Stuttgart. . Bei Flügen werden Unmengen an CO2 in die Atmosphäre ausgestoßen - oder der Reiseveranstalter zahlt am Urlaubsort Dumpinglöhne? Es ist gar nicht schwer, eine Reise zu buchen, die nicht auf Kosten von Mensch und Natur geht.

"Wir meinen, Reiseanbieter haben nicht nur die Aufgabe, eine Reise zu veranstalten, sondern auch Informationen zur Verfügung zu stellen", sagt Angela Giraldo von der Kate-Kontaktstelle für Umwelt und Entwicklung in Stuttgart, einer gemeinnützigen Organisation, die Tourismusunternehmen nach Nachhaltigkeitskriterien prüft. CSR heißt das EU-geförderte Zertifizierungsverfahren, an dem Kate beteiligt ist, und mit dem ein Unternehmen seine Nachhaltigkeitsbemühungen dokumentieren kann. CSR steht für "Corporate Social Responsibility", also Unternehmerische Gesellschaftsverantwortung. Firmen, die sich diesem Prozess unterwerfen, müssen weite Teile ihrer Geschäftstätigkeit der Öffentlichkeit zugänglich machen. "Wir glauben, wenn ein Urlauber anfängt, nachzudenken und ihm klar wird, dass beispielsweise 30 Prozent des von ihm investierten Geldes im Land bleiben, dann verreist er gleich mit einem ganz anderen Gefühl. Denn 30 Prozent - das ist sehr viel."

Rücksicht auf Ressourcen wie Wasser und Energie?

Auskunft geben muss ein Reiseanbieter, der sich zertifizieren lässt, unter anderem darüber, ob er in den jeweiligen Urlaubsländern Löhne zahlt, von denen sich eine Familie ernähren lässt, ob er im Restaurant Lebensmittel aus landestypischer Produktion anbietet und wie er vor Ort seinen Müll entsorgt. Aber auch globale Fragen muss er beantworten: Nimmt die Reiseplanung Rücksicht auf Ressourcen wie Wasser oder Energie? Wie viel CO2 fallen für den Reiseweg pro Kunden an? All das lässt sich nachlesen in den CSR-Berichten, welche die Unternehmen auf ihre Webseiten stellen - eine Auflistung der zertifizierten Reisebetreiber wiederum ist auf der Seite tourcert.org zu finden.

220 Indikatoren seien es, nach denen Reiseveranstalter durchleuchtet werden, sagt Angela Giraldo. Dabei müsse ein Unternehmen zunächst keinen Standard erfüllen, sondern ihn dokumentieren - und sich zugleich verpflichten, ihn gegebenenfalls zu verbessern. Und das werde in regelmäßigen Abständen überprüft. "Wir wollen einfach eine größere Entscheidungsgrundlage bieten. Wer eine Reise bei einem zertifizierten Unternehmen bucht, kann sicher sein, dass viele Aspekte stimmen. Welche, das kann er nachlesen", sagt Giraldo.

Buchbar für Ziele auf der ganzen Welt

Buchbar seien Reisen nach CSR-Schema für Ziele auf der ganzen Welt, sagt Giraldo. Abstriche bei der Reisequalität müssten Urlauber nicht befürchten. Doch könnte es sein, dass sie mehr bezahlen müssen: "Wenn es um faire Löhne geht, kann natürlich auch der Reisepreis entsprechend aussehen", erläutert sie. Doch auch das Gegenteil ist möglich. Unter Umständen kann Nachhaltigkeit eine Reise auch preiswerter werden lassen. Steige ein Hotel zum Beispiel auf Solarenergie um, sei dies eine Investition, könne aber mittelfristig zum Strom- und Geldsparen beitragen. "Wenn ein Unternehmen sich besser aufstellen möchte, dann wird es investieren und organisiert sich so besser - und spart letztendlich sogar", sagt die Expertin. Und das merkt dann auch der Verbraucher beim Preis. (dapd).