankreichs überflutet worden, 120 Kilometer westlich von Brisbane in Toowomba ertranken zehn Menschen, die vom Wasser überrascht wurden. Die Schäden werden auf 15 Milliarden Euro geschätzt. Die Bilder von überschwemmten Straßen, weggerissenen Booten und Pontons gingen um die Welt. Drei Monate später fließt der Brisbane-River gemächlich gen Pazifik, die Skyline spiegelt sich auf seiner Oberfläche. In den Straßen rund um den Fluss ist nichts mehr zu sehen von der mächtigen Flutwelle, 20 000 freiwillige Helfer haben Häuser, Asphalt und Grünanlagen befreit vom Schlamm.
Jetzt erlebt man eine relaxte Großstadt, Menschen schlendern durch die Straßen, der Verkehr wälzt sich langsam über die Story Bridge, die große Metall-Hängebrücke aus den 1940er Jahren, einem der Wahrzeichen der Stadt. Man muss schon suchen, um noch Folgen der Flut zu finden. Doch gegenüber der Story Bridge sieht man einen Steg, er ist unterbrochen für ein paar Meter, nimmt seinen Weg auf dem Wasser wieder auf, endet abrupt – vor der Flut verlief der Steg am ganzen Ufer entlang, war beliebt bei Spaziergängern und Joggern. Jetzt sind nur einige Planken geblieben. 200 Meter weiter stehen dicke Betonpfeiler im Abstand von 20 Metern im Wasser. Vor einem Vierteljahr gingen über eine Brücke dazwischen Passagiere zur Anlegestelle einer Fähre. Jetzt sieht man an den Pfeilern die Stellen, an denen die Wassermassen sie abgerissen haben. Die Anlegestelle wurde noch nicht wieder hergerichtet.
Flut in Australien
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Direkt gegenüber liegt das Stamford Plaza Hotel, das erste Haus in der City von Brisbane. Hierhin hat der Tourismusverband von Queensland zu einer Pressekonferenz geladen, ein Zeichen soll hiervon ausgehen. Denn während der Flut stand das schlammige Wasser im Foyer. Umgerechnet 15 Millionen Euro wurden seit der Flut in die Renovierung gesteckt. Jetzt scheint es wieder golden von den Wänden, ein neuer Teppich wurde verlegt und es klingt kämpferisch wenn Anna Bligh, Premierministerin von Queensland, auf dem Podium sagt: „Wir sind wieder da!“
Zwölf Millionen australische Dollar hat der Bundesstaat in einem Soforthilfeprogramm für den Tourismus bewilligt. Er ist mit einem Umsatz von umgerechnet sieben Milliarden Euro ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in dem 3,8 Millionen-Einwohner-Bundesstaat. 280 Millionen Euro hat der Tourismus verloren durch die Flutkatastrophe, die Verluste durch den Wirbelsturm Yasi sind darin noch nicht einmal eingerechnet.
Wiederaufbauen gehört zum Geist der Bewohner
„Im Norden von Queensland sind Regionen wirtschaftlich vom Zyklon betroffen, die physisch gar nichts abbekommen haben“, sagt Jan Jarratt, Tourismusministerin von Queensland. „Im Süden sind die meisten Schäden beseitigt – aber das hat sich noch nicht herum gesprochen.“ Die massive Berichterstattung über die Naturkatastrophen hat die Menschen abgeschreckt – und die Meldungen über den Wiederaufbau schaffen es selten in die Schlagzeilen.
Die Flut und der Zyklon waren große Desaster – allerdings muss man down under nur die Zeitung aufschlagen, um zu sehen, dass Naturkatastrophen hier keine Seltenheit sind: In Perth wütete Ende März ein Buschfeuer, Bilder aus Victoria und New South Wales sehen ähnlich aus wie die aus Südqueensland von vor drei Monaten – auch hier sind gerade ganze Straßenzüge überflutet. Australien ist ein Land, in dem es immer extreme Wetterphänomene gibt. Das Anpacken und Wiederaufbauen, das spürt man in vielen Gesprächen mit Betroffenen, gehört zum Geist seiner Bewohner.
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